Ein Mann überprüft eine Brennstoffzelle. Im Hintergrund sind weitere Arbeiter des Werkes zu sehen.

Daimler und Volvo wollen künftig gemeinsam Brennstoffzellen produzieren. Das Bild zeigt die Montagelinie für eine Brennstoffzellen-Antriebseinheit in Kirchheim-Nabern. - (Bild: Daimler.)

Es sei eines der Höhepunkte seiner 30-jährigen Karriere, ja sogar ein historischer Schritt: Wenn Martin Daum, CEO von Daimler Truck über die neue Zusammenarbeit von Volvo spricht, kann man fast sehen, wie seine Augen leuchten – und dass obwohl die Pressekonferenz nur telefonisch war. Der Grund für Daums Freude: Daimler Trucks und Volvo haben ein gemeinsames Joint Venture gegründet, um Brennstoffzellen für Lastwagen herzustellen.

Oder mit den Worten von Volvo-Boss Martin Lundstedt: Man wolle nachhaltigen Transport auf das nächste Level heben. Konkret wollen die beiden Nutzfahrzeughersteller in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts schwere Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge für den Fernverkehr in Serie produzieren. Erste Fahrzeuge sollen bereits 2024 und 2025 über die Straßen rollen, sagte Lundstedt.

Durch neue EU-Richtlinien müssen die CO2-Emissionen in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden – auch bei Fahrzeugen. Schwere Lastwagen müssen klimaschädliche Abgase bis 2025 um 15 Prozent im Vergleich zu 2019/20 und bis 2030 gar um 30 Prozent reduzieren.

Daimler und Volvo: Konkurrenz bleibt trotz Joint Venture bestehen

Die Branche benötige Lösungen, die nachhaltiger sind, sagte Lundstedt deshalb. Wasserstoff sei dabei ein wichtiger Teil des Puzzles. Die Dekarbonisierung in der Industrie sei massiv. Kein Unternehmen könne das allein bewerkstelligen.

Beide CEOs betonten jedoch, dass die Unternehmen in allen Geschäftsfeldern weiterhin Wettbewerber bleiben – mit Ausnahme des Joint Ventures. Denn dadurch wollen die Autobauer nicht nur ihre Kräfte bündeln, sondern auch die Entwicklungskosten für beide Unternehmen senken und die Markteinführung von Brennstoffzellensystemen für den schweren Transport und Langstrecken beschleunigen.

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Für diese Ziele des „Green Deals“ investieren die beiden Konzerne hohe Summen: Daimler wird alle seine derzeitigen Brennstoffzellen-Aktivitäten zusammen mit rund 250 Mitarbeitern und der 25-jährigen Erfahrung in diesem Bereich in das neue Joint Venture bringen. Volvo kauft für 600 Millionen Euro die Hälfte des Gemeinschaftsunternehmens.

Beide Unternehmen investieren hohe Summen

Darüber hinaus soll in den kommenden Jahren weiter Geld in die Zusammenarbeit gesteckt werden. Wie hoch die Summe sein wird, konnte Daum noch nicht sagen. Er sprach aber zu Beginn von je 100 Millionen Euro von beiden Autobauern. Man werde in den kommenden Jahren jedoch noch mehr Geld investieren.

Die Zentrale des Joint Ventures wird in Nabern (Baden-Württemberg) sein, wo derzeit der Hauptsitz von Mercedes Benz Fuel Cell ist. Produktionsstätten sind in Deutschland und Kanada geplant. Das Unternehmen sei zwar in Europa ansässig, langfristig sollen die Trucks aber auch in der restlichen Welt zum Einsatz kommen. „Damit diese Vision jedoch Wirklichkeit werden kann, müssen auch andere Unternehmen und Institutionen diese Entwicklung unterstützen, nicht zuletzt, um die erforderliche Kraftstoffinfrastruktur aufzubauen“, sagte Lundstedt.

Ganz in trockenen Tüchern ist der „Green Deal“ allerdings noch nicht: Beide Unternehmen haben bisher nur eine vorläufige Vereinbarung unterzeichnet, die nicht bindend ist. Eine bindende Vereinbarung soll bis zum dritten Quartal folgen und steht unter dem Vorbehalt der zuständigen Wettbewerbsbehörden.

Spannender Hintergrund: Großaktionär sowohl bei Daimler als auch bei Volvo ist der Milliardär Li Shufu. Er ist Gründer des chinesischen Autokonzerns Geely und hat schon mehrere Kooperationen vorangetrieben.

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Fakten zu Brennstoffzellen:

Eine mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle wandelt die chemische Energie des Brennstoffs, in diesem Fall Wasserstoff, und den Sauerstoff aus der Luft in Elektrizität um. Diese Elektrizität betreibt die Elektromotoren des Elektrofahrzeugs.

Es gibt zwei Methoden zur Herstellung des benötigten Wasserstoffs. Der so genannte grüne Wasserstoff kann lokal an der Tankstelle erzeugt werden, wobei Strom verwendet wird, um Wasser in Wasserstoff umzuwandeln. Oder blauer Wasserstoff der aus Erdgas hergestellt wird, wobei die Technologie der Kohlenstoffabscheidung genutzt wird, um einen kohlenstoffneutralen Brennstoff zu erzeugen.

Quelle: Daimler

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