Metallschmelzöfen in Stahlwerken

Die Stahlindustrie soll grüner werden. - (Bild: ABCDstock - stock.adobe.com)

Investitionen in Klimaschutz rechnen sich für Wirtschaft und Gesellschaft. Das zeigt die neue Studie „Net-Zero Deutschland“ der Unternehmensberatung McKinsey. Demnach kann Deutschland bis 2045 Klimaneutralität erreichen und zwar zu „gesamtgesellschaftlichen Netto-Null-Kosten“, so die Experten. Denn: „Die Einsparungen durch den Klimaschutz im Gesamtzeitraum bis 2045 können die Kosten der Dekarbonisierung ausgleichen.“

Doch dafür sind die nächsten zehn Jahre entscheidend. Die Geschwindigkeit beim Klimaschutz muss sich im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren bis 2030 verdreifachen. „Jedes Jahr, das wir verstreichen lassen und warten, bedeutet, dass wir mehr und kostenintensivere Hebel ziehen müssen“, erklärte Stefan Helmcke, Co-Leiter der globalen Sustainability Practice von McKinsey, auf einer Pressekonferenz. Weitere Voraussetzungen: Der konsequente Umstieg auf grüne Technologien in allen Wirtschaftssektoren und Lebensbereichen.

Das schließt natürlich die Industrie mit ein. Deutschland habe eine tolle Industrie und es werde viele Chancen geben, sagte Ruth Heuss, globale Leiterin von McKinsey Sustainability. Immer mehr Unternehmen legen dabei konkrete Zielpunkte für das Erreichen der Klimaneutralität vor. Daimler zum Beispiel bis 2039, Porsche bis 2030 und SAP will das Ziel schon 2023 erreichen.

Welche Ziele haben die Parteien beim Thema Klimaschutz und Industrie? Hier erfahren Sie es: 

Verarbeitende Industrie als Treiber

23 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland entfallen dabei auf die Industrie. Das ist der zweithöchste Prozentsatz nach dem Energiesektor. Um die Transformation noch zu meistern, sind laut den McKinsey-Experten dabei zehn Initiativen wichtig. Der Industrie kommt dabei bei einer eine besonders tragende Rolle zu. Und zwar bei der „Dekarbonisierung der Grundstoffindustrie (grüne Materialien) durch Innovationen in Prozessen und Anlagentechnik getrieben durch Anforderungen und Innovationen aus dem verarbeitenden Gewerbe“.

Was heißt das aber konkret? Dazu erklären Helmcke und Heuss: In der Grundstoffindustrie ist eine Dekarbonisierung, zum Beispiel mit grünem Wasserstoff, möglich. Dazu muss aber die verarbeitende Industrie als „Treiber der Veränderung“ nachhaltige Materialen, zum Beispiel für Fahrzeuge, anfragen. So soll dann laut den Experten eine Dekarbonisierung durch Innovationen ermöglicht werden. Gerade in der Automobilindustrie sei es „wahnsinnig wichtig“, dass die Konzerne eine Nachfrage an nachhaltigen Alternativen erzeugen, damit die Vorprodukte dementsprechend ausgerichtet werden, so Heuss. Als Beispiel nannte sie die Batterie-Start-ups Northvolt und Freyr.

Mehr über Northvolt-Gründer Peter Carlsson und seine Vision erfahren Sie in diesem Artikel: "Batterie-Pionier: Die Pläne von Ex-Tesla-Manager Carlsson"

Heuss ist überzeugt: Solche Start-ups werde es in Zukunft immer öfter geben und sie werden sie über die Jahre einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten. Deutschland habe im internationalen Vergleich die meisten Green-Tech-Innovationen. Es müsse nun gelingen, diese schnell zu skalieren.

So kann die Stahlindustrie grüner werden

In ihrer Studie machen die Experten auch Vorschläge, wie bestimmte Industriezweige grüner werden können. Beispiel Stahl: Hier müsse eine gemeinsame europäische Dekarbonisierung erfolgen, weil eine alleinige Dekarbonisierung der Bundesrepublik laut der Experten nicht ausreicht. Zudem müsse sichergestellt werden, dass durch die Dekarbonisierung verursachte höhere Kosten nicht zu Importen günstigerer, nicht dekarbonisierter Materialien führen. Genau das wird ab 2023 mit dem „Carbon Border Adjustment Mechanism“ EU-weit geregelt.

In der McKinsey-Studie werden außerdem drei Optionen vorgeschlagen, durch die CO2-Emissionen in der Stahlindustrie gesenkt werden können:

  • Hochofenroute effizienter gestalten: Zum Beispiel durch die Verwendung von Erdgas oder Wasserstoff oder einen stärkeren Einsatz von Schrotten im Konverter.
  • Anteil der Elektrolichtbogenofenroute mit deutlich geringerer CO2-Intensität ausbauen: Dazu muss (hoch)qualitativer Schrott, also mit möglichst wenig Verunreinigungen verfügbar sein. Ebenfalls wichtig: Der Strom muss von erneuerbaren Energien kommen
  • Grünen Wasserstoff als Reduktionsmittel nutzen: Er soll die Kokskohle bei der Roheisenproduktion ersetzen.

Klimaneutralität: Diese Sachinvestitionen sind nötig

Um die Klimaneutralität nicht nur in der Industrie, sondern in ganz Deutschland zu erreichen, sind jedoch sehr hohe Sachinvestitionen nötig. Die McKinsey-Studie geht von Zusatzinvestitionen in Höhe von rund einer Billion Euro aus. Setzt man diese Summe mit der Summe gleich, die nötig sein wird, um alle Schäden der Flutkatastrophe zu beseitigen – die eine Folge des Klimawandels ist – sei das in etwa die gleiche Summe, so Heuss. Es sei deshalb besser, lieber präventiv zu  investieren. Die Summe sei ihrer Meinung nach auch stemmbar, erklärte die Expertin.

Zusätzlich sind aber noch rund fünf Billionen Euro an Ersatzinvestitionen aus dem bestehenden Volumen privater und öffentlicher Investitionen in Sachgüter notwendig. Diese Summe müsse in Technologien gesteckt werden die grüner sind, sagte Heuss.

Die Experten sind sich außerdem sicher: Um die grüne Transformation erfolgreich zu realisieren, muss Nachhaltigkeit Bestandteil jeder Unternehmensstragie werden.

Alles Wissenswerte zum Thema CO2-neutrale Industrie

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Um die klimaneutrale Industrie auch  real werden zu lassen, benötigt es regenerative Energien. Welche Erneuerbaren Energien es gibt und wie deren Nutzen in der Industrie am höchsten ist, lesen Sie hier.

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