Obsoleszenz ist im Maschinenbau immer dann ein Thema, wenn Anlagen in Betrieb gehalten werden sollen, auch wenn ihre Ersatzteile abgekündigt sind.

Obsoleszenz ist im Maschinenbau immer dann ein Thema, wenn Anlagen in Betrieb gehalten werden sollen, auch wenn ihre Ersatzteile abgekündigt sind. (Bild: KI)

Was versteht man unter Obsoleszenz?

Obsoleszenz bezeichnet den Zustand, in dem ein Produkt oder eine Technologie nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht oder veraltet ist. Dies kann durch technischen Fortschritt, veränderte Anforderungen oder bewusste Entscheidungen der Hersteller geschehen.

Woher kommt der Begriff Obsoleszenz?

Der Begriff „obsolet“ leitet sich vom lateinischen Wort „obsoletus“ ab, was „veraltet“ oder „nicht mehr gebräuchlich“ bedeutet.

Was ist natürliche Obsoleszenz?

Natürliche Obsoleszenz tritt durch altersbedingten Verschleiß auf, wenn Gegenstände das Ende ihrer erwarteten Lebensdauer erreicht haben und ihre Funktionsfähigkeit verlieren.

Warum gibt es geplante Obsoleszenz?

Geplante Obsoleszenz ist die vom Hersteller konzeptionell geplante künstliche Verkürzung der Produktlebensdauer, sodass Produkte vorzeitig unbrauchbar werden. Sie lässt sich unterteilen in

- Werkstoffliche Obsoleszenz: Mangelnde Leistungsfähigkeit von Materialien und Komponenten führt zu vorzeitigem Ausfall.
- Technische Obsoleszenz:
   Funktionelle Obsoleszenz: Ein neues Produkt erfüllt die Funktion besser als das alte.
   Qualitative Obsoleszenz: Produkte werden bewusst mit kürzerer Lebensdauer hergestellt, als technisch möglich wäre.

- Psychologische Obsoleszenz: Vermarktung von Produkten mit schnell wechselnden Eigenschaften, die modisch aktuell erscheinen.
- Ökonomische Obsoleszenz: Reparatur wäre möglich, lohnt sich aber wirtschaftlich nicht.

Ziel der geplanten Obsoleszenz ist es, den Absatz neuer Produkte zu fördern, indem die Lebensdauer künstlich verkürzt wird.

Welche Folgen hat geplante Obsoleszenz?

Geplante Obsoleszenz hat eine Reihe negativer Folgen, darunter erhöhte Abfallmengen, Ressourcenverschwendung und höhere Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie kann auch zu einem Vertrauensverlust gegenüber den Herstellern führen.

Was ist ökonomische Obsoleszenz?

Ökonomische Obsoleszenz beschreibt den Fall, wenn ein Produkt zwar noch funktionsfähig und reparierbar wäre, die Reparatur sich aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr lohnt. Die Hauptgründe für ökonomische Obsoleszenz sind:

  • Hohe Reparaturkosten, die in keinem angemessenen Verhältnis mehr zum Neupreis des Produkts stehen. Beispiel: Bei einer defekten Waschmaschine sind die Reparaturkosten höher als der Preis für ein neues Gerät.
  • Schneller Preisverfall neuer Produkte. Beispiel: Neue TV-Geräte sind so günstig, dass eine Reparatur des alten Fernsehers unwirtschaftlich wird.
  • Reparaturunfreundliches Design, fehlende Ersatzteile und teure Spezialwerkzeuge. Beispiel: Für die Reparatur eines Smartphones werden spezielle Werkzeuge benötigt, was die Kosten in die Höhe treibt.
  • Mangelnde Verfügbarkeit von Reparaturdienstleistungen.

Aus Kostengründen entscheiden sich Verbraucher bei ökonomischer Obsoleszenz für einen Neukauf anstelle einer Reparatur des bestehenden Produkts. Dies verkürzt die Produktlebensdauer künstlich und steigert den Absatz für die Hersteller.

Wie lautet ein anderer Begriff für die Alterung eines Produktes?

Ein anderer Begriff für die Alterung eines Produktes ist eben „Obsoleszenz“ oder auch „Lebenszyklusende“.

Was versteht man unter Lebensdauer?

Unter Lebensdauer versteht man die Zeitspanne, in der ein Lebewesen, Produkt oder eine Maschine funktionsfähig und nutzbar ist.

  • Die Lebensdauer beschreibt die Dauer der Funktionstüchtigkeit und Haltbarkeit eines Produkts, einer Maschine oder eines Materials.
  • Die mittlere Lebensdauer gibt an, nach welcher Zeit 50 Prozent der Produkte statistisch noch funktionieren (z.B. Glühlampen).
  • Die Nutzlebensdauer/wirtschaftliche Lebensdauer ist die Zeit, nach der ein Austausch wirtschaftlicher ist als eine Reparatur.
  • Die nominelle Lebensdauer (L10) ist die Laufstrecke, die 90 Prozent der Produkte ohne Materialermüdung erreichen (z.B. Linearführungen).

Die Lebensdauer hängt von vielen Faktoren wie Materialeigenschaften, Belastung und Umgebungsbedingungen ab. Sie wird oft statistisch ermittelt und dient zur Abschätzung der Nutzungsdauer.

Was macht ein Obsolescence-Manager?

Die Hauptaufgabe eines Obsolescence-Managers besteht darin, die Auswirkungen von Produktänderungen oder Abkündigungen wichtiger Zukaufteile auf die eigene Wertschöpfungskette zu minimieren. Seine Hauptaufgaben sind

  1. Frühzeitiges Erkennen von Obsoleszenzrisiken bei Bauteilen, Komponenten und Systemen in der Produktentwicklungsphase.
  2. Erarbeitung von Lösungen mit Entwicklung, Einkauf, Produktmanagement und Vertrieb zur Sicherstellung der langfristigen Verfügbarkeit und Kundenzufriedenheit.
  3. Überwachung und Steuerung der Obsoleszenzrisiken über den gesamten Produktlebenszyklus.
  4. Koordination von Maßnahmen wie Lageraufbau, Redesign, Ersatzbeschaffung oder Softwareupdate bei drohender Obsoleszenz.
  5. Erstellung und Umsetzung eines Obsolescence-Management-Plans zur Risikovermeidung und -minimierung.

Dazu benötigt der Obsolescence-Manager ein ausgeprägtes technisches und kaufmännisches Verständnis sowie Kenntnisse der rechtlichen Rahmenbedingungen und Genehmigungsverfahren. Er arbeitet abteilungsübergreifend und ist je nach Unternehmen unterschiedlich in die Organisationsstruktur eingebunden, z.B. im Einkauf, im Produktmanagement oder in der Entwicklung.

Was ist der Ursprung der geplanten Obsoleszenz?

Der Ursprung der geplanten Obsoleszenz lässt sich auf die 1920er Jahre zurückführen, als Hersteller von Glühbirnen begannen, die Lebensdauer ihrer Produkte absichtlich zu verkürzen, um den Absatz zu steigern.

Geplante Obsoleszenz ist in vielen Ländern nicht ausdrücklich verboten, jedoch gibt es zunehmend gesetzliche Regelungen und Initiativen, die auf eine längere Lebensdauer und bessere Reparierbarkeit von Produkten abzielen.

Was ist Obsoleszenzmanagement?

Obsoleszenzmanagement ist ein systematischer Prozess, mit dem Unternehmen die Auswirkungen der Nichtverfügbarkeit von Produkten, Komponenten oder Dienstleistungen minimieren. Ziel ist es, Produktions- oder Serviceausfälle zu vermeiden, Kosten einzusparen und Versorgungsengpässe zu reduzieren. Der Prozess erstreckt sich über den gesamten Produktlebenszyklus und beginnt bereits in der Entwicklungsphase mit der frühzeitigen Identifizierung potenzieller Obsoleszenzrisiken.

Ein Obsolescence Manager (s.o.) erstellt und implementiert einen Obsoleszenzmanagementplan, der Handlungsempfehlungen zur Risikovermeidung und -minimierung enthält. Durch integriertes Systems Engineering und die Berücksichtigung von Modularität kann Obsoleszenzmanagement bereits in der Entwicklung verankert werden.

Obsoleszenzmanagement wird vor allem in Branchen mit langlebigen Investitionsgütern wie Anlagenbau, Infrastruktur oder Medizintechnik eingesetzt. Die IEC 62402 ist eine internationale Norm, die Unternehmen bei der Umsetzung unterstützt. Durch rechtzeitiges Obsoleszenzmanagement können Unternehmen die Lebensdauer ihrer Produkte verlängern und Kunden frühzeitig über abgekündigte Produkte informieren.

Welche Arten von Obsoleszenz gibt es?

  • Technische Obsoleszenz: Verursacht durch technische Innovationen.
  • Wirtschaftliche Obsoleszenz: Wenn ein Produkt wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist.
  • Psychologische Obsoleszenz: Verursacht durch Veränderungen in der Verbraucherwahrnehmung.
  • Funktionelle Obsoleszenz: Wenn ein Produkt seine Funktionen nicht mehr vollständig erfüllt.
  • Werkstoffliche Obsoleszenz: Verursacht durch den Verschleiß der Materialien.

Was ist ein Obsoleszenzmanagementplan?

Ein Obsoleszenzmanagementplan ist ein detaillierter Fahrplan, der die Strategie und Maßnahmen eines Unternehmens zum Umgang mit Obsoleszenzrisiken festlegt. Er dient dazu, die Verfügbarkeit und Funktionalität von Produkten, Systemen und Komponenten während ihrer geplanten Lebensdauer sicherzustellen.

Die Kernelemente eines Obsoleszenzmanagementplans sind typischerweise:

  • Analyse der Ist-Situation und Identifizierung potenzieller Obsoleszenzrisiken in der Lieferkette und bei Bauteilen/Komponenten.
  • Definition von Verantwortlichkeiten und Prozessen für die Analyse und Lösung des Obsoleszenz-Managementprozesses.
  • Festlegung von Maßnahmen wie Bestandsaufbau, Redesign, Ersatzbeschaffung, Softwareupdates etc. zur Risikominimierung.
  • Monitoring und Statusberichte zur kontinuierlichen Risikoüberwachung und Anpassung der Strategie.
  • Kostenplanung zur Umsetzung der Maßnahmen.

Der Obsolescence Management Plan wird gemeinsam mit allen betroffenen Abteilungen wie Einkauf, Entwicklung, Produktion und Vertrieb erarbeitet und in einem Servicevertrag rechtlich fixiert. Er ist ein zentrales Steuerungsinstrument für das Obsoleszenzmanagement und wird regelmäßig an neue Gegebenheiten angepasst.

Wie vermeidet man Obsoleszenz in einem Unternehmen?

Um Obsoleszenz zu vermeiden, sollten Unternehmen folgende Maßnahmen ergreifen:

- Regelmäßige Markt- und Technologieanalysen.

- Pflege von langfristigen Lieferantenbeziehungen.

- Entwicklung modularer und flexibler Designs.

- Implementierung eines umfassenden Obsoleszenzmanagements.

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