
Deutschland will enger mit Kanada zusamenarbeiten. (Bild: sezerozger - stock.adobe.com)
In etwa zwei Dutzend Ländern auf vier Kontinenten hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seit seiner Vereidigung im Dezember schon vorgestellt. Für kein einziges davon hat er bei seinen Antrittsbesuchen so viel Aufwand betrieben wie jetzt für Kanada.
Drei Tage nimmt er sich Zeit für das flächenmäßig zweitgrößte Land der Welt, das aber noch nicht einmal halb so viele Einwohner hat wie Deutschland. Zum Vergleich: Im deutlich mächtigeren und wirtschaftsstärkeren Nachbarland USA war er im Februar nur halb so lange zum Antrittsbesuch.
Das ist aber noch nicht alles: Scholz hat sich für diese Reise Verstärkung geholt. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) flog am Sonntagabend mit ihm nach Montreal, der ersten von drei Reisestationen. Die beiden waren zuvor erst einmal zusammen unterwegs, im Mai bei einem Nordsee-Gipfel in Dänemark.
Außerdem wird Scholz erstmals von einer größeren Wirtschaftsdelegation begleitet, die von Industriepräsident Siegfried Rußwurm angeführt wird und der ein Dutzend Spitzenmanager angehören, darunter die Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen, Bayer, Siemens Energy und Uniper. Insgesamt flogen mehr als 80 Passagiere in der Regierungsmaschine mit.
Das wollen Scholz und Habeck in Kanada erreichen
Aber wofür betreiben Scholz und Habeck den ganzen Aufwand? Es gibt wirtschaftliche und politische Gründe dafür:
- Wirtschaftlich: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zwingt Deutschland, sich in seinen Wirtschaftsbeziehungen breiter aufzustellen. Das gilt ganz akut für den Energiebereich, in dem man sich von russischen Gaslieferungen unabhängig machen will. Kanada hat zwar Flüssiggas zu bieten, davon kann Deutschland aber erst mittelfristig profitieren, weil für den Transport über den Atlantik noch Pipelines und Terminals fehlen. Bei der Reise liegt der Fokus deswegen auf der Wasserstoffproduktion. Außerdem hat die deutsche Wirtschaft an kanadischen Mineralien und Metallen Interesse, unter anderem an Kobalt, Nickel, Lithium und Grafit, die für die Batterieproduktion wichtig sind.
- Politisch: Kanada hat also im Prinzip wirtschaftlich das zu bieten, was Russland auch hat – und das als verlässliche Demokratie. Das ist der zweite Grund, warum Scholz diese Reise so viel bedeutet. Der Kanzler hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Zusammenarbeit der Demokratien zu stärken, um im Systemwettbewerb mit Autokratien wie China und Russland bestehen zu können. Deswegen hat er auch demonstrativ Japan vor dem wirtschaftlich für Deutschland bedeutenderen China besucht – anders als seine Vorgänger.

Deutscher Maschinenbau-Gipfel 2023
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Die Vielzahl der Themen ist für den einzelnen zu groß und darum bietet auch der Maschinenbau-Gipfel 2023 wieder Orientierung, Stärkung des Zusammenhalts im Netzwerk und Austausch mit der Politik.
Die Veranstalter des Maschinenbau-Gipfels, VDMA und PRODUKTION, werden mit der Gestaltung wieder ihrem hohen Anspruch gerecht: Perspektiven und Zukunftsfähigkeit schaffen durch gemeinsames Handeln – das ist die Maxime des Maschinenbau-Gipfels am 07. und 08. November 2023 in Berlin.
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Wasserstoff: Dieses Abkommen soll geschlossen werden
Außerdem zeigt die Reise: Die transatlantischen Beziehungen sind mehr als nur ein guter Draht zu den USA. Auch Kanada ist ein wichtiger Partner in der G7 wirtschaftsstarker Demokratien und in der Nato. Mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau versteht Scholz sich jedenfalls schon mal blendend. Der 50-Jährige hat ihn bereits in Berlin besucht, die beiden haben sich auch beim G7-Gipfel in Elmau und beim Nato-Gipfel in Madrid getroffen.
Bei dem Besuch wird Trudeau kaum von der Seite des Kanzlers weichen. In Montreal, wo er seinen Wahlkreis hat, führt der kanadische Premier am heutigen Montag seine politischen Gespräche mit Scholz. Am Dienstag geht es weiter in die Wirtschaftsmetropole Toronto und schließlich in das entlegene Stephenville, einen kleinen Ort im nur dünn besiedelten Neufundland.
Von dort wollen Kanzler und Premier dann auch etwas Zählbares mitnehmen: Ein Abkommen zur Kooperation bei Herstellung und Transport von grünem Wasserstoff, der mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt wird. Langfristig rechnet Kanada damit, 25 bis 30 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr exportieren zu können. Allerdings müssen auch hier noch Transportkapazitäten geschaffen werden.
Podcast Industry Insights: Hören Sie rein!

Im Podcast Industry Insights sprechen wir gemeinsam über alles, was die Industrie beschäftigt. Unsere Redakteurinnen Julia Dusold und Anja Ringel haken nach, welche Karrierethemen und Technik-Trends bei Technologieunternehmen und Maschinenbauern gerade aktuell sind. Dafür laden wir in jede Folge eine prominente Branchengröße ein, um mit ihr zu diskutieren.
Einige Highlights:
- Ingo Spengler, COO bei Leoni, spricht über die Zukunft des Zulieferers und Blumensträuße in Ägypten
- Die Mahle-Führungskräfte Marisa Leutenecker und Claudia Schumacher diskutieren über Jobsharing
- Eckard Eberle (CEO Process Automation bei Siemens) gibt einen Einblick in die Themen Industrie 4.0 und 5G
- Lisa Reehten (Geschäftsleitung Bosch Climate Solutions) erklärt, wie der Maschinenbau nachhaltiger wird
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