Ob Boeing, BAE Systems, Raytheon oder die neuen Player aus China: Sie alle gehören zu den größten Rüstungskonzernen der Welt, die derzeit viel zu tun haben müssten. Denn zum siebten Mal in Folge sind die Umsätze der 100 größten Waffenhersteller der Welt gestiegen. Im vergangenen Jahr lag der weltweite Umsatz bei rund 563 Milliarden Euro - ein Plus von knapp zwei Prozent.
Und auch in einem anderen Bereich gibt es Rekordwerte zu verzeichnen: 2021 wurden weltweit Militärausgaben in Höhe von rund 2,1 Billionen US-Dollar genehmigt. Damit lagen die Ausgaben erstmals über der Zwei-Billionen-Dollar-Marke.
Die höchsten nationalen Militärausgaben hatten dabei die USA. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass US-Konzerne das Ranking der größten Rüstungskonzerne dominieren, darunter sind so bekannte Namen wie General Dynamics oder Northrop Grumman.
Unsere Rangliste, basierend auf der aktuellsten Auswertung des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI), zeigt die zehn umsatzstärksten Rüstungsunternehmen der Welt im Jahr 2021:
Platz 10: CETC
Platz 9: CASC
Platz 8: AVIC
Platz 7: Norinco
Platz 6: Bae Systems
Im Fokus: Rüstungsindustrie
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Platz 5: General Dynamics
Platz 4: Northrop Grumman
Platz 3: Boeing
Platz 2: Raytheon Technologies
Platz 1: Lockheed Martin
Diese deutschen Rüstungsfirmen sind in den Top 100
Neben den vielen US-Konzernen in dem Ranking fällt noch eine weitere Sache auf: In den Top 10 findet sich kein Unternehmen aus der Europäischen Union. Airbus ist 2019 aus den Top 10 geflogen und landet im aktuellsten Ranking auf Platz 15 (Vorjahr: Platz 12) mit einem Umsatz von knapp elf Milliarden US-Dollar. Noch besser platziert ist aus europäischer Sicht nur Leonardo aus Italien. Das Unternehmen erreichte mit einem Umsatz von knapp 14 Milliarden Euro Platz 12.
Diese deutschen Unternehmen sind in den Top 100 vertreten:
- Rheinmetall verschlechtert sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze und landet auf Platz 29 (Umsatz: 44,5 Milliarden US-Dollar).
- Im vergangenen Ranking war Krauss-Maffei Wegmann (KMW) noch alleine im Ranking vertreten. Im Ranking für 2021 ist nun KNDS - die gemeinsame Holding von KMW und dem französischen Konzern Nexter - zu finden. Die transeuropäische Kooperation landet mit einem Umsatz von 30 Milliarden US-Dollar auf Platz 44.
- Thyssenkrupp erreicht mit einem Umsatz von fast 24 Milliarden US-Dollar Platz 55.
- Hensoldt ist das dritte deutsche Unternehmen: Platz 69 mit einem Umsatz von 16 Milliarden US-Dollar.
- Neu in den Top 100 ist Diehl auf Platz 99 (Umsatz: 8,7 Milliarden US-Dollar).
Mehr zu den deutschen Rüstungsunternehmen lesen Sie auch in diesem Artikel: Das sind die 10 größten deutschen Rüstungsunternehmen
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Rüstungsindustrie kämpft mit Lieferkettenproblemen
Wie fast alle Branchen war auch die Rüstungsindustrie 2021 von pandemiebedingten Unterbrechungen der globalen Lieferketten betroffen. Das führte unter anderem zu Engpässen bei wichtigen Komponenten. Ohne die weiter andauernden Lieferkettenprobleme hätte die Rüstungsindustrie im vergangenen Jahr ein noch stärkeres Wachstum der Waffenverkäufe verzeichnet, erklärte Dr. Lucie Béraud-Sudreau, Direktorin des SIPRI-Programms für Militärausgaben und Rüstungsproduktion, in einer Mitteilung.
Unternehmen wie Airbus und General Dynamics leiden außerdem unter dem Fachkräftemangel. Mehr zum Thema lesen Sie in diesem Artikel: Rüstungsindustrie: Viele Aufträge, wenige Fachkräfte
Durch den Ukraine-Krieg hat sich nach Ansicht der Expertinnen und Experten die Lieferketten-Problematik noch verschärft. Der Grund: Russland ist eigentlich ein wichtiger Lieferant von Rohstoffen für die Waffenproduktion. Das könnte die Bemühungen der USA und Europas behindern, ihre Streitkräfte zu stärken und ihre Lagerbestände aufzufüllen, nachdem sie Munition und andere Ausrüstungsgegenstände in die Ukraine geliefert haben.
"Die Steigerung der Produktion braucht Zeit", sagte Dr. Diego Lopes da Silva, leitender Forscher des SIPRI. Sollte die Unterbrechung der Lieferkette weiter anhalten, könnte es mehrere Jahre dauern, bis einige der wichtigsten Waffenproduzenten die durch den Ukraine-Krieg entstandene neue Nachfrage decken können.
Berichten zufolge haben russische Unternehmen ihre Produktion aufgrund des Krieges erhöht. Sie hatten aber Schwierigkeiten, Halbleiter zu beschaffen und sind von den kriegsbedingten Sanktionen betroffen. So hat SIPRI zufolge zum Beispiel Almaz-Antey erklärt, dass es keine Zahlungen für einige seiner Waffenexportlieferungen erhalten hat.
Die wichtigsten Entwicklungen in den einzelnen Regionen und Ländern:
- Von den 100 Unternehmen im Ranking sind 40 aus den USA. Deren Waffenverkäufe beliefen sich 2021 auf knapp 300 Milliarden US-Dollar. Nordamerika war aber die einzige Region, in der die Waffenverkäufe im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Einer der Gründe war die hohe Inflation.
- Aus Europa sind 27 der 100 Rüstungskonzerne. Sie konnten Waffenverkäufe in Höhe von 123 Milliarden US-Dollar verbuchen - ein Plus von 4,2 Prozent. Während die meisten europäischen Unternehmen, die auf militärische Luft- und Raumfahrt spezialisiert sind, aufgrund der Lieferkettenproblematik Verluste machten, waren die europäischen Schiffbauer weniger von den Corona-Auswirkungen betroffen und konnten ihren Umsatz steigern.
- Die acht in der Liste aufgeführten chinesischen Rüstungsunternehmen erzielten einen Gesamtumsatz von 109 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 6,3 Prozent entspricht. Im vergangenen Jahr wurde das chinesische Unternehmen CSSC durch die Fusion zweier bestehender Unternehmen mit einem Umsatz von 11,1 Milliarden US-Dollar zum größten Militärschiffbauer der Welt.
- Sechs russische Unternehmen sind in den Top 100 vertreten. Ihre Waffenverkäufe beliefen sich auf insgesamt 17,8 Milliarden US-Dollar - ein Anstieg von nur 0,4 Prozent. Den Experten zufolge gibt es Anzeichen dafür, dass die Stagnation in der russischen Rüstungsindustrie weit verbreitet ist.
- Die fünf Top-100-Unternehmen mit Sitz im Nahen Osten erzielten 2021 Waffenverkäufe in Höhe von 15,0 Milliarden US-Dollar. Dies war ein Plus von 6,5 Prozent und damit das schnellste Wachstum aller in den Top 100 vertretenen Regionen.
- Erstmals ist ein Konzern aus Taiwan im Ranking vertreten: Das auf Raketen und Militärelektronik spezialisierte Unternehmen NCSIST (Platz 60) verzeichnete einen Waffenumsatz von zwei Milliarden US-Dollar.
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Wie entwickelt sich das Geschäft mit Rüstungsgütern?
Die erstmalig erreichten 2,1 Billionen US-Dollar an weltweiten Rüstungsausgaben bedeuten einen Anstieg im 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1.960 Milliarden US-Dollar). "Trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben die weltweiten Militärausgaben ein Rekordniveau erreicht", sagte Dr. Diego Lopes da Silva, leitender Forscher des SIPRI-Programms für Militärausgaben und Rüstungsproduktion, im April in einer Pressemitteilung. Das reale Wachstum habe sich aufgrund der Inflation verlangsamt. Nominal stiegen die Militärausgaben jedoch um 6,1 Prozent.
Infolge einer starken wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2021 sank die globale Militärlast - also der Anteil der Militärausgaben am weltweiten Bruttoinlandsprodukt - um 0,1 Prozentpunkte, von 2,3 Prozent (2020) auf nun 2,2 Prozent.
Von den mehr als zwei Billionen US-Dollar entfallen 62 Prozent der Ausgaben auf die fünf größten Geldgeber: die USA, China, Indien, Großbritannien und Russland.
Die Top-15-Länder mit den höchsten Militärausgaben sehen Sie in der Grafik: