Blick in die Batteriesystemfertigung im Werk Braunschweig von Volkswagen

Der Ausbau der Elektromobilität ist für Volkswagen der Kern der Konzern-Dekarbonisierung. Das Werk Braunschweig wird dafür das Zentrum für Batteriesysteme. (Bild: Volkswagen AG)

Das Thema CO2-Neutralität ist einfach nicht mehr zu ignorieren. Auch nicht - oder schon gar nicht - für die Automobilindustrie. Denn hier gilt es gleich zwei Hebel umzulegen. Zum einen muss die eigene Produktion samt Lieferketten CO2-neutral gestaltet werden, zum anderen muss natürlich - und das ist der viel größere Hebel - der Flottenverbrauch reduziert und letztlich auf Null gebracht werden. Sicherlich ist das eine Herkulesaufgabe, dennoch haben VW und Porsche bereits Lösungen gefunden und auch schon konkrete Pläne, wie sie das große Ziel der CO2-Neutralität erreichen wollen.

Doch warum hat das Thema Dekarbonisierungsindex in den letzten Jahren so an Fahrt aufgenommen und ist für Volkswagen so wichtig? Diese Frage beantwortet Tina Dettmer, Group Lead Decarbonisation Index bei der Volkswagen AG: "Ein initialer Punkt war, dass wir vor drei Jahren gefragt haben, welchen Impact wir mit den Fahrzeugen haben, die wir auf den Markt bringen – im Verhältnis zu den weltweiten Treibhausgasemissionen. Rechnet man nur die PKW, ist es ein Prozent."

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Frau hält ein Tablet in der Hand und wählt auf dem Display Beiträge aus, die außerhalb des Tablets virtuell angezeigt werden
(Bild: mi connect)

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Zieht man laut Dettmer auch die Busse und LKW von Scania und MAN und rechnet dann noch die Energy Solutions mit den großen Schiffmotoren dazu, dann sind es schon drei Prozent. "Das ist eine imposante Zahl und damit geht mit unseren Produkten eine große Verantwortung einher. Unser Vorstand hat somit erkannt, dass es eine Relevanz hat, ob wir etwas zu diesem Thema machen oder nicht", verdeutlicht Dettmer.

Das Neutralitätsziel liegt laut Dettmer im Jahr 2050, dann sollen VW und seine Produkte bilanziell CO2-neutral sein. "Aber wir haben uns auch ein Science based target für 2030 gesetzt. Bis dahin wollen wir im Vergleich zu 2018 die Emissionen pro Fahrzeug um 30 Prozent über den Lebensweg der Fahrzeuge reduzieren – ohne Kompensation, sondern nur durch Reduktion von Emissionen im Lebensweg unserer Fahrzeuge", unterstreicht Dettmer.

Tina Dettmer, Group Lead Decarbonisation Index bei der Volkswagen AG
(Bild: Volkswagen)

"Wir haben uns ein Science based target für 2030 gesetzt. Bis dahin wollen wir im Vergleich zu 2018 die Emissionen pro Fahrzeug um 30 Prozent über den Lebensweg der Fahrzeuge reduzieren – ohne Kompensation, sondern nur durch Reduktion von Emissionen", sagt Tina Dettmer, Group Lead Decarbonisation Index, Volkswagen AG.

So kommt VW mit der Dekarbonisierung voran

"Wir haben gemeinsam mit unseren Marken einen Dekarbonisierungsindex entwickelt, also einen Key performance indicator (KPI), der uns hilft, dieses Ziel zu operationalisieren", fährt Dettmer fort. Es soll ein KPI sein, der den ganzen Lebensweg abbildet. "Das Operationalisieren ist möglich, indem wir uns idealerweise auf ein Fahrzeug beziehen. Also haben wir den DKI, der das CO2-Emissionsinventar unseres Konzernportfolios abdeckt und in Tonnen CO2 pro Fahrzeug gemessen wird. Man fängt halt bei der Kobaltmine an und denkt das ganze bis zum Schredder zu Ende", erläutert Dettmer.

Elektromobilität als Kern der Konzern-Dekarbonisierung

Die CO2-Emissionen lassen sich laut Dettmer folgendermaßen untergliedern: 13 % entfallen auf die Supply Chain, zwei Prozent auf die (Inhouse-) Produktion, 13 % auf die Kraftstoff- & Stromvorketten und die Fahremissionen haben mit 66 % den Löwenanteil. Hinzu kommen sechs Prozent Emissionen aus Recyclingprozessen & Sonstigem. "Auf die Marken Audi, Porsche, Skoda, Seat VW und VW Nutzfahrzeuge kommt ein Wert von 48 t CO2e pro Fahrzeug - bezogen auf das Kahr 2018", beschreibt Dettmer.

Spannend wird also die neue Welt mit dem (Elektro-) ID.3 im Vergleich zum Golf 8 als Benziner oder Diesel. "Bei dem ID.3 erhalten wir hohe Emissionen aus der Stromverkettung, aber es fallen natürlich die kompletten Fahremissionen weg. Wir erkaufen uns das Reduzieren der Fahremissionen durch einen höheren Footprint in der Supply Chain. Das resultiert in erster Linie durch die Batterien, die einen hohen Footprint mitbringen. Man sieht, dass die Elektrifizierung unserer Flotte der Kern der Dekarbonisierung sein wird", verdeutlicht Dettmer. Diese müsse natürlich durch andere Reduktionsmaßnahmen ergänzt werden.

"Die neuen Hotspots sind also die Bereitstellung der Fahrenergie. Da geht es darum, die Energiewende zu beschleunigen, so dass das batterieelektrische Fahrzeug seine volle Klimaschutzwirkung nur entfaltet, wenn es richtig geladen wird", so Dettmer. Beim ID.3 gebe es ein großes Potenzial von 13,3 Tonnen Einsparmöglichkeit.

"Denken wir also langfristig Richtung Klimaneutralität, bleibt unsere große Aufgabe, die Supply Chain zu dekarbonisieren. Das können wir natürlich nicht alleine, sondern sind darauf angewiesen, dass wir extrem gut über die Lieferketten zusammen arbeiten und es gemeinsam voranbringen", unterstreicht Dettmer.

Battery electric vehicle heute schon mit der besten Klimabilanz

Die Grafik zeigt, dass es bei dem ID.3 mehr Emissionen aus der Stromverkettung im Vergleich zum Benziner und Diesel gibt, dafür fallen die kompletten Fahremissionen weg. Das Reduzieren der Fahremissionen ergibt allerdings einen höheren Footprint in der Supply Chain. In Summe steht der ID.3 besser da.
Bei dem ID.3 gibt es mehr Emissionen aus der Stromverkettung im Vergleich zum Benziner und Diesel, dafür fallen die kompletten Fahremissionen weg. Das Reduzieren der Fahremissionen ergibt allerdings einen höheren Footprint in der Supply Chain. In Summe steht der ID.3 besser da. Nun gilt es, die Bereitstellung der Fahrenergie für batterieelektrische Fahrzeug aus regenerativen Energien zu gewinnen. (Bild: Volkswagen)

Alles Wissenswerte zum Thema CO2-neutrale Industrie

Sie wollen alles wissen zum Thema CO2-neutrale Industrie? Dann sind Sie hier richtig. Alles über den aktuellen Stand bei der klimaneutralen Industrie, welche technischen Innovationen es gibt, wie der Maschinenbau reagiert und wie die Rechtslage ist erfahren Sie in dem Beitrag "Der große Überblick zur CO2-neutralen Industrie".

Um die klimaneutrale Industrie auch  real werden zu lassen, benötigt es regenerative Energien. Welche Erneuerbaren Energien es gibt und wie deren Nutzen in der Industrie am höchsten ist, lesen Sie hier.

Oder interessieren Sie sich mehr für das Thema Wasserstoff? Viele Infos dazu gibt es hier.

So ist Porsche an seinen Standorten klimaneutral geworden

Inwieweit es Porsche geschafft hat, an seinen Standorten klimaneutral zu werden, beschreibt Anke Höller, Leiterin Umwelt- und Energiemanagement, Porsche AG: "Die Automobilindustrie steht vor der größten Transformation in der industriellen Geschichte. Wir versuchen das so smart wie möglich zu machen – mit Konnektivität und Elektrifizierung sowie Digitalisierung. Das läuft unter dem Thema Porsche Produktion 4.0."

Unter dem Aspekt ‚Green‘ geht Porsche den Weg ‚Go to zero‘, was laut Höller das Konzernziel ist. Wir haben die Vision einer Fabrik und von Produkten ohne Umweltauswirkungen. Starten muss der Gedanke im Management mit der entsprechenden Planung", betont Höller.

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Biomasse, Wasserstoff, Windkraft und PV bei Porsche

Am Standort Leipzig hat Porsche laut Höller bereits ein Biomassekraftheizwerk im Einsatz und zudem einen Truppenübungsplatz renaturiert. "Wir versuchen dort auch mit dem Netzwerkbetreiber Ontras einen Versorgungspark zu ermöglichen, derzeit wird bereits an Wasserstoffleitungen gearbeitet, um dort eine komplette Industrie versorgen zu können. In der Nähe sind ja auch der Flughafen Leipzig sowie das BMW-Werk und DHL", blickt Höller nach vorn.

Außerdem habe der Sportwagenhersteller Naturstrom aus verschiedenen Wasserkraftwerken eingekauft, sei aber gerade dabei, selber Strom aus regenerativen Energien zu erzeugen. "Im Jahr 2025/26 wollen wir 100 Prozent Strom aus eigener Erzeugung über Windräder und PV-Anlagen erzielen. Zudem bauen wir Energiespeicher aus unseren alten Lithium-Batterien. Eine Biogasversorgung bekommen wir demnächst auch für den Standort Zuffenhausen", freut sich Höller. Außerdem habe Porsche bei den Werkstransporten auf Gas- und Elektro-LKW umgestellt.

So geht Porsche mit den Emissionen seiner Fahrzeuge um

Nachdem die Nutzungsphase für den größten Teil der CO2-Emissionen verantwortlich ist, geht Porsche neben der oben angesprochenen Elektromobilität noch einen zusätzlichen Weg, denn auch Erneuerbare Kraftstoffe sind laut Höller ein großes Thema bei Porsche. "Wir haben jetzt dazu die erste E-Fuel Anlage gemeinsam mit Siemens in Chile errichtet, denn Chile hat weltweit die beste Windenergieausbeute, um die Verbrenner auch noch zukunftsfähig nutzen zu können – auch wenn die Strategie Elektromobilität lautet. Aber 75 Prozent der Fahrzeuge von Porsche sind immer noch auf dem Markt. Schließlich können auch Oldtimer noch mit E-Fuels fahren", blickt Höller nach vorn.

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