
Corporate Responsibility ist heute ein Thema, dass nicht nur Image- sondern auch knallharte Umsatzziele verfolgt. (Bild: metamorworks - stock.adobe.com)
„Aus großer Macht folgt große Verantwortung“, sagte schon Spiderman. Schön, dass viele Unternehmen dem rot-blauen Superhelden Recht geben. Große wie kleine produzierende Firmen tun im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Interessen anderen etwas Gutes – trotz Pandemie und Krieg. Wir zeigen eine Auswahl.
Eine Chance für Kunstschaffende in der Fertigungshalle
Metallverarbeiter Treibacher mit Hauptsitz im österreichischen Althofen bekommt durch sein Engagement große Aufmerksamkeit in der Region Kärnten. Das Unternehmen organisiert seit 2001 regelmäßig Ausstellungen und Konzerte in den historischen Fertigungshallen. Im Rahmen des Projekts „Kunst im Werk“ bekommen hier bildende Künstler und Musiker eine Bühne im beeindruckenden industriellen Ambiente. Jüngst war das Projekt aufgrund der Pandemie stillgestanden. Aber ein um mehrere Termine verschobenes Konzert konnte im Juni endlich stattfinden. „Dadurch verbinden wir die scheinbaren Gegensätze von Industrie und Kunst zu einem einzigartigen Musikerlebnis. Das Konzert soll nicht nur den Anfang einer „neuen Normalität" in unserem Unternehmen, sondern auch in der Kunst- und Kulturszene einläuten“, sagt René Haberl, Mitglied des Vorstandes der Treibacher Industrie AG.

Höherer Umsatz durch CSR
Ihr Engagement sehen diese Firmen nicht als Geldverschwendung an. Auch wenn es erst einmal kostet, regionale Sportvereine, Künstler oder Studenten zu unterstützen. Denn wer seine Hilfestellungen in die Unternehmensstrategie implementiert und seine Aktionen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit kontrolliert, kann nur gewinnen: An Bekanntheit, an Image und an neuen Kontakten und Handlungsfeldern. Unter dem Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) sammeln Betriebe so ziemlich alles, was nicht dem direkten Umsatzwachstum dient.
Vor allem die Förderung sozialer Zwecke zielt in den vergangenen Jahren nicht nur darauf ab, sich als Wohltäter darzustellen. Jüngere Mitarbeiter und auch immer mehr Kunden achten bei der Wahl des Partners darauf, was der Betrieb abgibt. Kein Wunder, dass sich laut einer Randstad-Studie rund 74 Prozent aller deutschen Unternehmen CSR-Aktivitäten auf die Fahnen schreiben. Und auch Kunden suchen sich gerne soziale Partner aus: Bei einer Befragung von 2021 durch Ivalua gaben 69 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie aufgrund ihrer CSR-Initiativen höhere Umsätze erzielt haben.
Gemeinnützige Stiftungen helfen und sparen Steuern
Das Thema CSR clever gelöst haben Firmen, die ihre sozialen Aktivitäten in gemeinnützige Stiftungen auslagern. So geschehen beim Hersteller von Antriebstechnik und Automatisierungslösungen Lenze aus Hameln. Die Hans und Clara Lenze Stiftung unterstützt seit mehr als 30 Jahren junge Nachwuchs-Talente vor allem in Form von (Teil-) Stipendien für Studierende. Bisher konnten mehr als 50 Stipendiaten ihre Projekte abschließen.
Ähnlich geht auch die Trumpf GmbH mit der Berthold Leibinger Stiftung vor: Die vom Unternehmen erwirtschafteten Überschüsse ermöglichen der Stiftung ihre Arbeit – und sparen dem Unternehmen Steuern. Denn der Berthold Leibinger Stiftung gehören 9,5 Prozent der Unternehmensanteile der Trumpf Gruppe. Durch diese sinnvolle Verzahnung von Gewinnmaximierung und sozialer Verantwortung konnten seit Bestehen der Institution bis Mitte 2021 27,8 Millionen Euro gestiftet werden. Im Förderschwerpunkt Wissenschaft und Kultur wurden seit Gründung fast 12 Millionen Euro für kulturelle Projekte und mehr als 11 Millionen Euro für wissenschaftliche Zwecke ausgegeben. Für soziale Aufgaben wurden 1,55 Millionen Euro und für religiöse Vorhaben rund zwei Millionen Euro eingesetzt.
Egin-Heinisch repariert und wartet Motorspindeln und Werkzeugmaschinen. Das Unternehmen aus Naumburg bei Kassel macht aber nicht nur mit seinen Industrie-Services einen guten Job. Auch für Bedürftige setzt sich der Betrieb ein. Gemeinsam mit 100 Familien und Menschen in Not feierte die Belegschaft und die einiger weiterer regionaler Unternehmen Weihnachten in der Brüderkirche in Kassel. Am 26. Dezember 2019 bewirtete die Küche eines gehobenen Kasseler Restaurants die benachteiligten Menschen. Das Rahmenprogramm wurde von einem Gospelchor gestaltet. „Unser Ziel ist das Setzen eines Zeichens und das Spenden von etwas Freude und Trost“, heißt es dazu auf der Firmenwebseite.
CSR sollte mehr sein als „Social Washing“
Wenn man die hier vorgestellten Beispiele liest, möchte man fast an die heile Welt der verantwortungsbewussten Unternehmen glauben. Doch CSR ist zu Recht auch Kritik ausgesetzt. Einige größere Konzerne zerstören die Umwelt, verbrauchen Ressourcen, beuten ihre Zulieferer aus und sind verantwortlich für so manchen Missstand in der Welt. Sich dann für sauberes Trinkwasser (Coca-Cola) oder nachhaltige Baumwolle bei einigen wenigen Teilen (Primark) einzusetzen, nennen die Kritiker „Greenwashing“ oder „Social Washing“. Die Firmen nutzen ihre CSR-Aktivitäten dazu, Produkte besser bewerben zu können. Oder ihr schlechtes Image mit Kleinigkeiten aufzupolieren. Es geht wieder um Gewinnmaximierung, was nicht der Sinn von CSR ist oder sein sollte.
Unternehmen, die ihr Engagement für den guten Zweck leben und nicht für den eigenen, setzen daher auf Transparenz. Sie veröffentlichen Berichte über ihre Aktivitäten, belegen diese mit Zahlen, sie unterzeichnen eine Sozial-Charta und setzen eine Strategie auf, um Ungerechtigkeiten im eigenen Unternehmen zu beseitigten, oder die negativen Auswirkungen ihrer Arbeit (zum Beispiel für die Umwelt) zu reduzieren. Wichtig ist es dabei, Messgrößen zu definieren und die selbst gesetzten Ziele einzuhalten. Denn Verbraucher erkennen falsche Versprechen und bestrafen sie durch Vertrauensverlust.