Bei der Gebr. Knauer GmbH + Co. KG, dem Kompetenzzentrum für Offset bedruckte Verpackungslösungen der Kolb Unternehmensgruppe, nahm man die Erweiterung seines Produktionsstandorts zum Anlass die Druckluftanlage auf den Prüfstand zu stellen und zu erneuern.
"Das Besondere ist, dass wir die Wellpappe für unsere Verpackungslösungen selbst herstellen können und mittels Inline-Kaschierung bis zum fertigen Produkt weiterverarbeiten", berichtet Diplom-Ingenieur Armin Keller, der seit 2014 gemeinsam mit Dr. Bernhard Ruffing als Geschäftsführer das Unternehmen leitet. "Für jeden dieser Prozessschritte benötigen wir Druckluft. Ohne Druckluft steht die Produktion still. Schon bei einem Druckabfall stehen die Maschinen", sagt Keller und ergänzt, "Wir arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb und sind voll ausgelastet. Jeden Tag produzieren wir zwischen 300 und 400 Fertigwaren-Paletten. Da lässt sich leicht ausrechnen, dass ein Ausfall der Maschinen beträchtliche Folgekosten nach sich zieht."
Eingesetzt wird Druckluft bei Knauer in fast allen Produktionsanlagen, bei denen Pneumatikzylinder Maschinenteile bewegen, die Membranpumpen in Leimsystemen betrieben werden und für diverse Linearantriebe in den Produktionsanlagen.
Die alte Druckluftanlage sei eher "hemdsärmelig" gewesen und über die Jahre gewachsen. Um den steigenden Produktionskapazitäten und dem damit einhergehenden Druckluftbedarf gerecht zu werden, habe man immer wieder Bestandteile ergänzt, berichtet Armin Keller. "Es kam immer wieder zu Problemen und ich hatte ein zunehmend ungutes Gefühl, beim Gedanken an die Kompressoren im Keller", erinnert sich der Geschäftsführer.
2018 fiel die Entscheidung, für eine neue Offsetdruckmaschine eine neue Halle auf dem Firmengelände gebaut und im gleichen Zuge das Sorgenkind Druckluftanlage modernisiert werden sollte. „Wir hatten zuletzt immer wieder Probleme mit Wasser und Öl in den Druckluftleitungen. Es war allerhöchste Zeit für eine neue Lösung“, erinnert sich der Verpackungsingenieur. Die neue Druckluftanlage sollte im Neubau einen eigenen, abgetrennten Bereich bekommen.
Mehr Platz für die "bessere Druckluft"
Als Dienstleister für das von einem Ingenieurbüro erarbeitete Druckluftkonzept kam der süddeutsche Druckluft- und Pneumatikspezialist Mader an Bord. "Wir versuchen uns nach Möglichkeit immer einen Eindruck vor Ort zu schaffen, um ein realistisches Angebot und die bestmögliche Lösung für den Kunden erarbeiten zu können", sagt Nathalie Bizer, Leiterin des Bereichs Projektierung Drucklufttechnik bei Mader.
Nach der Begehung und einer Stromaufnahmemessung ist für Bizer relativ schnell klar, dass das ursprüngliche Druckluftkonzept überarbeitet werden muss. "Die Stromaufnahmemessung hatte einen erheblichen Leckageluftanteil ergeben. Wir empfahlen Herrn Keller und dem damaligen Instandhaltungsleiter dringend im ersten Schritt Druckluftleckagen zu beseitigen. Zudem erarbeiteten wir ein Alternativkonzept, das zwei statt drei neuer Kompressoren vorsah und den Jüngsten der Bestandskompressoren als Redundanzanlage einbezog", sagt die Wirtschaftsingenieurin. Durch die real ermittelten Daten aus der Verbrauchsmessung kann sie belegen, warum ein Alternativkonzept mehr Sinn ergibt und erhält schließlich den Auftrag.
Im ersten Schritt ließ Knauer eine professionelle Ortung und Beseitigung der gefundenen Druckluftleckagen durchführen. "Allein dadurch konnte der Druckluftbedarf um etwa zehn Prozent reduziert werden", berichtet Druckluftexpertin Bizer. Mader unterstützte das Unternehmen zudem bei der Antragsstellung für die BAFA-Förderung.
Bitte recht leise!
Eine besondere Herausforderung für den neuen Standort der Druckluftanlage waren die strengen Grenzwerte für Schallemissionen, die im Zuge der Planung eines neuen Wohngebiets in unmittelbarer Nähe definiert wurden. Tagsüber gilt am Standort ein Maximalwert von 55 Dezibel, nachts sogar nur 45 Dezibel. Die alte Druckluftanlage habe diese Grenzwerte deutlich überschritten, wie eine Messung ergeben hatte, erinnert sich der Geschäftsführer. "Um dieser Anforderung gerecht zu werden, haben wir Schalldämpfer im Bereich der Zu- und Abluft verbaut und die Lüftungsanlage in U-Form geplant, um die Schalldämpfer auch unterzubringen", berichtet Nathalie Bizer.
Ein brenzliger Start
Schon vor dem geplanten Projektstart zeichnete sich ab, dass die bestehenden Kompressoren nicht mehr lange durchhalten würden. "Der Projektstart war recht brenzlig. Wir hatten immer mehr Probleme mit den Kompressoren. Einen haben wir ‚verloren‘ und einer ist durch eine Fehlfunktion auf über 100 Grad überhitzt", erzählt Dominic Claß, der mitten in der heißen Phase des Neubaus als Leiter Instandhaltung auch die Verantwortung für die Druckluftversorgung bei Knauer übernahm. Durch eine Baufreigabeverzögerung waren die neuen Kompressoren zwar bereits bei Knauer vor Ort, jedoch noch nicht angeschlossen. Also mussten die neuen Kompressoren schnellstmöglich zum Laufen gebracht werden.
Ein Samstag wurde schließlich für die gemeinsame Einbringung der Kompressoren gewählt. "So hätten wir, wenn es Schwierigkeiten beim Anlaufen der Kompressoren gegeben hätte, noch etwas Zeit zum Beheben gehabt", berichtet Claß. Der Puffer wurde nicht benötigt. Wie geplant wurden die Lüftungskanäle installiert, die neuen Kompressoren eingebracht und in Betrieb genommen. Der Kompressor aus dem Bestand wurde als Redundanz eingerichtet und soll bei Ausfällen die Druckluftversorgung sicherstellen.
Darüber hinaus übernehmen die Mader-Monteure die komplette Verrohrung mit dem Rohrleitungssystem "Infinity" in der neuen Halle.
Anfangsschwierigkeiten überwunden
Die Kooperation zwischen Mader und Knauer läuft - obwohl in der ersten Zeit nach der Installation nicht alles rund lief, wie Nathalie Bizer sich erinnert. "Wir hatten mit ein paar Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen. Einer der Kompressoren wurde nicht in der bestellten Ausführung geliefert. Da es sich um eine Direktlieferung an den Kunden handelte, haben wir das erst bei der Installation festgestellt. Ein Defekt am Kompressor führte zu einer Undichtigkeit, sodass ein Serviceeinsatz erforderlich war. Ein anderes Mal kam es zum Serviceeinsatz, weil der Kältetrockner ausfiel und so Wasser ins Druckluftnetz gelangte. Heute wird das durch einen Taupunktsensor und entsprechender Alarmfunktion verhindert."
10.000 Euro Einsparung pro Jahr
Auch Geschäftsführer Keller zeigt sich zufrieden mit der Zusammenarbeit: "Vorher haben wir Druckluft 'blind reingefeuert', mehr als wir tatsächlich gebraucht haben." Heute ist die Druckluftversorgung so ausgelegt, dass der größere der neuen Kompressoren mit 45 Kilowatt die Grundlast abdeckt, der zweite kleinere Kompressor mit 22 Kilowatt deckt die Spitzen ab und der dritte Kompressor aus dem Bestand ist die Rückfallversicherung im Falle eines Ausfalls.
Die gesamte Drucklufterzeugung wird über die zentrale Kompressorensteuerung von Airleader konstant überwacht – insbesondere der Betriebsdruck sowie die Druckluftqualität (Taupunkt) sind bei Knauer kritische Faktoren. "In der Druckmaschine kann ein kurzer unvorhergesehener Druckabfall dazu führen, dass die Rasterwalzen sich mit Lack zusetzen. Dann müssen diese ausgebaut und aufwändig von einem externen Dienstleister gereinigt werden, bevor sie wieder zum Einsatz kommen können", erläutert Keller. Auch wurde bei vielen Anlagen ein elektrisches Absperrventil verbaut.
Insgesamt könne Knauer durch alle Modernisierungsmaßnahmen etwa 10.000 Euro jährlich einsparen, sagt Keller. Zu den realisierten Maßnahmen zählen die Leckageortung und -beseitigung, der Einsatz der elektrischen Kugelhähne, die Abschaltung des Druckluftnetzes am Wochenende, der Ersatz der Kompressoren durch moderne Geräte und deren effizientere Auslastung durch die zentrale Kompressorensteuerung, die Wärmerückgewinnung im Kompressorraum sowie der Einsatz bedarfsgerechter Kältetrockner.