Gastbeitrag: Instandhaltung und Retrofit 

Rollenoffsetdruck: Refurbishment von Transportklammern

Transportklammern laufen im Versandraum rund um die Uhr – und verschleißen. Professionelles Refurbishment bringt sie auf OEM-Niveau zurück, senkt Ausfallrisiken, steigert OEE und spart im Vergleich zum Neukauf oft sechsstellige Beträge.

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In hochautomatisierten Versandraumsystemen moderner Rollenoffset-Druckereien zählt jedes Bauteil. Besonders kritisch sind Transportklammern.

Transportklammern greifen, halten und transportieren hunderttausende Exemplare pro Tag bei höchster Geschwindigkeit. Diese Dauerbelastung führt zwangsläufig zu Abrieb an Greifflächen, Federn und Gelenken. Die Folgen sind schleichend, aber teuer: Klammern schließen nicht mehr exakt, beschädigen Produkte oder lassen sie fallen. Schon ein verklemmtes oder defektes Teil kann die gesamte Produktionskette ausbremsen oder stoppen – inklusive ungeplanter Stillstände. Auch nachgelagerte Prozesse wie Schneiden und Falzen leiden, wenn der Transport ungleichmäßig wird und die Qualität schwankt.

Refurbishment statt Neukauf: Retrofit nach Maß

Der komplette Austausch der Klammersysteme ist naheliegend, aber die kostspieligste Option – und verschenkt Potenzial, das in vorhandenen Komponenten steckt. Professionelles Refurbishment setzt hier an: Es ist mehr als Reparatur und zielt darauf, den Neuzustand nach OEM-Spezifikationen wiederherzustellen – planbar, nachhaltig, wirtschaftlich.  Der Prozess lässt sich als strategisches Retrofit-Projekt strukturieren, das Produktion und Instandhaltung zusammenbringt und Eingriffe im laufenden Betrieb ermöglicht.

Vier Schritte zur Generalüberholung nach OEM-Standards

Praxisbeispiel: Produktionssicherheit wie
bei einer Neuanlage

Ein großes Druckhaus erwägt ein komplett neues Versandraumsystem, weil die Zuverlässigkeit der Transportkette nachlässt. Nach einem Expertenaudit fällt die Entscheidung auf ein umfassendes Refurbishment der Transportklammern. Ergebnis: Produktionssicherheit auf dem Niveau einer Neuanlage – bei einem Bruchteil der Investition. Zusätzlich helfen die Analyseerkenntnisse, Schmierung und Wartungspläne zu optimieren und künftigen Verschleiß zu verlangsamen.

    Analyse/Audit vor Ort: Serviceexperten prüfen den Zustand detailliert und identifizieren Belastungs-muster. Die Daten sind Basis für eine vorausschauende Wartung und bessere Entscheidungsgrundlagen.

    Planung im laufenden Betrieb: Die Umsetzung wird so organisiert, dass die Produktion möglichst wenig beeinträchtigt wird. Häufig werden Austauschklammern eingesetzt, während die Originale parallel in spezialisierten Werkstätten überholt werden.

    Generalüberholung im Service-Center: Fachkräfte demontieren die Klammern vollständig, reinigen, prüfen und vermessen jedes Teil. Verschleißteile wie Federn, Lager und Greifbacken werden konsequent durch Original-Ersatzteile ersetzt. Anschließend werden die Klammern justiert und unter realistischen Bedingungen auf Prüfständen getestet.

    Wiedereinbau und Kalibrierung: Nach der Überholung integrieren Techniker die Klammern wieder ins System und kalibrieren sie exakt. So steht die Leistung ab Inbetriebnahme stabil zur Verfügung – ohne lange Einlaufphase.

    ROI: Sechsstellig sparen, OEE sichern, Risiken senken

    Wirtschaftlich überzeugt Refurbishment vor allem im Vergleich zum Neukauf: Die Kosten einer Generalüberholung liegen deutlich darunter, Einsparungen sind – abhängig von Umfang und Anlagengröße – oft im sechsstelligen Bereich möglich. Der Nutzen geht darüber hinaus: Überholte Systeme laufen wieder „wie neu“ und sichern die Produktivität der Anlage über Jahre. Gleichzeitig sinkt das Risiko ungeplanter Ausfälle spürbar, was die Gesamtanlageneffektivität (GAE/OEE) verbessert. Die im Audit erfassten Verschleißdaten ermöglichen zudem präzisere Wartungsintervalle. Unterstützend kann KI aus Anlagendaten lernen, Abweichungen früh erkennen und Instandhaltung proaktiv auslösen – bevor Störungen entstehen.

    Intelligente Instandhaltung als Wettbewerbsvorteil

    Transportklammer-Refurbishment ist ein Musterbeispiel moderner Instandhaltung: strategisch, datenbasiert und nachhaltig. Statt wertvolle Komponenten vorschnell zu ersetzen, erschließen Druckereien das volle Potenzial ihrer bestehenden Technik, senken Kosten, erhöhen Verfügbarkeit – und stärken so ihre Wettbewerbsfähigkeit in einem Umfeld, in dem jeder Cent zählt.

    Quelle: MAN Roland

Autorenprofil

Paul Halshaw ist Industrial Solutions Specialist bei MAN Roland Goss Web Systems UK Solutions in Preston (UK). Seit fast drei Jahrzehnten im Unternehmen, leitet er das Refurbishment-Programm für Greifer und Förderketten und fokussiert praxisnahe, nachhaltige Instandhaltungslösungen für Effizienz und Langlebigkeit in der Druckweiterverarbeitung.