HoloLens bei Schwan Cosmetics

Schwan Cosmetics weiß, wie sich der Einsatz von Datenbrillen à la HoloLens am Arbeitsplatz am besten in Angriff nehmen lässt: „New Work“ mittels Virtual Reality beziehungsweise Augmented Reality. - (Bild: T-Systems)

Murfreesboro im US-Bundesstaat Tennessee: David Wilson versteht die Welt nicht mehr. Seit Tagen verliert das Kühlaggregat einer Produktionsmaschine bei Schwan Cosmetics USA Leckwasser. Er lässt die Maschine prüfen, Bauteile austauschen, schreibt Mails ans Headquarter im deutschen Heroldsberg. Ohne Erfolg. Deshalb setzt Wilson nun eine HoloLens-Brille auf, geht nah an das Kühlgerät und lässt sich dabei von drei Experten im 7.500 Kilometer entfernten Heroldsberg virtuell über die Schulter schauen.

Bis einer der Männer im virtuellen Teamwork erkennt, dass bei der letzten Montage ein Stopfventil in der Leitung vergessen wurde. „Darauf wäre, wer auch immer, allein niemals jemand gekommen“, sagt Bernd Preuschoff, Senior Vice President Digital Transformation bei Schwan Cosmetics, der in Kooperation mit der T-Systems Multimedia Solutions die HoloLens-Anwendung zur Fernwartung entwickelt hat.

Ein klarer Beweis dafür, dass man Potenzial und Dynamik der Digitalisierung bei Schwan Cosmetics nicht nur theoretisch längst erkannt hat. Die im 19. Jahrhundert gegründete Industrieholding, deren Produkte jeder kennt – wie den Textmarker „Boss“ oder die Eye- und Lipliner namhafter Kosmetikmarken, richtet seine Prozesse vielmehr bereits konsequent in der Praxis danach aus. Wie etwa bei der Wartung der hochautomatisierten Schwan Cosmetics-Produktionsanlagen, die nicht nur in Franken, sondern auch in China, Mexiko, Indonesien, Tschechien, Kolumbien und Brasilien stehen.

Mehr als digitale Kosmetik

Wie es in der Kosmetikbranche üblich ist, unterliegen alle klinisch sauberen Fabrikhallen von Schwan Cosmetics strengen Vorgaben – egal auf welchem Kontinent. Das Expertenwissen rund um die Hightech-Maschinen befindet sich dagegen nicht überall auf demselben Level.

Fallen Maschinen aus, drohen kostspielige Produktionsausfülle, versierte Techniker müssen eingeflogen werden, was ebenfalls Zeit und Geld kostet. Deshalb verstand man bei Schwan Cosmetics schnell, wie sich der Einsatz von Datenbrillen à la HoloLens am Arbeitsplatz am besten in Angriff nehmen lässt: „New Work“ mittels Virtual Reality beziehungsweise Augmented Reality lautete das Ziel.

Wie funktioniert Augmented Reality?

Unter „Augmented Reality“ (AR) – wörtlich übersetzt: „erweiterte Realität – versteht man das Zusammenspiel von digitalem und analogem Leben, sei es über die Kamera des Smartphones oder eine spezielle AR-Brille. Diese Brille schottet den Nutzer aber im Gegensatz zu einer VR-Brille nicht komplett von seiner Umgebung ab, ihm werden vielmehr zusätzliche Informationen über sein Umfeld eingeblendet. So kann etwa einem Lagerarbeiter angezeigt werden, in welchem Regal er das gesuchte Ersatzteil findet, dem Mechaniker können nützliche Informationen über das technische Bauteil eingespielt werden, das er reparieren soll, oder dem Monteur komplexe Montageinstruktionen.              

Zudem kam es auf den richtigen Ansatz an. „Es wird digitalisiert, was digitalisiert werden kann“, so Lars Vogel, Standortleiter München der T-Systems Multimedia Solutions. Damit aber daraus mehr als digitale Politur und Kosmetik resultiert, wird bei dem Produzenten von Eyelinern, Liplinern und Kajalstiften Digitalisierung tatsächlich gelebt.

„Digitalisierung fängt in unserem Haus bei den Kollegen an. Wenn man heute jemanden fragt, ob er Augmented und Virtual Reality in seinem Arbeitsalltag vermisst, ist das, als hätte man vor 15 Jahren gefragt, ob er ein Smartphone vermisst“, erklärt Bernd Preuschoff, SVP Digital Transformation Schwan Cosmetics. Ihm war es deshalb wichtig, die HoloLens im Betrieb „zu entmystifizieren, sie spielerisch einzuführen“, wie er betont.

Remote-Wartung via HoloLens – Interview mit Michael Wazlav (Schwan Cosmetics).

Technologie greifbar machen

Preuschoff und seine Kollegen sprachen daher mit dem Betriebsrat, tourten durch die Firma und machten die Technologie sprichwörtlich „greifbar“. Sie ließen die Mitarbeiter die „neue Brille“ anfassen, aufsetzen, ausprobieren.

„Es ist bei unserer Wartung via HoloLens entscheidend, dass die Menschen miteinander reden, sich austauschen und in effizienter Teamarbeit versuchen, Fehler einzugrenzen. Und das ist uns gelungen, indem sie sich zuerst über das neue Werkzeug unterhalten haben und es dann selbst einmal erproben“, so Preuschoff weiter.

Das Ergebnis: eine „porentiefe“ Digitalisierung – und zugleich deren größter Nutzen. Denn die zuerst gewünschten Spareffekte – allein bei den Reisekosten ein hoher fünfstelliger Betrag – sind beinahe en passant eingetreten. Mal ist es ein Maschinenstillstand, der die Mitarbeiter die Mixed-Reality-Brille zücken und sich mit den Kollegen weltweit austauschen lässt, mal die Inbetriebnahme der Anlage im tschechischen Český Krumlov, ein anderes Mal sind es Bedienungshinweise oder Probleme bei der Stiftmontage.

Die HoloLens wurde längst zum alltäglichen Arbeitsgerät, komplizierte Einsätze an den Maschinen werden heutzutage vorher via HoloLens durchgespielt und auch die Mitarbeiter zeigen sich entspannter im Umgang mit neuen Maschinen, denn sie wissen, dass sie im Notfall immer jemand ad hoc virtuell unterstützen kann.

Augmented Reality fördert Wissenstransfer

Zentral sind für Schwan Cosmetics jedoch auch die indirekten Effekte der HoloLens in Form eines immensen Wissenstransfers im Unternehmen. „Jeder, der im Büro tätig ist, kennt das: Windows streikt, man ruft den IT-Support an, es wird geholfen. Nachher ist man allerdings genauso schlau wie vorher.

Inzwischen aber wird der Mitarbeiter beispielsweise in den USA durch die Kollegen hier vor Ort lediglich dabei unterstützt, sein Problem selbst zu lösen. Denn er bekommt nur eine Anleitung und führt die Reparaturmaßnahme mit seinen eigenen Händen durch. Das nächste Mal benötigt er diese Unterstützung vermutlich nicht mehr“, zeigt sich Alexander Sarkissian, Digital Initiative Manager bei Schwan Cosmetics, überzeugt. 

Lars Vogel von T-Systems im Video-Interview zum Thema Collaborative Engineering.

Nachdem HoloLens mittlerweile gelebter Alltag bei Schwan Cosmetics ist, stehen neue Projekte an. Aktuell wird – ebenfalls mit T-Systems – ein digitales Farbmanagement entwickelt. Die Beautyprodukte des Unternehmens gibt es in 350 verschiedenen Texturen und 12.000 unterschiedlichen Farben, die hohe Vielfalt basiert auf den weltweit unterschiedlichen Marktbedürfnissen. Deshalb soll Digitalisierung dabei helfen, Transparenz über das gesamte Farbportfolio zu schaffen und Anwendern die Definition ihrer Wunschfarbe zu ermöglichen.

Was auch immer den Mitarbeitern von Schwan Cosmetics noch einfällt: „Unsere Ansätze verbinden stets Menschen, die kollaborativ etwas in die Wege leiten“, fasst Preuschoff die erfolgreiche Digitalisierungsstrategie des Unternehmens zusammen. Digitalisierung immer zuerst auf Kollegenebene.

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