Die Auswirkungen des Coronavirus haben die deutsche Wirtschaft im Griff: Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter ins Homeoffice, treffen Präventivmaßnahmen und beschränken den Zutritt auf ihr Gelände. Davon besonders betroffen sind naturgemäß die großen Industriedienstleister. Denn ihre in der industriellen Instandhaltung tätigen Mitarbeiter sind auf den ungehinderten Zugang zu den Arbeitsstellen bei den beauftragenden Unternehmen angewiesen. Wir haben einige der größten Industriedienstleister zu den Auswirkungen von Covid-19 auf ihre Arbeit befragt.
Bei der Münchner Robur-Gruppe sind bereits erste Coronavirus-Auswirkungen zu spüren, aber CEO Jan-Jörg Müller-Seiler sieht noch keinen Grund zu großer Aufregung: "Bis auf wenige Ausnahmen laufen die Projekte normal weiter. Einige Kunden haben Selbstauskünfte eingeführt beziehungsweise die allgemeinen Regeln des Robert-Koch-Institus (RKI) bezüglich Risikogebieten übernommen. Daran halten wir uns, beziehungsweise unsere Kolleginnen und Kollegen."
Ein paar Kilometer weiter bei den Kollegen vom S.I.S Süd Industrie-Anlagen-Service in Karlsfeld sind noch keinerlei Auswirkungen zu spüren. Wie die Unternehmenszentrale auf Nachfrage mitteilt, sind die Angestellten nach wie vor bei den Kunden im Einsatz und werden auch nicht in ihren Zutrittsmöglichkeiten eingeschränkt.
Pragmatischer Umgang mit Corona
Auch beim Branchenprimus Bilfinger hält man den Corona-Ball flach: "Nach aktuellem Stand ist Bilfinger grundsätzlich auch weiterhin an den Standorten unserer Kunden im Einsatz. Flächendeckende Zugangssperren zu Kundenanlagen sind uns auf globaler Ebene derzeit nicht bekannt", teilte das Unternehmen auf Nachfrage von INSTANDHALTUNG mit.
Bei der Wisag wird die oft als 'Corona-Krise' betitelte Situation pragmatisch gesehen: "Wie bei anderen Themen mit Krisenpotenzial greifen auch beim Umgang mit dem neuartigen Coronavirus in der Wisag definierte Prozesse zur Risikominimierung, sowohl in Richtung unserer Mitarbeiter als auch in Richtung unserer Kunden", so die Antwort aus Frankfurt.
Schutzmaßnahmen gegen Corona-Auswirkungen
Auf die leichte Schulter wird die Bedrohung durch das neuartige Virus allerdings nicht genommen. So treffen die Industriedienstleister und ihre Kunden Schutzmaßnahmen gegen eine mögliche explosionsartige Ausbreitung des Coronavirus.
Panische Überreaktionen sucht man in der industriellen Instandhaltung allerdings umsonst: "Die Maßnahmen sind grundsätzlich nicht anders als bei der normalen Grippe, bis auf die definierten Risikogebiete", sagt Robur-CEO Müller-Seiler. "Der Schutz und die Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen ist in unserem Fokus", erklärt er. "Unsere Maßnahmen implementieren wir auf Basis der Anforderungen der Behörden, auf Grundlage der Empfehlungen des RKI und in Abstimmung mit den Anforderungen unserer Kunden."
Belegschaft sensibilisieren
Fast schon generalsstabmäßig geht man Corona bei der Wisag an: "Wie unter solchen Rahmenbedingungen üblich, wurde zur Koordination der Aktivitäten ein zentraler Krisenstab eingerichtet. Die konkrete Ausgestaltung von Maßnahmen ist abhängig vom Bedarf in den einzelnen Dienstleistungsbereichen sowie von konkreten Kundenanforderungen", heißt es aus der Zentrale. Beim neuartigen Coronavirus sei wie bei allen ansteckenden Infektionskrankheiten Vorbeugen der beste Schutz.
"Deshalb sehen wir eine zentrale Aufgabe darin, unsere Belegschaft über die erhöhte Dringlichkeit grundsätzlicher Hygienemaßnahmen aufzuklären, um sich und andere vor einer Ansteckung zu schützen. Wir orientieren uns dabei an den aktuellen Empfehlungen und Hinweisen der zuständigen Behörden und Gesundheitsministerien", so das Unternehmen.
Bei Bilfinger werden die getroffenen Maßnahmen fortlaufend überprüft. "Diese umfassen derzeit etwa die kontinuierliche Information und Aufklärung unserer Mitarbeiter, etwa zu vorbeugenden Maßnahmen, wie dem richtigen Händewaschen", erklärt das Unternehmen.
Für besonders betroffene Regionen hat der Industriedienstleister Geschäftsreisen bis auf weiteres ausgesetzt. "Von Meetings mit einer großen Anzahl an Personen raten wir aktuell eher ab und führen diese, soweit möglich, etwa mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel durch."
Dienstleister geben Hilfestellung zum Corona-Umgang
Die großen Industrieservice-Unternehmen bereiten sich auch auf eine Ausweitung der Auswirkungen des Coronavirus vor: "Zusätzlich haben in diesem Zusammenhang Regelungen und Empfehlungen kommuniziert, wie bei Kontakt zu einem Verdachtsfall beziehungsweise zu einem bestätigten Fall vorzugehen wäre", sagt Robur-Chef Müller-Seiler. "Diese betreffen nicht nur die Arbeitsumgebung unserer Kolleginnen und Kollege, sondern geben auch Hilfestellungen zum Verhalten für Fälle im familiären und privaten Umfeld. Maßgebend sind aber grundsätzlich die Empfehlungen der jeweils lokalen Stellen und Experten."
"Wir beobachten die weitere Entwicklung aufmerksam, sodass wir bei Bedarf zeitnah unser Vorgehen anpassen beziehungsweise weitere notwendige Schritte ergreifen können", teilt die Wisag mit. Und auch Bilfinger "beobachtet die Situation sehr aufmerksam", heißt es von Seiten des Dienstleisters. Allerdings halte man "aufgrund der schnellen Entwicklungen (...) Prognosen für die Zukunft zum aktuellen Zeitpunkt für schwierig".
Auch Robur will sich bei Vorhersagen zu den weiteren Auswirkungen des Coronavirus nicht aus dem Fenster lehnen: "Das wären Spekulationen an denen wir uns nicht beteiligen wollen", sagt der CEO. "Zwar bin ich vielleicht nicht so schlecht rasiert wie Herr Klopp und trage auch keine Mütze wie er, aber ich stimme ihm voll zu, dass diese Einschätzung den Experten obliegt."
Konkret wird Müller-Seiler allerdings, was die Folgen wären, sollten die Hygienemaßnahmen nicht beachtet werden: "Nicht-Beachtung von Hygienemaßnahmen sind nicht nur im Industrieservice im Speziellen, sondern in der Gesellschaft und Weltgemeinschaft als Ganzes nicht vorteilhaft für den Verlauf solcher Geschehnisse. Daher ist dies keine Frage für den Industrieservice. Jeder trägt dazu bei, dass sich ein Virus nicht weiter ausbreitet. Egal um welchen Virus es sich handelt."
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