Es ist schon erstaunlich, welch‘ große Aufmerksamkeit die Instandhaltung zurzeit erfährt. In vielen Fachpublikationen und Messen werden Bilder von Instandhaltern gezeigt, wie sie mit Tablet oder AR-Brille eine Anlage inspizieren. Und selbst große, überregionale Tageszeitungen berichten von der Instandhaltung, die angeblich davon geprägt sein wird, dass eine Maschine selbstständig ihren Ausfall vorhersagt. Unter dem Schlagwort "Predictive Maintenance" werden uns Visionen aufgezeigt, in denen es angeblich keine überraschenden Störungen mehr geben soll.
Was ist Predictive Maintenance?
Predictive Maintenance oder vorausschauende Wartung ist ein Werkzeug, um die Leistung eines Betriebs zu optimieren. Dadurch können mögliche Ausfälle vorhergesehen und vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden, bevor sie zu kostspieligen Problemen werden. Durch den Einsatz von Predictive Analytics können Fachleute Muster in Daten erkennen, die darauf hinweisen, wann Geräte gewartet oder ausgetauscht werden müssen, sodass sie vorausplanen und Ausfallzeiten reduzieren können. Dies hilft, die Effizienz zu steigern und gleichzeitig die Kosten für Notfallreparaturen oder -ersatz zu senken. Darüber hinaus bietet die vorbeugende Wartung wertvolle Einblicke in den Betriebszustand, sodass bei Bedarf Anpassungen vorgenommen werden können, um im Laufe der Zeit bessere Ergebnisse zu erzielen.
Nun wissen wir, dass dies wahrscheinlich niemals so vollumfänglich eintreffen wird. Störungsbedingte Ausfälle wird es in den meisten Fällen auch in Zukunft geben. Und doch lohnt es sich, diesen Hype um unsere Instandhaltung mal näher zu betrachten. Vor nicht allzu langer Zeit war es auf Instandhaltungskonferenzen üblich, darüber zu jammern, dass die Instandhaltung im eigenen Unternehmen doch nur als Kostenfaktor wahrgenommen wird. Und auch ich kann mich an meine berufliche Praxis erinnern, in denen die Budgeteinhaltung und Kosteneinsparung die obersten Ziele für die Instandhaltung waren. Als Instandhaltungsverantwortlicher konnte man so bestenfalls im eigenen Unternehmen nicht negativ auffallen. Karriere machten aber immer die anderen.
Viele Unternehmen scheinen in den letzten Jahren deutlich in ihre Instandhaltung investiert und sie mit modernsten Technologien ausgestattet zu haben. Offensichtlich haben die Geschäftsführungen erkannt, dass die Instandhaltung viel mehr sein kann und auch ist als nur ein Kostenfaktor.
Mag sein, dass mit der Eintrübung unserer Konjunktur auch der Kostendruck auf die Instandhaltung wieder zunimmt. Solange der Rotstift aber noch nicht das Handeln im Unternehmen diktiert, sollten Sie die Chancen nutzen und weiter in Ihre Instandhaltung investieren. Eine Voraussetzung dabei ist, dass Sie sich umfassend informieren über die aktuellen Technologien und ihre Potenziale für die Instandhaltung. Hierfür werden gerade im Herbst wieder eine Vielzahl von Fachkonferenzen und Messen angeboten, bei denen neue Technologien vorgestellt und erste Anwender-Erfahrungen berichtet werden.
Auf einige dieser Konferenzen und Messen werde auch ich gehen, um neue Anregungen für meine Vorlesungen zu bekommen und interessante Experten zu treffen. Vielleicht treffen wir uns ja dann.
Bis dahin wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg bei Ihren Aufgaben und Projekten und dass Sie damit viel positive Aufmerksamkeit bei Ihrer Führung erfahren.
Ihr
Lennart Brumby
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Der Autor Prof. Dr. Lennart Brumby
Prof. Dr. Lennart Brumby ist Studiengangsleiter für Service Engineering an der DHBW Mannheim. Der ausgewiesene Instandhaltungs-Experte ist Mitglied im DIN Normungsausschuss Instandhaltung, im EAMC European Asset Management Committee, im FVI Forum Vision Instandhaltung, in der GFIN Gesellschaft für Instandhaltung, im KVD Kundendienst-Verband Deutschland, im VDI Fachausschuss After Sales Service, im VDI Fachausschuss Instandhaltung und WVIS Wirtschaftsverband für Industrieservice. Seine Kolumne erscheint exklusiv beim Fachmagazin Instandhaltung.