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Die Blockchain-Technologie hat vor allem Vorteile bei dem sicheren Datenaustausch zwischen Geräten im Internet der Dinge (IoT), bei der Effizienzsteigerung von Lieferketten, bei dem Handel mit lokal erzeugter erneuerbarer Energie und beim Management digitaler Identitäten. - (Bild: AdobeStock 196813675)

Der Container-Logistiker Maersk und IBM wollen mit der Blockchain-Technologie eine digitale Plattform für das weltweite Fracht-Geschäft errichten. Die Plattform soll mehr Transparenz beim Transport von Gütern über Landesgrenzen und Handelszonen hinweg schaffen und diesen vereinfachen.

Dafür haben die Partner ein Joint-Venture gegründet, das Unternehmen helfen soll, den Weg ihrer Güter über internationale Grenzen nachzuverfolgen: Hersteller, Transportunternehmen, Reedereien, Häfen, Terminals, Zollbehörden sowie der Verbraucher sollen davon profitieren.

Eine Shipping-Information-Pipeline, über die sich alle Beteiligten in Echtzeit über Ereignisse in der Lieferkette austauschen können, sowie ein Paperless Trade, mit dem Endbenutzer Dokumente sicher über Organisationsgrenzen verschicken können, sind die ersten Kern-Fähigkeiten der Plattform.

Künftig sollen diese Lösungen vermarktet und einer größeren Gruppe weltweit tätiger Unternehmen angeboten werden. Ihr Interesse daran bekundet haben bereits General Motors sowie Procter & Gamble, um ihre eigenen Lieferketten zu vereinfachen. Auch das Transport- und Logistik-Unternehmen Agility Logistics möchte mit der Lösung seinen Kundenservice und sowie die Zollabfertigung verbessern.

Wissenswertes rund um die Blockchain

Blockchain kann mehr als Kryptowährungen. Was? Das erfahren Sie zum Beispiel in diesem Artikel: "Darum sollten Industrieunternehmen mit Blockchain beschäftigen"

Weitere informative Beiträge zum Thema finden Sie in unserem Fokusthema Blockchain.

In Deutschland ist es der Automobilhersteller Audi, der ernsthaft auf die Zukunftstechnologie Blockchain setzt. Nach Informationen der Fachzeitung Produktion testet Audi aktuell, den physischen und finanziellen Distributionsprozess über die Blockchain abzuwickeln.

Ein Team mit Vertretern aus diversen Unternehmensbereichen wie Finanzen, Produktion und Logistik sowie IT hat bereits Erfahrungen mit der Blockchain gesammelt und arbeitet derzeit Proof of Concepts (POC) aus. Die Fachleute prüfen die Anwendung zur Abbildung und Dokumentation internationaler Logistikabläufe sowie zu deren finanzieller Abwicklung.

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Die Container-Logistiker Maersk und IBM errichten mit der Blockchain eine Plattform für das weltweite Fracht-Geschäft. Sie soll eine Transparenz über den gesamten Transportweg für alle Beteiligten ermöglichen.- (Bild: IBM)

Bereits im vergangenen Jahr hatte Audi einen ersten Proof of Concept, der mit Hyperledger Fabrics realisiert wurde, erfolgreich umgesetzt. Aufgrund einer positiven Resonanz entschied sich das Manangement, den POC weiterzuentwickeln. Dieser soll nun unter realen Bedingungen umgesetzt werden.

Derzeit konzentrieren sich die Ingolstädter bei der Anwendung der Blockchain-Technologie auf einen spezifischen Distributionsprozess. Sie wollen das Einsatzgebiet des POC in der Zukunft aber auf weitere Schritte der Prozesskette ausweiten.

Blockchain: In deutscher Industrie noch wenig verbreitet

Diese genannten Unternehmen sind Vorreiter bei dem Einsatz der Blockchain. Denn nach Beobachtungen des Gründers des Blockchain-Dienstleisters Unibright, Stefan Schmidt, „ist die Blockchain noch nicht weit verbreitet in der deutschen Industrie“. Einer Studie des Bitkom zu Folge meinen 47 % der Befragten, dass deutsche Unternehmen bei der Nutzung der Blockchain zu den Nachzüglern gehören oder sogar weit abgeschlagen sind.

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Nach Informationen der Fachzeitung Produktion testet Audi aktuell, den physischen und finanziellen Distributionsprozess über die Blockchain abzuwickeln. - (Bild: Audi)

Für Audi ist die Blockchain nicht einfach ein Hype, sondern ähnlich wie das World Wide Web Anfang der 90er Jahre eine neue Kerntechnologie, erfuhr Produktion aus dem Unternehmen. Sie habe das Potenzial, „die verschiedenen Arbeitsweisen eines Industriebetriebs zu verändern und uns neue Möglichkeiten zu eröffnen“.

Die Blockchain gelte als Trust Machine. Dabei müssen Transparenz, Effizienz, Kostenreduktion und Manipulationssicherheit stets gewährleistet sein. Diesen Mehrwert sollte die Blockchain nach Einschätzung des Unternehmens im Vergleich zu bestehenden Technologien in jedem Fall bieten.

Blockchain steigert die Effizienz in Lieferketten

Die Blockchain-Technologie hat vor allem Vorteile bei dem sicheren Datenaustausch zwischen Geräten im Internet der Dinge (IoT), bei der Effizienzsteigerung von Lieferketten, bei dem Handel mit lokal erzeugter erneuerbarer Energie und beim Management digitaler Identitäten, ergab ein brandaktueller Report des Hasso-Plattner-Instituts.

Denn trotz rasanter Entwicklung und Verbreitung müssten für das Internet der Dinge noch einige Herausforderungen bewältigt werden: Dazu gehörten hohe Kosten, die Sicherheit, mangelnde Zukunftssicherheit, Mangel an Smartness, ein Mangel an nachhaltigen und profitablen Geschäftsmodellen sowie Schwierigkeiten bei der P2P-Kommunikation. Diese Herausforderungen lassen sich einer Untersuchung von IBM zu Folge mit der Blockchain-Technologie elegant lösen.

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47 % der Befragten einer Bitkom-Umfrage meinen, dass deutsche Unternehmen bei der Anwendung der Blockchain Nachzügler oder abgeschlagen sind. - (Bild: Produktion/Bitkom Research)

Welche Vorteile die Blockchain bei der Zusammenarbeit mit einem Partner im Ausland hat, zeigt beispielsweise ein Projekt von Unibright. Der Dienstleister hatte einen chinesischen Lieferanten eines deutschen Schmuckherstellers per Blockchain angebunden.

„Mit dieser bestehenden Lösung haben wir es geschafft, dass 90 Prozent des Aufwands, der bisher in händischen Prozessen lag, eingespart werden kann."

Unibright-Gründer Stefan Schmidt

Da der Zulieferer nicht auf das ERP-System in Deutschland zugreifen konnte, musste der Genehmigungsprozess zuvor über Telefonate und E-Mails stattfinden. Die Anforderungen, die das deutsche und das chinesische Unternehmen an ihre Geschäftsbeziehung haben, wurden dann in einem so genannten Smart Contract vereinbart und in die Blockchain gebracht.

„Mit dieser bestehenden Lösung haben wir es geschafft, dass 90 Prozent des Aufwands, der bisher in händischen Prozessen lag, eingespart werden kann“, meinte Unibright-Gründer Schmidt. Der große Vorteil liege darin, einen sich oft wiederholenden Prozess durch eine technische Plattform zu vereinfachen.

Der zweite Effekt sei ein qualitativer: Als die Bestellungen per E-Mail verschickt wurden, seien Fehler beim Übertragen entstanden. Diese Fehlerraten seien auf Null gebracht worden, nachdem der Prozess einmal stand.

Zukunftstechnologien verstehen!

Die Technik entwickelt sich so schnell weiter wie noch nie. Neue Technologien halten ständig Einzug in unserem Leben. Natürlich heißt das nicht, dass alte Technologien verschwinden werden, aber die Relevanz wird sich verschieben. Welche Technologien und Konzepte wichtiger werden, was der aktuelle Stand ist und worin Chancen für die Industrie liegen, lesen Sie in unserer Rubrik "Zukunftstechnologien" - hier entlang!

 

Einen Überblick über die relevantesten Zukunftstechnologien und deren industrielle Einsatzmöglichkeiten hat unsere Redakteurin Julia Dusold in diesem Kompendium für Sie zusammengefasst: "Das sind die wichtigsten Zukunftstechnologien".

 

3 Anwendungsbereiche der Blockchain für die Industrie

Bearbeitung unsicherer Märkte
Mit der Technologie der Blockchain lassen sich Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen in unsicheren Märkten etablieren, die man zuvor nicht anbinden konnte. Dieser Ansatz betrifft zum Beispiel Zulieferfirmen, die von anderen Märkten oder aus anderen Rechtssystemen kommen.

„Diese technische Integration bei unsicheren Märkten kann nur die Blockchain leisten“, sagte Stefan Schmidt, Gründer und Geschäftsführer des Technologiedienstleisters Unibright, der Geschäftsabläufe in die Blockchain übeführen will. Dieses Feature, das zuvor nicht vorhanden war, bieten nun so genannte Smart Contracts.

„Wir hatten neulich die Diskussion, dass ein Unternehmen in den Irak gehen wollte, wo bestimmte rechtliche Systeme nicht so ausgeprägt sind und man einen notariellen Vertrag nicht einfach durchsetzen kann“, erläuterte Schmidt. Es wurde überlegt, dies mit der Blockchain sowie mit Smart Contracts zu realisieren. Diese Contracts haben die Eigenschaft, dass sie als Vertrag fungieren, der erfüllt werden muss. Diesem Programm haben alle Beteiligten am Anfang zugestimmt und die Vertragserfüllung ist Teil der Blockchain. Dieses Erschließen von potenziell unsicheren oder politisch nicht einschätzbaren Ländern sei ein Feature, das es bisher noch nicht gab, so Schmidt.

Transparente Produktion realisieren
Alle herstellenden Unternehmen, die Institutionen, anderen Firmen oder dem Endverbraucher Informationen über den Produktionsprozess zur Verfügung stellen wollen, können das über die Blockchain-Technologie realisieren. „Dabei nutzt man sogenannte öffentliche Blockchains, auf die jeder zugreifen kann, um zum Beispiel Produktions- oder Herstellprozesse darzustellen“, erklärte der Gründer von Unibright. Besonders Supply Chains und Ketten eigneten sich gut für die Anwendung dieser Technologie, da die Blockchain selbst eine Kette sei.

Anwälte ersetzen durch Smart Contracts
Daneben gibt es private Blockchains: Zum Beispiel bei einem Genehmigungsprozess ist eine begrenzte Anzahl an Vertragsparteien in der Blockchain vertreten. Bei diesem Fall nutzt man die Blockchain als sicheren, vertrauenswürdigen Kommunikationskanal, um die Parteien zu verbinden. Durch das Nutzen der Blockchain-Technologie kann sich die Situation für Unternehmen ergeben, dass sie klassische ­Anwälte durch die sogenannten Smart Contracts ersetzen wollen, sagte Unibright-Gründer Schmidt.

Definition der Blockchain

Bei einer Blockchain handelt es sich um eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, die mit Hilfe von kryptografischen Verfahren verkettet sind. Dabei sind in den einzelnen Blöcken jeweils ein kryptografisch sicherer Hash (Streuwert) des vorangegangen Blocks, ein Zeitstempel sowie Transaktionsdaten vorhanden.

Allgemein kann der Begriff Blockchain für ein dezentrales Buchführungssystem verwendet werden. Bei diesem auch Distributed-Ledger-Technologie (DLT) genannten Konzept einigen sich mehrere Teilnehmer darüber, wie der richtige Zustand der Buchführung aussieht. Bei dem Konzept bauen die einzelnen Transaktionen aufeinander auf und bestätigen die früheren. Durch diesen Aufbau ist es nicht möglich, die Existenz oder den Inhalt von früheren Transaktionen zu löschen oder zu verändern. Manipulationen werden durch Inkonsistenzen bei den Berechnungen sichtbar.

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