Peter Carlsson

Peter Carlsson ist CEO von Northvolt. Er hat das Ziel, die grünste Batteriezelle der Welt herzustellen. - (Bild: Northvolt)

Von Tesla zum Tesla-Konkurrenten: Peter Carlsson hat vor einigen Jahren die Seiten gewechselt und stellt mit seiner Firma Northvolt nun selbst Batterien her. Aber von vorne: Industrieproduktion ist dem Schweden praktisch in die Wiege gelegt worden. Er habe es als Schuljunge sehr genossen, seinen Vater bei der Arbeit bei Scania zu besuchen, sagte er der ‚FAZ‘. Es sei eine Fabrik mit einer „unglaublich starken Seele“ gewesen. „Das hat mich immer fasziniert“, erklärte er.

Und diese Faszination ist geblieben. Nach Stationen bei dem niederländischen Halbleiterhersteller NXP und Sony Ericsson heuerte er 2011 bei Tesla an. Dort hat er als Global Head of Sourcing and Supply Chain unter anderem die Vorbereitungen für die Gigafabrik im US-Bundesstaat Nevada geleitet.

Fünf Jahre später gründete Carlsson dann zusammen mit einem anderen Ex-Tesla-Manager Northvolt und ist auch der CEO des Unternehmens. Der „kühne und einfache Plan“, wie es auf der Unternehmensseite heißt: Die Zukunft der Energie zu ermöglichen, indem wir die grünste Batteriezelle der Welt entwickeln und eine europäische Versorgung mit Batterien aufbauen.“ Dafür baute Northvolt in Schweden Giga-Fabrik.

Welche Unternehmen gehören alles Carlssons Ex-Chef und Tesla-Gründer Elon Musk? Hier erfahren Sie es:

Northvolt setzt auf Wasserkraft

Die Mission sei es, die grünste Batterie mit einem minimalen Kohlenstoff-Fußabdruck zu den höchsten Anforderungen für Recycling zu bauen. Um das zu erreichen, will Northvolt durch den Bau der größten Lithium-Ionen Batteriefabrik Europas nachhaltige Batteriezellen und –systeme liefern.

Die Batterieherstellung sei sehr energieaufwändig, erklärte Carlsson auf einer Paneldiskussion. Deshalb setze Northvolt auf Wasserkraft als Energiequelle, um eine bessere Klimabilanz für die Batterien zu erhalten. Das Unternehmen sei ein Pionier im Aufbau solcher Fertigungsprozesse in Europa.

Ein solches Vorhaben geht natürlich nicht alleine. Deshalb ging Carlsson auf Investorensuche. Konzerne wie ABB und Siemens haben bereits jeweils zehn Millionen Euro investiert. Und auch die Europäische Investitionsbank beteiligt sich durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen an der Gigafabrik im schwedischen Skellefteå.

So sieht die Zusammenarbeit mit Volkswagen aus

Ein weiterer Partner: Volkswagen. 2019 gründeten die beiden Unternehmen ein Joint Venture, um Lithium-Ionen-Batterien zu produzieren. 

VW investierte rund 900 Millionen in das Joint Venture. Eine weitere Summe ging direkt an Northvolt. Dafür bekam der Autobauer 20 Prozent der Northvolt-Anteile und einen Sitz im Aufsichtsrat. Geplant war, zusammen ein VW-Werk in Salzgitter zu errichten, in dem ab 2023/204 Batterien hergestellt werden.

Diese Pläne haben sich inzwischen geändert. Im März 2021 wurde bekannt, dass VW die Batteriefabrik nun im Alleingang errichten will. Der Grund für die Kehrtwende ist laut ‘Wirtschaftswoche‘, dass dem deutschen Autobauer der Fortschritt zu langsam ging. Da Northvolt gleichzeitig die Fabrik in Schweden aufbaut, sei das Unternehmen überfordert, hieß es.

Die neue Vereinbarung sieht nun vor, dass Northvolt in eben genau dieser Fabrik „Premium-Batteriezellen“ für Porsche-Fahrzeuge herstellt. Die Produktion dafür soll 2023 starten.

Northvolt will Gigafabrik in Schleswig-Holstein bauen

Inzwischen plant Northvolt zudem eine eigene große Batteriezellenfabrik für Elektroautos in Schleswig-Holstein. Die Bundesregierung sowie die Landesregierung teilten im Mai 2023 mit, dass sie die Errichtung einer Gigafactory von Nothvolt in Heide zu unterstützen. Die Förderung stehe noch unter dem Vorbehalt der beihilferechtlichen Genehmigung durch die EU-Kommission, teilten das Bundeswirtschaftsministerium, die Landesregierung und Northvolt mit.

Carlsson sagte, mit dem Engagement der Bundesregierung im Rücken habe Northvolt beschlossen, die nächsten Schritte für den Ausbau zu gehen.

Die Förderung werde eine milliardenschwere private Investition freisetzen, die 3.000 direkte Arbeitsplätze in Heide und Tausende weitere in der umliegenden Industrie und im Dienstleistungssektor schaffen werde, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung.

Das jährliche Produktionsvolumen nach dem Hochlauf der Fabrik werde 60 Gigawattstunden betragen und rund eine Million Elektrofahrzeuge mit hochwertigen Batteriezellen aus deutscher Produktion versorgen.

Zwei Mitarbeitende in Schutzkleidung stehen an einem Monitor
In den Nothvolt Labs wird zur Batteriezelle geforscht. - (Bild: Northvolt)

Hier ist Northvolt auch aktiv

Daneben investiert Northvolt in das Recycling von Batterien und arbeitet dabei mit zwei schwedischen Universitäten zusammen. Dadurch konnte eine Methode entwickelt werden, bei der Batterien zerbrochen werden, um sie dann mit einer Biomethode die Rohmaterialien zu extrahieren. So könne man 90 Prozent der Rohstoffe recyceln, so Carlsson auf einer VW-Veranstaltung.

Neben Schweden und Deutschland ist Northvolt auch noch in Polen vertreten, wo Batteriemodule montiert werden sollen.

Zusammen mit VW und anderen Partnern hat Northvolt außerdem die „European Battery Union“ gegründet, um die Batterieforschung in Europa voranzutreiben. Vorrangiges Ziel ist ein deutlich umfassenderer Kompetenzaufbau bei der Batteriezellfertigung.

The future of the battery – VW-Paneldiskussion mit Peter Carlsson

Und was denkt Carlsson über die Gigafabrik seines Ex-Arbeitgebers Tesla in Brandenburg? „Kurzfristig bedeutet das mehr Wettbewerb bei der Rekrutierung in Norddeutschland“, erklärte er. Er sehe es aber positiv, dass Tesla stärker in Europa investiert. Denn: „Wir sind in keiner Weise Konkurrenten.“ Beide Unternehmen hätten die gleichen Ambitionen. Nur Tesla baue die Batterien ausschließlich für seine eigenen Fahrzeuge.

Die Batterieproduktion in Europa liegt dem Schweden sehr am Herzen. Um im Wettbewerb voranzukommen, brauche es jedoch genügend Fachkräfte, betonte er auf der VW-Paneldiskussion. Das Wachstum hänge davon ab, wie schnell man qualifizierte Fachkräfte ausbilden könne, sagte er. Der Northvolt-CEO rechnete vor, dass allein für die Batteriefertigung in Schweden 3.000 bis 3.500 Fachkräfte nötig seien.

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