Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (links) und der chinesische Minister für Industrie- und

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (links) und der chinesische Minister für Industrie- und Informationstechnologie MIAO Wei (rechts).
- (Bild: BMWi/Maurice Weiss)

Wirtschaftsminister Gabriel unterzeichnete in Peking eine gemeinsame Absichtserklärung über die Zusammenarbeit bei digitalen Industrietechnologien. Der Vertrag verbindet den Bereich “Industrie 4.0″ des BMWi mit der chinesischen Initiative “Made in China 2025″ und verstärkt damit die Innovationspartnerschaft zwischen beiden Ländern.

Konkret wollen beide Ministerien die Zusammenarbeit zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen bei der intelligenten Fertigung und der digitalen Vernetzung von Produktionsprozessen politisch flankieren.

Geplant ist eine jährliche gemeinsame Tagung und eine Stärkung der Zusammenarbeit zur Erarbeitung harmonisierter Normen. Unternehmen beider Länder sollen darüber hinaus bei möglichen Pilotprojekten sowie bei der Ausbildung und Weiterbildung im Bereich Industrie 4.0 unterstützt werden. Besonderer Fokus liegt bei sämtlichen Maßnahmen auf kleinen und mittleren Unternehmen.

Vorsicht: Technologietransfer

Eine engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China bei der digitalen Vernetzung der Industrie ist nach Einschätzung des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) allerdings auch mit gravierenden Risiken verbunden.

“Es ist naheliegend, dass mit Deutschland und China die beiden führenden Industrienationen die Zusammenarbeit in diesem Feld suchen”, sagte HWWI-Direktor Christian Growitsch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Damit könnten sie der digitalen Marktführerschaft der USA etwas entgegensetzen.

“Die Erfahrungen zeigen aber: Bei Gemeinschaftsunternehmen ist ein massiver Transfer von Technologie zu erwarten”, warnte Growitsch jedoch. Wenn es um die Datensammlung und -übermittlung im Produktionsprozess gehe, dann stelle sich die Frage: “Macht das zukünftig eine Firma wie Siemens als Hersteller der Produktionstechnik, eine Bosch als Industriedienstleister, Google als Informationsdienstleister oder ein Maschinenbauer aus China?”, fragt sich der HWWI-Chef.

Im Bereich digitaler Industrieanwendungen könne China technologische Rückstände viel schneller aufholen als bei der klassischen industriellen Fertigung von Hightech-Produkten und sich so Vorteile für die eigene Industrie verschaffen. “Kooperiert Deutschland mit den USA, teilt man sich das neue Geschäft. Kooperiert man mit China, verliert Deutschland womöglich seinen industriellen Kern”, befürchtet Growitsch.

Karoline Kopp

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