Der Schrottpreis und weitere Indizes spielen in der Stahlherstellung eine wichtige Rolle. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über das vermeintliche "Altmetall" wissen müssen.

Der Schrottpreis und weitere Indizes spielen in der Stahlherstellung eine wichtige Rolle. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über das vermeintliche "Altmetall" wissen müssen. (Bild: luca piccini basile - stock.adobe.com)

Welche Typen von Stahlschrott gibt es?

Es gibt verschiedene Sorten, Typen und Arten von Stahlschrott, die aufgrund ihrer Eigenschaften und Zusammensetzung unterschieden werden können:

  • Stahlschrott Sorte 1: Stahlaltschrott mit einer Stärke von mindestens 4 Millimetern und den Höchstabmessungen 1,5 x 0,5 x 0,5 Metern.
  • Stahlschrott Sorte 2: Stahlneuschrott mit einer Stärke von mindestens 3 Millimetern und den Höchstabmessungen 1,5 x 0,5 x 0,5 Metern.
  • Stahlschrott Sorte 3: Schwerer Stahlaltschrott mit einer Stärke von mindestens 6 Millimetern und den Höchstabmessungen 1,5 x 0,5 x 0,5 Metern
  • Stahlschrott Sorte 4: Shredderstahlschrott ohne Stahlschrott ausr Müllverbrennung oder –separation und einem Schüttgewicht (i.tr.) von mindestens 1,1 Tonne pro Kubikmeter sowie einem metallischen Fe-Gehalt von mindestens 92 Prozent.
  • Stahlschrott Sorte 5: Stahlspäne ohne Guss- und Automatenspäne
  • Stahlschrott Sorte 6: Pakete aus neuem, leichten Stahlblechschrott
  • Stahlschrott Sorte 8: Stahlneuschrott mit einer Stärke unter 3 Millimetern und den Höchstabmessungen 1,5 x 0,5 x 0,5 Metern
  • Stahlschrott Sorte 47: Aufbereiteter Stahlschrott aus der Müllseparation mit einem Schüttgewicht (i.tr.) von mindestens 0.9 Tonnen pro Kubikmeter sowie einer Korngrößen-Obergrenze von 50 bis 70 Millimetern, max. 5 Gew.-% < 5 mm, Fe-Gehalt metallisch: mind. 92 Prozent.

- Alt- oder Schmiedeeisen: Dieser Typ von Stahlschrott besteht hauptsächlich aus Gusseisen und Schmiedeeisen. Er ist in der Regel schwer und rostig.
Leichtschrott: Leichtschrott umfasst in der Regel Stahlteile, die weniger als 6 mm dick sind. Dieser Typ von Stahlschrott ist leicht und kann in der Regel ohne spezielle Ausrüstung transportiert werden.
- Stanz- und Blechabfälle: Dieser Typ von Stahlschrott besteht aus Resten von gestanzten oder geschnittenen Blechen. Er kann entweder flach oder gerollt sein.
- Schwerer Stahlschrott: Dieser Typ von Stahlschrott ist größer und schwerer als Leichtschrott und besteht in der Regel aus dickeren Stahlteilen.
- Schredderschrott: Schredderschrott ist eine Mischung aus verschiedenen Arten von Stahlschrott, die durch Schreddern und Zerkleinern von Autos, Haushaltsgeräten und anderen metallischen Abfällen gewonnen werden. Dieser Typ von Stahlschrott wird oft für die Herstellung von neuem Stahl verwendet.

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Der aktuelle Schrottpreis pro Tonne (Oktober 2024)

Sorte 1

267,9 €/t

Sorte 2/8

310,3 €/t

Sorte 3

315,8 €/t

Sorte 4

319,7 €/t

Sorte 5

256,1 €/t

 

Aktueller Schrottpreis pro Tonne Oktober 2024. Quelle: www.bdsv.org
Aktueller Schrottpreis pro Tonne Oktober 2024. Quelle: www.bdsv.org (Bild: Datawrapper)

Was spart der Einsatz von Schrott?

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS aus dem Jahre 2019 spart der Einsatz von Stahlschrott bei der Stahlherstellung Klima- und Umweltkosten in Milliardenhöhe. Konkret bedeutet das, dass jede eingesetzte Tonne Kohlenstoffstahlschrott - im Vergleich zur Stahlerzeugung aus Erzen und Koks - 1,67 Tonnen CO₂ einspart, so die Studie ‚Schrottbonus Konkret’ des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie IMW.

Das Recycling einer Tonne Edelstahlschrott vermeidet demnach 4,3 Tonnen CO₂. Im Jahr 2018 wurden laut der Studie in Europa etwa 94 Millionen Tonnen Schrott eingeschmolzen. Dadurch seien etwa 157 Millionen Tonnen CO₂ eingespart worden. Dies entspreche den jährlichen Emissionen aller Automobile in Frankreich, England und Großbritannien. Dem Studienergebnis entsprechend senkt der Einsatz von Stahlschrott in Europa die Kosten des Klimawandels um bis zu 20 Milliarden Euro.

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Wie viel Stahl wird weltweit produziert und wer sind die größten Hersteller?

Im Jahr 2018 wurden weltweit 1.826 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt. Trotz der Corona-Pandemie stieg die Weltproduktion bis 2020 auf 1.878 Millionen Tonnen. Davon entfielen 1.065 Millionen Tonnen auf Stahl-Topproduzent China. Die EU war mit 139 Millionen Tonnen der zweitgrößte Stahlproduzent vor Indien, Japan und den USA. In Deutschland wurden im Jahr 2018 42,4 Millionen Tonnen Stahl hergestellt. Im Jahr 2020 waren es 35,7 Millionen Tonnen, ein Rückgang von 15,8 Prozent gegenüber 2018. Die weltweit fünf größten Stahlhersteller sind aktuell Posco (Südkorea), Tata Steel, Hunan Valin Steel und China Steel (alle China) und Nlmk (Russland).

Quellen: Statista, World Steel Association 2021 und Wirtschaftsvereinigung Stahl 2021.

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Ohne Schrott kein neuer Stahl – ein Großteil des Stahls wie hier in einem Walzwerk stammt aus dem Recycling von Stahlschrott.
Ohne Schrott kein neuer Stahl – ein Großteil des Stahls wie hier in einem Walzwerk stammt aus dem Recycling von Stahlschrott. (Bild: industrieblick - stock.adobe.com)

Warum Schrott so wichtig für die Stahlherstellung ist

Die Verwendung von Sekundärstoffen trägt also enorm zu Verringerung des Einsatzes von Primärrohstoffen bei. So hat sich der Anteil des Stahlschrotteinsatzes bei der Stahlproduktion in Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre deutlich auf aktuell rund über 44 Prozent erhöht. Die Recyclingquote bei Stahl liegt bei 90 Prozent. Damit wird der in Deutschland gesammelte Stahlschrott nahezu vollständig in den Kreislauf zurückgeführt.

Rund 16 Millionen Tonnen Stahlschrott werden derzeit bei der Stahlproduktion in Deutschland eingesetzt. Das entspricht einer Einsatzquote der oben genannten 44 Prozent. In der EU hat nur Italien einen noch höheren Stahlschrottverbrauch. Der weltweite Stahlschrotteinsatz im Jahr 2017 betrug 600 Millionen Tonnen bei einer Gesamtproduktion an Rohstahl von 1.690 Millionen Tonnen.

Das Recycling von Stahlschrott ist nach Einschätzung des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler ein wichtiger Beitrag für die Rohstoffversorgung in Deutschland – der in der kompletten EU mit dem Schrottbonus entsprechend honoriert wird. Dieser liegt aktuell zwischen 80 und 213 Euro pro Tonne Kohlenstoffstahlschrott, für Edelstahlschrott beläuft er sich auf 158 bis 502 Euro.

Wie wird Schrott recycelt?

Sortenreiner, großstückiger Stahlschrott wird durch Scheren, Pressen oder Brenner chargierfähig gemacht und kann als Sekundärrohstoff direkt in Stahlwerken und Gießereien eingesetzt werden. Konsumgüterschrott, der in der Regel aus komplexen Materialverbünden besteht, muss über einen technisch aufwändigeren Schredderprozess in seine einzelnen Bestandteile zerlegt werden, um die definierten Qualitätsanforderungen der Abnehmer zu erfüllen.

Die Schrottaufbereitung und -verwertung unterliegt in Deutschland strengen gesetzlichen Anforderungen und wird daher in der Regel von zertifizierten Fachbetrieben durchgeführt. Der aufbereitete Stahlschrott wird anschließend in den 20 in Deutschland aktiven integrierten Hütten- und Stahlwerken geschmolzen, gegossen und gewalzt. Daneben wird Stahlschrott auch in Gießereien eingeschmolzen und bildet die Grundlage für neue Produkte und Erzeugnisse.

Quelle: Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft

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Warum die EU-Abfallverbringungsverordnung den Schrotthandel bedroht

Was den Handel mit Stahlschrott anbelangt, ist der Export in der EU 2021 auf einem Stand von 19,5 Millionen Tonnen, beim Import sind es 5,5 Millionen Tonnen. Auf den Export von Stahlschrott aus Deutschland bezogen, waren die Niederlande, Italien, Belgien und Luxemburg 2020 die größten Abnehmer in der EU. Weltweit waren dies 2020 die Türkei, die Schweiz, Pakistan und Indien.

Die größten Stahlschrott-Exportziele aus der EU in Drittländer 2020 waren wieder einmal mehr die Türkei mit 67 Prozent, dann abgeschlagen Pakistan, Indien und die USA. Deutschland selbst bezog 2020 den meisten EU-Stahlschrott aus der Tschechischen Republik, Polen, den Niederlanden, Frankreich und Schweden, weltweit aus der Schweiz, Norwegen und aus UK.

In diesem Zusammenhang sieht die ‚Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen’ (BDSV) für die Zukunft drohende Handelshemmnisse durch die Revision der EU-Abfallverbringungsverordnung (VVA). Danach möchte die EU-Kommission die Ausfuhr von Abfällen aus der EU in Länder außerhalb der Union beschränken oder gar beenden.

„Wir lehnen diese Beschränkungen des internationalen Handels ab, weil dies zu niedrigeren Schrottpreisen innerhalb Europas führt und ein wirtschaftliches Recycling nicht mehr möglich macht. Gleichzeitig steigt das weltweite Schrottaufkommen deutlich. 2030 werden wir die 1-Milliarden-Tonnen-Grenze durchbrechen. Exporteinschränkungen sind deshalb vollkommen unnötig“, sagt BDSV Präsident Andreas Schwenter bezugnehmend auf die Fraunhofer IMW-Studie.

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Der Import- und Export-Handel mit Schrott ist ein internationales Geschäft.
Der Import- und Export-Handel mit Schrott ist ein internationales Geschäft. (Bild: DZMITRY PALUBIATKA - stock.adobe.com)

Welche Qualitäten von Stahlschrott gibt es?

Es gibt verschiedene Qualitäten von Stahlschrott, die sich je nach Zusammensetzung und Reinheit unterscheiden. Die wichtigsten Qualitäten sind:

  • E-Schrott: Dies ist elektronischer Schrott wie zum Beispiel alte Computer, Handys oder Elektrogeräte. Er enthält meist geringe Mengen an Edelmetallen, aber auch Kunststoffe und andere Materialien.
  • Altmetall: Hierbei handelt es sich um Schrott aus Metall, der sich aus verschiedenen Metallarten zusammensetzt. Dazu gehören zum Beispiel Eisen, Stahl, Kupfer, Aluminium und Messing.
  • Schwerer Stahlschrott: Hierbei handelt es sich um Schrott aus Eisen und Stahl, der besonders dick oder massiv ist. Dazu gehören zum Beispiel alte Schiffswracks, Stahlträger oder Bahnschienen.
  • Leichter Stahlschrott: Hierbei handelt es sich um Schrott aus Eisen und Stahl, der dünn und leicht ist. Dazu gehören zum Beispiel alte Autoteile, Dosen oder Fahrradrahmen.
  • Guss-Schrott: Hierbei handelt es sich um Schrott aus Gusseisen, wie zum Beispiel alte Heizkörper oder Maschinenteile.

Die verschiedenen Qualitäten von Stahlschrott werden oft nach bestimmten Standards sortiert und klassifiziert, um eine optimale Verwertung und Wiederverwendung zu gewährleisten.

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Warum die Stahlrecyclingbranche der verlässliche Partner der Stahlindustrie ist

Nach Angaben der BDSV ist der freie Welthandel von Stahlschrott für die deutschen und europäischen Recyclingunternehmen von existenzieller Bedeutung. Derzeit werden demnach auch nur rund 80 Prozent des in Europa anfallenden Stahlschrotts von den Stahlwerken und Gießereien abgenommen. Knapp 20 Millionen Tonnen des klimafreundlichen Rohstoffs aus dem Recycling seien aus der EU in OECD und Nicht-OECD Länder exportiert worden. Außerdem sei der Zugang zu internationalen Märkten für die Stahlrecyclingbranche zum Ausgleich der konjunkturellen Nachfrage von entscheidender Bedeutung, gleiches gilt übrigens auch für die stahlerzeugende und stahlverarbeitende Industrie.

Die Autoren der Fraunhofer-Studie ‚Zukunft Stahlschrott’ kommen zu dem Schluss, dass die Stahlrecyclingbranche verlässlicher Partner der Stahlindustrie und Rohstofflieferant für nationale und internationale Betriebe ist und bleiben wird. Durch das Know-how in der Anlagentechnik kann danach die Stahlrecyclingbranche als einer der wichtigsten Dienstleister in der Wertschöpfungskette der Stahlindustrie betrachtet werden , da die dazugehörigen Unternehmen überhaupt erst den Sekundärrohstoff erfassen, aufbereiten und  qualitätsgesichert bereitstellen, den die etabliertenmetallurgischen Verfahren benötigen.

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Das Recycling von Stahlschrott ist eine wichtige Ressource für die Stahlindustrie.
Das Recycling von Stahlschrott ist eine wichtige Ressource für die Stahlindustrie. (Bild: JDM Photo - stock.adobe.com)

Zahlen und Fakten zum Einsatz von Schrott bei der Stahlerzeugung

  • Wie viel Schrott ist verfügbar?
    Worldsteel schätzt, dass die weltweite Stahlschrottverfügbarkeit im Jahr 2030 etwa einer Milliarde Tonnen und im Jahr 2050 1,3 Milliarden Tonnen erreichen wird.
  • Wie viel Schrott wird wiederverwendet?
    Rund 84 Prozent des jemals weltweit produzierten Stahls sind aufgrund von Langlebigkeit und Recycling immer noch im Einsatz.
  • Wie viel Stahl produziert Deutschland?
    In Deutschland wurden im Jahr 2020 35,7 Millionen Tonnen Rohstahl produziert und dafür ü15,8 Millionen Tonnen Stahlschrott eingesetzt.
  • Wie viel CO₂ wird durch die Verwendung von Schrott in der Stahlherstellung eingespart?
    Mehr als 1,5 Tonnen Eisenerz, mehr als 0,65 Tonnen Kohle je Tonne produzierten Stahls werden durch das Recycling eingespart. Das Recyceln von Stahl vermeidet somit im hohen Umfang CO₂-Emissionen. Knapp 120 kg CO₂ werden hierdurch jährlich aus dem Konsum eines Durchschnittsbürgers in Deutschland eingespart, das sind rund 30 Prozent.

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl, 2020

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