RAM Rolling Airframe Missile bei der Instandhaltung

Waffen von Kriegsschiffen Instand zu setzen ist nicht ganz trivial, denn sie sollen ihren Einsatzzweck zu 100 Prozent erfüllen können und dürfen durch etwaige Fehlfunktionen die eigene Besatzung nicht gefährden. So durchläuft beispielsweise eine Instand gesetzte RAM (Rolling Airframe Missile) ausgiebige Testphasen von mehreren Wochen, bevor sie wieder auf dem Kriegsschiff montiert wird. (Bild: Dietmar Poll)

Soll ein Kriegsschiff im Dock Instand gesetzt werden, demontieren die Instandhalter zuvor hauptsächlich Sensoren und Effektoren (Waffen), um diese im Marinearsenal wieder Instand zu setzen. Vor allem das Salzwasser setzt den Materialien enorm zu. Schließlich lassen sich meisten Komponenten nicht einfach neu bestellen, sondern müssen auf das Sorgfältigste Instand gesetzt werden, um die eigene Besatzung im Einsatz keiner Gefährdung auszusetzen. Derweil liegt die Fregatte Hamburg für etwa ein Jahr im Dock und wird dort Instand gesetzt wird.

In der Halle 2 des Marinearsenals geht es um die Instandsetzung von Flugkörperstartanlagen und Täuschkörperwurfanlagen. "Von der Täuschkörperwurfanlage TKWA MASS sind auf den Fregatten vier Stück verbaut, damit es immer eine Rundum-Abdeckung gibt. Die Anlage erzeugt eine Wolke, so dass ein angreifender Flugkörper das Schiff als Ziel nicht mehr ausmachen kann und es nicht getroffen wird. Die dabei erzeugte Hitze und die enthaltenen Metallstücke halten Radarstrahlen, Infrarot und Laser ab", sagt Werkstattleiter Tobias W..

Hohe Belastung für Antriebseinheit der RAM-Anlage

Jede RAM-Anlage auf deutschen Einheiten sei durch das Marinearsenal aufgebaut worden. "Selbst die Erstanlage bei den Amerikanern, die jemals gebaut worden ist aus den Jahren 1990/91. Das hat nicht der amerikanische Hersteller gemacht, sondern die Wertstattleute hier vor Ort", freut sich Tobias W..

Die Instand gesetzten RAM-Anlagen würden durch einen Motion SOT (system operability test) getestet. Die Belastung für die gesamte Antriebseinheit sei im Seebetrieb sehr hoch, da die Schiffsbewegungen ständig ausgeglichen werden müssten, um eine hohe Treffwahrscheinlichkeit zu erreichen.

„Es sind ruckartige und schnelle Bewegungen. Dabei geht es um ein Gewicht von fünf Tonnen oder in der Höhe von drei Tonnen, wenn sie mit Munition beladen sind. Die RAM-Werfer werden hier in der Halle über sechs Wochen getestet und wenn sie dann wieder an Bord sind, nochmal zwei bis drei Wochen. Doch bei uns gehen keine defekten Werfer aus der Halle", versichert Tobias W..

Die Kernaufgaben der Werkstätten des Marinearsenalbetriebs

Die Kernaufgaben der Werkstätten des Marinearsenalbetriebs sind die Instandsetzung von

  • Fernmelde-, Navigations-, Ortungs- und Elektronische Kampf-Anlagen.
  • Führungs- und Waffeneinsatzsysteme
  • Waffenanlagen
  • Sperrwaffenanlagen (zum Beispiel Minenlegeeinrichtungen)

Wie Rohrwaffen Instand gesetzt werden

In der Halle 3 des Marinearsenals geht es um die Instandsetzung von Rohrwaffen. Auch wenn die Waffen nicht beschossen werden sollten, dann werden sie nach Befund Instand gesetzt. Also getestet, auf Korrosion und Leckagen kontrolliert, abgebaut und Instand gesetzt. "Wir machen hier eine sehr tiefe Instandhaltung und benötigen für die Waffensysteme auch ein Jahr, also die gesamte Werftliegezeit des Schiffes", sagt Werkstattmeister Hans W.. Die Rede ist von einer 76 mm-Kompakt-Kanone von Leonardo, die in erster Linie ein Flugabwehrgeschütz ist. Sie kann aber auch gegen Seeziele verwendet werden.

Werkstatt für Schiffsautomation und Schusstechnik

In der Halle 4 des Marinearsenals befindet sich die Werkstatt für Schiffsautomation und Schusstechnik. Der zuständige Betriebsingenieur sagt, dass "wir im Gegensatz zur Halle 2 und 3 fast alles an Bord bearbeiten. Es gibt also einen Unterschied zu den Waffen und Anlagen in Halle 2 und 3, weil dort fast alles vollständig ausgebaut werden kann. Das Herzstück unserer Arbeit sind die Referenzanlagen, die im Ideencontainer untergebracht sind."

Instandsetzung von Antennensystemen

In der Halle 7 des Marinearsenals befindet sich die Werkstatt für die Instandsetzung von Antennensystemen. So auch das Luftraumüberwachungsradar, bei dem die komplette Mechanik Instand gesetzt wird, wie Werkstattmeister Uwe S. darstellt: "Für solch ein System benötigt es Stabilisatoren, die entweder hydraulisch mit Öl oder elektrisch gefahren werden. Das dient dazu, dass das HF-Signal über den Horizont oder in die Luft geht und nicht durch Schiffschwankungen ins Wasser. Somit wird der Seegang ausgeglichen, so dass die Antenne bildlich gesprochen still steht und das Schiff sich darum bewegt."

Mehr Details zur Instandsetzung von Waffen und Sensoren

Sie wollen mehr Details über die Instandsetzung von Waffen und Sensoren in den Werkstätten des Marinearsenals Wilhelmshaven erfahren? Dann lesen Sie doch auf unserem Schwesterportal Instandhaltung.de den Beitrag 'So klappt die Instandsetzung der Waffen von Kriegsschiffen'.

Das sind die 5 Hauptaufgaben des Marinearsenals

  • Die planmäßigen Instandhaltungsvorhaben: Das Schiff wird in einem regelmäßigen Rhythmus von Grunde auf überholt. Darin sind prüfpflichtige Anlagen enthalten, die einer Revision unterzogen werden müssen (ähnlich wie das Auto beim TÜV). Diese Arbeiten legt man in der Regel in die Erhaltungsperiode (ein Jahr bei der Fregatte Hamburg für die Instandsetzung und Produktänderungen und -verbesserungen, um das Schiff wieder auf den neuesten Stand zu bringen), damit es in der Betriebsperiode (zwei Jahre) weitesgehend ohne Instandhaltungsmaßnahmen auskommt.
  • Außerplanmäßige Instandhaltungsmaßnahmen: Fährt ein Schiff in der Betriebsperiode etwa auf einen Felsen, so muss es natürlich Instand gesetzt werden. Oder es gibt eine Havarie an einer Welle oder einem Propeller.
  • Die Sofortinstandsetzung: Das Schiff ist im Einsatz und es geht z.B. ein elektronischer Einschub an einer Antennenanlage kaputt. Da ist es wichtig, dass es sofort repariert wird. Mitarbeiter der Werkstätten des Marinearsenalbetriebs fliegen dann dorthin und reparieren das vor Ort. Das gilt weltweit.
  • Änderungen an Wehrmaterial: Wenn beispielsweise Computer nicht mehr hergestellt werden, weil sie obsolet sind oder die Anforderungen an die Fähigkeiten eines Schiffs sich ändern.
  • Wehrtechnische Aufträge von der Oberbehörde oder anderen Stellen.

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