Insbesondere die Einhaltung des engen Zeitrahmens für die Umbaumaßnahmen war wichtig: Die von Kleemann hergestellten Metallverpackungen werden bevorzugt von der Lebensmittel-, Getränke- und chemischen Industrie geordert. Da es Philosophie des Herstellers ist, die Kunden flexibel und kurzfristig zu beliefern und es sich um Massenprodukte handelt, sind längere Unterbrechungen im Herstellungsprozess nicht akzeptabel.
Zum Produktspektrum von Kleemann gehören neben klassischen Konserven- und Farbdosen und -eimern auch Stahlfässer mit Gefahrgutzulassung sowie ein 5-Liter-Partyfass mit integriertem Zapfhahn. Die Verpackungen werden aus Weißblech mit einer Materialstärke von 0,19 bis 0,32 mm oder aus Schwarzblech mit einer Materialstärke von 0,4 bis 0,5 mm gefertigt. Die Fehlertoleranzen liegen teilweise im Bereich weniger Hundertstel Millimeter. „Die von uns eingesetzten Hochleistungspressen stanzen bis zu 280 Teile pro Minute – in der gleichen Zeitspanne bewältigen die Produktionslinien bis zu 200 Verpackungen“, fügt Herbert Sittinger an. „Selbst ein kurzfristiger Maschinenausfall kann sich deshalb sehr schnell auf unserer Produktionsbilanz und im schlimmsten Falle sogar auf unsere Lieferzeiten negativ auswirken.“
Zuverlässige Hochleistung für schnelle Bearbeitung
Die eingesetzten Produktionsanlagen müssen also nicht nur schnell und präzise, sondern auch besonders zuverlässig arbeiten. Die Aufrechterhaltung der Produktionssicherheit war denn auch das Hauptargument, das die Verantwortlichen bei Kleemann dazu bewog, die Überarbeitung einer über 20 Jahre alten Hochleistungsstanze zu veranlassen.
Mit der Stanze werden Weißblechhalbteile für Dosen und Eimer produziert und in Folgemaschinen zu Fertigprodukten verarbeitet. Die Hauptbestandteile der Maschine sind ein Anleger mit Drehtisch, ein NC-Tisch mit drei Achsen und die eigentliche Presse mit einem Teileaustragsband. Der Anleger der Maschine kann mit Hilfe des Drehtisches mit Blechtafeln beschickt werden. Von dem maximal drei Tonnen schweren Blechstapel werden einzelne Tafeln abgesaugt und von einem Magnetband auf den NC-Tisch transportiert. Nachdem eine weitere Saugeinheit die Tafel ausgerichtet hat, wird sie einer ersten Vorschubachse übergeben, die sie für den ersten Stanzvorgang unter dem Werkzeug platziert. Dann übernimmt eine Positionierachse die Tafel und transportiert sie nach jeder Stanzung eine Position weiter. Nach der letzten Stanzung klemmt eine Walzeneinheit das Restgitter ein und fördert das Abfallprodukt aus der Maschine, während eine neue Tafel in die Maschine eingebracht wird.
„Die Automatisierungstechnik der über 20 Jahre alten Maschine war im Grunde genommen noch im Originalzustand“, erläutert der E-Technik-Spezialist von Kleemann. „Die Ersatzteilbeschaffung war dementsprechend schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Zudem entsprach die Antriebs- und Steuerungstechnik mit Bedienung über Schalter und Tasten nicht mehr dem Stand der Technik.“
Modernisierung statt Neukauf bei hochwertigen Anlagen
Da der Stanzmaschinenkörper keinerlei Beeinträchtigungen aufwies, entschieden sich die Verantwortlichen von Kleemann nach ersten Untersuchungen gegen den Kauf einer neuen Stanze. Neben Kostenaspekten war hierfür auch ausschlaggebend, dass sich der Durchsatz einer neuen Maschine von dem der vorhandenen Stanze nach einer Modernisierung kaum unterschieden hätte.
„Zudem kennen wir die Maschine samt ihrer Vorzüge und Schwächen aus dem Effeff. Eine Modernisierung bot uns die Gelegenheit, die Stanze zu optimieren. Überdies sind uns so unangenehme Überraschungen, die oft mit dem Kauf einer neuen Maschine verbunden sind, erspart geblieben“, gibt Herbert Sittinger zu bedenken und fährt fort: „Eine so stabile Bauweise des Maschinengestells wie bei dieser Presse ist heute nicht mehr üblich. Um bei neueren Maschinen die gleiche Wiederholgenauigkeit zu erreichen, muss das Eigenleben, das Presse und NC-Tisch entwickeln, erst wieder elektronisch ausgeglichen werden.“
Der Hersteller der Presse hat seine Geschäftstätigkeit schon vor Jahren eingestellt, Nachfolgeunternehmen wie auch andere Fachunternehmen sahen sich nicht in der Lage, die erforderlichen Arbeiten durchzuführen. Die Verantwortlichen von Kleemann machten sich deshalb auf die Suche nach einem zuverlässigen und versierten Partner, der die Modernisierung übernehmen und dabei die Zeitvorgaben einhalten würde.
„Es kristallisierte sich schnell heraus, dass Lenze hier der richtige Partner sein würde. Das Unternehmen ist seit Jahren unser Haus- und Hoflieferant und bei uns in den unterschiedlichsten Maschinen mit seiner Antriebstechnik vertreten. Lenze hat außerdem mit der neuen Servobaureihe L-force Servo Drives 9400 die von uns geforderte zukunftsorientierte, flexible Hardware im Programm“, urteilt der E-Technik-Spezialist von Kleemann. „Der Lenze Anlagenbau konnte uns zudem davon überzeugen, dass das nötige Steuerungs-Know-how und die Ressourcen vorhanden sind, um die Automatisierungsaufgabe gemäß unseren Vorgaben durchzuführen. Auch wurde uns signalisiert, dass der von uns vorgegebene ambitionierte Zeitrahmen für die Modernisierung eingehalten werden kann – letztendlich war das ausschlagebend für die Beauftragung.“
Die Maschine erstrahlt heute nicht nur in neuer Farbe, sondern ist mit modernster Automatisierungstechnik ausgestattet: Servoantriebe aus der Geräteserie L-force Servo Drives 9400 in Verbindung mit Lenze-Servomotoren aus der MCS-Familie sowie Umrichter aus der Produktlinie 8200vector lösten die alte Achsensteuerung sowie Leistungselektronik ab und stehen für eine höhere Effektivität der Maschine. Gemäß dem von Kleemann erstellten Pflichtenheft haben die Mitarbeiter vom Lenze Anlagenbau zudem eine Siemens S7 eingebaut und dieser einen Touch-PC als Bedieneinheit sowie entsprechende Sicherheitstechnik zur Seite gestellt.
In Rekordzeit auf den neuesten Stand gebracht
Lenze Anlagenbau hat die Erneuerung des gesamten elektrischen Systems, das Engineering der Automatisierungslösung einschließlich Bedienerschnittstelle und die Inbetriebnahme übernommen. „Die Projektschritte wurden termingerecht abgearbeitet“, betont Herbert Sittinger. Seine Elektroabteilung konnte sich so auf die Neuverdrahtung konzentrieren. „Bei dieser Gelegenheit haben wir Reparaturen an der Mechanik vorgenommen und diese an einigen Punkten verbessert“, verrät der Fachmann und zieht ein durchwegs positives Resümee: „Die Maschinenbediener sind mit der Funktionalität und Zuverlässigkeit der modernisierten Maschine sehr zufrieden und haben sich schnell auf die neue Bedienoberfläche eingestellt. Bei zukünftigen Projekten werden wir Lenze sicher wieder um ein Angebot bitten.“
Dipl.-Ing. Thomas Baier,
Vertrieb Lenze Anlagenbau
Lenze SE
lenze@lenze.de
www.lenze.de