Für die Rekonditionierungs-Experten von SKF reicht in vielen Fällen ein professionell wiederaufgearbeitetes Wälzlager vollkommen aus. Das schont Ressourcen, senkt Instandhaltungskosten und ist trotzdem ‚so gut wie neu‘. Lager sind betriebswichtige Komponenten, die in unzähligen Maschinen und den verschiedensten Industriezweigen ihren Dienst verrichten. Tief im Herzen der jeweiligen Anwendung sorgen sie dafür, dass sich die umlaufenden Teile möglichst reibungslos und effizient bewegen. Oft sind die Lagerkonstruktionen hoch spezialisiert, um auch in anspruchsvollsten Umgebungen funktionieren zu können, etwa in den Saugwalzen von Papiermaschinen, wo sie konstant Feuchtigkeit ausgesetzt sind, oder in den Trockenpartien, wo hohe Temperaturen samt Luftfeuchtigkeit herrschen. Ähnlich ungünstige Bedingungen finden sich auch in den Walzstraßen von Stahlfabriken, industriell genutzten Getrieben oder Radsätzen von Schienenfahrzeugen. In all diesen Anwendungen sind die Wälzlager zum Teil extremen Einflüssen ausgesetzt.
Sind die Lager richtig installiert und gewartet sowie durch geeignete Schmiersysteme geschützt, sorgen Lager-Einheiten in der Regel für einen langen und störungsfreien Betrieb. Allerdings lassen sich Lager nicht immer unter idealen Bedingungen instandhalten, erklärt der Lagerexperte Hannes Leopoldseder, Business Unit Manager Industrial Services Centre bei SKF in
Österreich: “Wälzlager können aus vielen unterschiedlichen Gründen vorzeitig verschleißen und unerwartet ausfallen. Zu den häufigsten Ursachen zählen unzureichende Schmierung, Dichtungsausfälle, Wellenschiefstellungen und Änderungen der Betriebsbedingungen. In Papierfabriken sind solche Ausfälle oftmals eine Folge des Versuchs, die Liniengeschwindigkeiten oder Dampftemperaturen in Trocknern zu erhöhen, um den Ausstoß zu verbessern. Dies kann jedoch dazu führen, dass sich die Leistungskurve der Lager außerhalb der ursprünglichen Spezifikation verschiebt.”
„Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Industriebetriebe dank der Rekonditionierung ihre jährlichen Wartungskosten spürbar senken können.“
Hannes Leopoldseder
Im Prinzip ist der komplett überraschende Ausfall eines Lagers heutzutage eher ungewöhnlich, schließlich können moderne Zustandsüberwachungssysteme früh genug vorwarnen. Trotzdem ist es durchaus verbreitet, dass Lager Eindrückungen und Haarrisse an Rollflächen und Laufbahnen aufweisen, die mit der Zeit ihre Leistung und Effizienz herabsetzen und damit auch die Leistungsfähigkeit der unterstützten Wellen und Zylinder beeinträchtigen.
Rekonditionieren statt ersetzen
Kontinuierlich laufende Lager erreichen, egal wie sorgfältig konstruiert, installiert und gewartet sie sind, irgendwann einen Punkt, an dem sie instandgesetzt oder ausgetauscht werden müssen. Im globalen Wettbewerb mit seinem intensiven Preisdruck folgen immer mehr Unternehmen dem Trend, ihre Lager lieber zu rekonditionieren als zu ersetzen.
Leopoldseder leitet eines der SKF Industrial Service Centres, das sich auf die Wiederaufarbeitung von Lagern für verschiedenste Industriezweige spezialisiert hat: “Eine der größten Herausforderungen für Fertigungs- oder Instandhaltungstechniker ist die Minimierung von Stillstandszeiten und Wartungskosten. Eine Rekonditionierung ist in über 50 Prozent aller Anwendungen möglich und kann in der Regel innerhalb weniger Tage durchgeführt werden. Außerdem bietet sie im Vergleich zu einem Neulager echte Preisvorteile.”
Neben einer höheren Produktivität und Reduktion der Wartungskosten sieht Leopoldseder darin auch Umweltvorteile: “Zum einen profitieren die Betreiber der Fabriken von greifbaren wirtschaftlichen und technischen Vorteilen, zum anderen profitiert die Umwelt durch mehr Nachhaltigkeit. Denn bei der Rekonditionierung werden bis zu 90 Prozent weniger Energie und Ressourcen verbraucht als bei der Herstellung einer neuen Komponente!”
Der Sinn einer solchen Wiederaufarbeitung liegt in der Verlängerung des Gesamt-Lebenszyklus eines Wälzlagers. Allerdings ist die Rekonditionierung ein sehr anspruchsvolles Verfahren, das viel Fachwissen und eine spezielle Ausrüstung erfordert. “Hier ist ein spezialisierter Partner einfach unerlässlich”, betont Leopoldseder. “Er verfügt nicht nur über die notwendigen Fähigkeiten, um die Arbeit in kürzester Zeit und nach höchsten Qualitätsstandards durchzuführen, sondern kann einem Kunden auch verständlich machen, warum das Lager überhaupt beschädigt wurde. Anschließend unterstützt er diesen bei der Optimierung der Maschinen, um die Gefahr von Folgeschäden zu minimieren.”
Schadensursachen ermitteln
Wälzlager, die schwerer beschädigt oder gebrochen sind, taugen im Grunde nur noch für das Recycling. Vor diesem Hintergrund beginnt jeder Rekonditionierungsprozess mit einer Analyse des genauen Ist-Zustandes. Die ‚Wiederaufarbeitungs-Potenziale‘ des Lagers werden ermittelt und die erforderlichen Maßnahmen festgelegt. Ein besonders wichtiger Aspekt dabei ist die Beurteilung des Lagerzustands im Kontext des jeweiligen Anwendungsfalls, also unter Berücksichtigung von Lagerbelastung, Schmierbedingungen und bisheriger Betriebsdauer. Dadurch wird deutlich, wo genau die Ursachen des Schadens lagen.
Im SKF Industrial Services Centre für Lagerrekonditionierung erfolgt zuerst eine Sichtprüfung des Lagers. Hinzu kommt die Kontrolle von Parametern wie Restmagnetismus und Lagerluft. Anschließend wird das Lager zerlegt und gereinigt, bevor die Teile sorgfältig inspiziert und die Abmessungen nachgemessen werden. Dazu gehört die Standardmessung von Ringwanddickenschwankung und Ovalität, mit der Option einer Ultraschallprüfung zur Erkennung tief liegender Mikrorisse. Zudem können, je nach Lagerzustand und der Kritikalität der Anwendung, zusätzlich die Härte, die Durchmesserschwankung des Rollensatzes und die Hauptabmessungen gemessen werden. Bei der nachfolgenden Rekonditionierung kommen intelligente Automatisierungs- und Steuerungssysteme sowie das Praxiswissen erfahrener Techniker zum Einsatz.
Leopoldseder zu den Vorteilen der Lager-Wiederaufarbeitung: “Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Industriebetriebe dank der Rekonditionierung ihre jährlichen Wartungskosten spürbar senken können. Zwar können die Einsparungen schwanken, aber zur groben Orientierung haben wir etwa in der Papierindustrie festgestellt, dass sich in der Regel zwischen 10 und 12 Prozent erreichen lassen. Ein weiterer wichtiger Faktor: Wegen der relativ kurzen Vorlaufzeiten lassen sich die Lager, bei sorgfältiger Planung, während einer normalen Linienabschaltung rekonditionieren und dadurch Produktivitätsverluste minimieren.” md/nh