Mo Meidar war seit seinem Einstieg bei MAG in der Branche eine umstrittene Persönlichkeit

Mo Meidar war seit seinem Einstieg bei MAG in der Branche eine umstrittene Persönlichkeit Archiv). (Bild: Archiv)

von Sebastian Moser

LANDSBERG (ks). Rolf Rickmeyer, seit Anfang November Vorsitzender der Geschäftsführung der MAG Europe GmbH, dankte im Namen des europäischen MAG Managements dem bisherigen Eigentümer der Gruppe: „Mo Meidar hat die MAG Gruppe aus namhaften deutschen sowie internationalen Werkzeugmaschinenmarken zusammengeführt und einen modernen Technologieanbieter formiert. Die Entscheidung von Herrn Meidar, die Geschäftsanteile in ein Treuhandmodell zu überführen, verdient unseren größten Respekt. Damit ist der Weg frei, der Gesellschaft mit einem neuen Investor Eigenkapital zuzuführen, um auch in Zukunft die Innovationskraft des Unternehmens zu erhalten“. Damit findet das 2005 spektakulär ins Leben gerufene Experiment „US-amerikanischer Großinvestor israelischer Abstammung trifft auf konservativen deutschen Werkzeugmaschinenbau“ sein jähes Ende.

Von Anfang an stand Meidars Plan, den weltweit größten Werkzeugmaschinenkonzern zu schmieden, nicht immer unter einem guten Stern (siehe Titelgeschichte aus Produktion 3/2006): Stets munter drehte sich das Personalkarussell bei MAG, traditionsreiche Unternehmen wie Witzig & Frank bluteten aus, fragwürdige Produktoffensiven wie die bald wieder aufgegebene Einführung einer eigenen CNC-Steuerung wurden gestartet. Zu den Skeptikern gehörte von Anfang an Dietmar Hermle, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der renommierten schwäbischen Werkzeugmaschinenschmiede Hermle AG: „Der neue Investor wird mit allen Mitteln versuchen, Geld aus den kränkelnden Unternehmen zu pressen. Um das zu erreichen, werden Mitarbeiter entlassen und die Lieferanten preislich unter Druck gesetzt. Dann wird er seine Anteile wieder verkaufen.“, so der Hermle-Chef im Interview mit unserer Zeitung Ende 2005. Und mit dieser Einschätzung lag er augenscheinlich nicht ganz daneben.

Anschaulichstes Beispiel ist das Ende 2005 in Meidars Imperium eingegliederte Traditionsunternehmen Witzig&Frank:  Noch in den Jahren vor der Übernahme soll der Offenburger Maschinenbauer Renditen von mehr als 15 % erzielt haben. Der damalige Mutterkonzern Thyssen-Krupp bezeichnete das Unternehmen als „Perle“ und ließ der Geschäftsführung weitgehend freie Hand. Dann kam die Übernahme durch Mo Meidar und den Mitarbeitern wehte bald ein eiskalter Wind ins Gesicht: Entlassungen, abenteuerliche Zielvorgaben sowie das polternde Auftreten des im Privatjet angereisten Mo Meidar schockierten und verunsicherten Mitarbeiter und Zulieferer. Angeblich verschwanden Millionenbeträge vom Konto des Unternehmens und sicher verschlechterte sich das Arbeitsklima rapide. Etliche Leistungsträger quittierten den Dienst und nach einem jahrelangen Prozess des Ausblutens erfolgte dann mit der Pleite des Unternehmens im Jahr 2009 das finale Ende. Dass es dazu kam, erscheint im Nachhinein auch wenig überraschend. So verfügt die Badische Zeitung über Unterlagen, in denen der gebürtige Israeli und einstmalige Soldat Mo Meidar sich wie folgt zum Zweck eines Unternehmens äußert: „Ein Unternehmen hat nicht die Aufgabe Güter zu erzeugen, Kunden zu bedienen, Mitarbeiter zu beschäftigen oder viele Arbeitsplätze zu bieten. Nein, Hauptaufgabe eines Unternehmens ist das Erzielen von Gewinnen!“. Auch laut Berichten der Wirtschaftswoche wird Meidar von den deutschen Mitarbeitern seines Imperiums gerne als „Cowboy“ bezeichnet. Wer das Wirken des breitschultrigen Hünen im Unternehmen überlebt habe, spreche mit einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht über ihn. Widerspruch habe Meidar nicht geduldet und wer es dennoch gewagt habe, musste sein Imperium schnell verlassen. Böse Zungen behaupten gar, Meidar verwechsle das Geschäftsleben mit der Erstürmung der Golan-Höhen, an der er 1967 als junger Hauptmann der israelischen Armee beteiligt war.

“Meidars raubeiniger Umgang mit den Banken und das Ergebnis”

Besonders raubeinig ist auch sein Umgang mit den Banken: „Meidar neigt dazu, die Finanzierungen auf Kante zu nähen. Das führte, gepaart mit seiner brachialen Art, schon immer zu Spannungen“, berichtete einer der gefeuerten MAG-Europe-Geschäftsführer der Wirtschaftswoche. So wurde ein eigentlicher Segen zum Fluch: Im Jahr 2011 wurde der Konzern von der Auftragsflut des plötzlich einsetzenden Booms überrascht und brauchte dringend Geld für entsprechende Investitionen. Mit der erfolgreichen Platzierung einer Unternehmensanleihe im Januar 2011 gelang es Meidar jedoch zunächst, den Banken ein Schnippchen zu schlagen. Die finanzielle Verschnaufpause währte allerdings nicht lange: Im Mai erwarb Meidar den französischen Maschinenbauer Forest-Liné, laut Insidern für rund 20 Mio Euro. Und hatte sich damit prompt wieder finanziell übernommen. Laut Berichten der Wirtschaftswoche gelang es ihm erst im letzten Moment, die Banken auf seine Seite zu bekommen. Dazu einer seiner ehemaligen Manager lakonisch: „Wir haben den Abgrund gesehen“.

Wo viel Schatten ist, muss aber auch viel Licht sein: Aus einer Reihe kränkelnder Werkzeugmaschinenbauer schmiedete Meidar seit 2005 mit MAG Europe einen Branchenriesen mit einem Umsatz von rund 526 Mio Euro im Jahr 2011. Zudem gelang es ihm, große Kunden wie Daimler oder VW zu gewinnen. Das ein oder andere Unternehmen der Gruppe würde ohne die Übernahme vermutlich gar nicht mehr existieren. Ebenfalls bemerkenswert: Alleine in den ersten beiden Quartalen des laufenden Geschäftsjahres stieg der Auftragseingang um 125%. Überm Berg ist die die deutsche Tochter MAG IAS indes längst noch nicht: Bei 105 Mio Euro Umsatz machte sie einen Verlust von 23,5 Mio Euro. Es dürfte nach dem Rückzug Meidars also alles andere als einfach sein, neue Investoren zu finden.

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