Das Rettungsunternehmen Hensoldt – im Bild die Zentrale in Taufkirchen bei München – will kräftig wachsen. Dabei soll eine neue Strategie helfen.

Das Rettungsunternehmen Hensoldt – im Bild die Zentrale in Taufkirchen bei München – will kräftig wachsen. Dabei soll eine neue Strategie helfen. (Bild: Hensoldt)

Optimierte Finanzziele für eine starke Zukunft

Hensoldt präsentierte auf dem Capital Markets Day 2024 in London ehrgeizige neue Ziele für die kommenden Jahre. Das Unternehmen hat seine mittelfristigen Prognosen überarbeitet und die EBITDA-Marge sowie Umsatzprognosen nach oben korrigiert.

Die bereinigte EBITDA-Marge soll mittelfristig auf etwa 20 Prozent steigen, während für das Jahr 2024 eine Marge von 18–19 Prozent angepeilt wird. Noch ambitionierter zeigt sich das Unternehmen bei den Umsatzzielen: Hensoldt strebt bis 2030 eine Verdopplung des Umsatzes auf rund 5 Milliarden Euro an, vornehmlich durch organisches Wachstum. Ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich 10 Prozent ist fest eingeplant.

Neben Umsatz und Margen wurde auch die Cashflow-Entwicklung präzisiert. Die Cash Conversion des bereinigten EBITDA soll mittelfristig 50–60 Prozent erreichen, wodurch die finanzielle Flexibilität des Unternehmens gestärkt wird. Stabil bleibt hingegen die Ausschüttungspolitik: Dividenden sollen weiterhin 30–40 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses ausmachen.

Marktwachstum als Treiber der neuen Strategie

Die globale Sicherheitslage bleibt angespannt, und Hensoldt sieht in diesem Umfeld große Wachstumschancen. Insbesondere die Verteidigungselektronik soll mittelfristig überproportional wachsen. Für Deutschland wird ein jährliches Marktwachstum von 10 Prozent erwartet, während Europa und internationale Märkte um etwa 7 Prozent jährlich zulegen sollen.

Hensoldts „North Star“-Strategie setzt gezielt auf die Stärkung dieser Märkte. Das Unternehmen plant, rund 50 Prozent des Umsatzes in Deutschland, 30 Prozent in Europa und 20 Prozent in globalen Schlüsselmärkten zu erwirtschaften. Um dies zu erreichen, sollen regionale Strukturen sowie Partnerschaften ausgebaut und der Vertrieb effizienter gestaltet werden.

Vier Achsen der „North Star“-Strategie

Die „North Star“-Strategie von Hensoldt bildet die Grundlage für das geplante Wachstum und basiert auf vier wesentlichen Schwerpunkten:

  1. Gezieltes Wachstum - Hensoldt fokussiert sich auf eine stärkere regionale Ausrichtung. Durch den Ausbau regionaler Strukturen und Partnerschaften sowie eine bessere Integration von Vertrieb und Geschäftsentwicklung sollen neue Marktanteile erobert werden.
  2. Effizienzsteigerung - Zur Bewältigung der steigenden Nachfrage will das Unternehmen die Produktionskapazitäten ausbauen und Lieferketten weiter optimieren. Digitale Tools wie SAP S/4HANA sowie Outsourcing von Ingenieurdienstleistungen spielen hierbei eine zentrale Rolle, um Agilität und Effizienz zu steigern.
  3. Software-definierte Verteidigung (SDD) - Hensoldt setzt auf software-definierte Lösungen, um die Digitalisierung der Verteidigung voranzutreiben. Durch die Trennung von Hardware und Software können Sensorsysteme schneller und kosteneffizient angepasst werden. Ergänzt wird dies durch SaaS-basierte Dienstleistungen und Multi-Domain-Lösungen, die den Kunden zusätzliche Flexibilität bieten.
  4. Mitarbeiterentwicklung - Ein weiterer Fokus liegt auf der Mitarbeiterentwicklung. Hensoldt möchte sich als bevorzugter Arbeitgeber in der Branche positionieren. Dazu setzt das Unternehmen auf moderne Arbeitsumgebungen, eine innovationsgetriebene Unternehmenskultur und maßgeschneiderte Weiterbildungsprogramme.

Der Auftragsbestand als solide Grundlage

Mit einem Auftragsbestand von 6,5 Milliarden Euro zum Ende des dritten Quartals 2024 verfügt Hensoldt über eine außergewöhnlich hohe Umsatzvisibilität. Bereits 86 Prozent der für 2025 prognostizierten Umsätze sind durch bestehende Aufträge gedeckt, was dem Unternehmen Planungssicherheit gibt.

Fallbeispiel: Software-definierte Verteidigung in der Praxis

Ein zentrales Element der "North Star"-Strategie ist der Ansatz der software-definierten Verteidigung (SDD). Ein Beispiel für den Erfolg dieses Konzepts zeigt sich bei der jüngsten Entwicklung eines Radarsystems, das durch eine reine Software-Aktualisierung an neue Einsatzszenarien angepasst wurde. Diese Flexibilität spart nicht nur Kosten, sondern verkürzt auch die Zeit bis zur Einsatzbereitschaft.

Darüber hinaus arbeitet Hensoldt an SaaS-basierten Angeboten, die Kunden ermöglichen, ihre Systeme modular und effizient zu erweitern. Multi-Domain-Lösungen spielen dabei eine entscheidende Rolle, um Daten aus unterschiedlichen Quellen in Echtzeit zusammenzuführen und für taktische Entscheidungen nutzbar zu machen.

Wettbewerbsfähige Position für die Zukunft

Hensoldt ist mit seiner neuen Strategie optimal aufgestellt, um von den steigenden Verteidigungsausgaben und dem wachsenden Bedarf an Hightech-Lösungen zu profitieren. Die Mischung aus finanzieller Stabilität, technologischer Innovation und regionaler Fokussierung gibt dem Unternehmen eine klare Richtung vor, um die ehrgeizigen Ziele bis 2030 zu erreichen.

Hensoldt

Sie möchten gerne weiterlesen?