Prof. Michael Zäh

Prof. Dr. Michael Zäh von der TU München. - (Bild: EMAG)

Herr Prof. Zäh, wo liegen denn im Moment Ihre Forschungsschwerpunkte am Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften?

Prof. Dr. Michael Zäh: Wir haben unter meiner Verantwortung nach wie vor die drei großen Säulen Spanende Werkzeugmaschinen, Füge- und Trenntechnik sowie Additive Fertigung. Innerhalb dieser Themengruppen gibt es die Forschungsfelder, die kleiner sind und an besonders aktuellen Trends ausgerichtet sind.

Derzeit markante Themen sind die Ressourcenschonung an Werkzeugmaschinen und insbesondere die Wechselbeziehungen zur Energiewende, das Fügen und Trennen von Faserverbundwerkstoffen, innovative Fügeverfahren wie das FSW und – last but not least – medizintechnische und andere anspruchsvolle Anwendungen der Additiven Fertigung. Hinzu kommen die beiden Themengruppen meines Kollegen Gunther Reinhart, also Fabrikplanung und Logistik sowie Montagetechnik. Besonders wichtig für das ganze Institut erscheint mir die Nutzung künstlicher Intelligenz als Querschnittsaufgabe und die Batteriefertigung für mobile und stationäre Anwendungen.

Technologie-Forum 2019
Das EMAG Technologieforum findet vom 15.5. bis 16.5. in Salach statt. - (Bild: EMAG)

Welche dieser Schwerpunkte haben Sie als die Zukunftsthemen identifiziert, mit denen sich die Industrie in den nächsten Jahren unbedingt auseinandersetzen muss?

Zäh: Alle genannten Schwerpunkte sind aus meiner Sicht extrem zukunftsträchtig, sowohl mit Blick auf die Forschung als auch auf die Industrie. Unser Anspruch ist ja seit je her, dass wir nah am Bedarf der Industrie forschen. Damit wollen wir zur Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland beitragen, eben indem wir eng mit Unternehmen zusammenarbeiten. Dies hilft auch, die Arbeitsplätze zu sichern.

Der Industrie würde ich die Hinweise geben, die ich schon seit einigen Jahren etwas gebetsmühlenartig predige; in wenigen Stichworten: Bei Industrie 4.0 sorgfältig abwägen, was für das eigene Unternehmen gut ist; dies dann Schritt für Schritt umsetzen, nicht alles auf einmal, sondern einen Schritt nach dem anderen gehen; die Auswirkungen der Energiewende, wie das zukünftig volatilere Energieangebot sowie erhöhte Strompreise, durch Energieflexibilisierung der Maschinen und Anlagen und gegebenenfalls. Eigenerzeugung abfedern; die Augen offen halten zu KI-Ansätzen und sich durch diese inspirieren lassen; engen Kontakt zu den Universitäten suchen, denn die leistungsfähige industrienahe Forschungsinfrastruktur in den Ingenieurwissenschaften in Deutschland ist weltweit einzigartig.

Video: EMAG Technologieforum 2019

Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit diesen Themen?

Zäh: Von den Maßnahmen im Zuge der Energiewende verspreche ich mir einen internationalen Wettbewerbsvorteil des Industriestandortes Deutschland. Ich halte es für zu kurz gesprungen, wenn wir hohe Energiepreise beklagen. Der selbst auferlegte Ausstieg aus der Atomenergie war ein äußert mutiger Schritt, durch den wir uns als Volkswirtschaft selbst zur Innovation auf dem Sektor Energie gezwungen haben. Daraus werden Spitzentechnologien hervorgehen, die sich zu Exportschlagern entwickeln, spätestens dann, wenn andere Länder nachziehen.

Was die künstliche Intelligenz betrifft, sind Ansätze und Algorithmen von der Mathematik und der Informatik meines Erachtens in zunächst ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt worden. Für den Maschinenbau muss es meiner Überzeugung nach nun erst einmal darum gehen, daraus Nutzen zu ziehen und Funktionen des Condition Monitoring und der Predictive Maintenance konsequent umzusetzen, ehe man von der Politik weitere Mittel für KI erwartet. Ich verspreche mir davon unter anderem Kostensenkungen beim Betrieb von Werkzeugmaschinen. Es gibt hier noch viele nicht ausgeschöpfte Potenziale.

Prof. Dr. Zäh
Prof. Zäh von der TU München referiert auf dem EMAG Technologie Forum 2019. - (Bild: EMAG)

In wieweit werden Sie diese Themen auch in Ihrem Vortrag auf dem Technologieforum der EMAG Gruppe näher beleuchten?

Zäh: Ich werde genau auf diese Punkte eingehen und dazu noch den Digitalen Zwilling hinzunehmen. Dazu werde ich Projekt- und Fallbeispiele bringen und mich um eine möglichst klare Darstellung bemühen. Bei aller berechtigten Hoffnung mit Blick auf die neuen Technologien wird in der derzeitigen Diskussion doch das eine oder andere hochgejubelt, sozusagen ein Hype daraus gemacht. Dem möchte ich eine ganz sachliche Sicht entgegenstellen.

Prof. Zäh, danke für das Gespräch und die spannenden Einblicke in Ihre Arbeit und Ihren kommenden Vortrag auf dem EMAG Technologieforum.

Digitalisierung als Megatrend auf dem EMAG Technologieforum 2019

Neben den spannenden Gastvorträgen wird es für den Besucher des Technologieforums zahlreiche weitere Möglichkeiten geben, sich über das Thema Digitalisierung im Werkzeugmaschinenbau zu informieren.

In Ergänzung zu weiteren Vorträgen wird sich der Besucher vor allem im Rahmen der Themenwelt ausführlich mit den Experten der EMAG Gruppe über die von Prof. Zäh bereits angesprochenen Themengebiete austauschen können.

Alle Informationen rund um die Veranstaltung sowie die Möglichkeit sich anzumelden finden Sie hier.

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