Wie wir in unserer Darstellung der 7 Verschwendungsarten bereits aufgezeigt haben, kann sogar im Lager beträchtliche Verschwendung entstehen: Gemäß Muda #2 („Reduzieren Sie Lagerbestände“) offenbaren sich bei Materialschäden, die aufgrund ineffizienter Lagerung entstehen, grundlegende Defizite in der Planung. Daher muss auch eine zeitgemäße Intralogistik den Prämissen der Lean Production folgen. Mit dem FIFO-Verfahren steht ein bewährtes Mittel bereit, mit dem Unternehmen ihre Materialbereitstellung beziehungsweise Intralogistik optimieren können. Im Folgenden gehen wir auf die Grundidee von FIFO sowie seine Vorteile und Anwendung in der Praxis ein.
First In – First Out: Definition
FIFO steht für die Abkürzung von „First In – First Out“, was sich sinngemäß mit „der Reihe nach“ übersetzen lässt. Obwohl das dahinterstehende Prinzip im Grunde sehr einfach ist, bringt es viele Vorteile mit sich. In dieser Hinsicht steht das FIFO-Prinzip exemplarisch für die Essenz der Lean Production: simple Idee, große Wirkung. Hier geht es nun darum, das Material in der Reihenfolge einzusetzen, in der man es auch gelagert hat. Dies unterscheidet sich nicht vor der Lagerung, die man aus dem Alltag kennt. Drei verschiedene Situationen bieten sich hierfür an:
● Eine Station arbeitet schneller als die nächste
● Verkettung ist nicht möglich
● Material wird für mehrere Stationen benötigt
In allen drei Fällen bestimmt das FIFO-Verfahren, in welcher Folge der Materialfluss erfolgt und wie die Bestandsobergrenze zwischen Prozessen definiert wird, die nacheinander erfolgen. Dadurch lässt sich bei etwaigen Problemen einfach ermitteln, zu welchem Zeitpunkt und an welcher Station die Bestimmungen nicht eingehalten wurden.
Zudem gibt es noch ähnliche Verfahren, deren Ziele sich allerdings deutlich vom denjenigen des FIFO-Prinzip unterscheiden. LIFO (= „Last In – First Out“) ist, wie an der Bezeichnung bereits deutlich zu erkennen, das exakte Gegenteil des FIFO-Prinzips: Hier setzt man auf die umgekehrte Reihenfolge bei der Entnahme der gelagerten Teile. Dies empfiehlt sich nur bei Material, das während der Lagerung seinen Wert nicht verlieren kann. Bei HIFO (= „Highest In – First Out“) dagegen gilt folgender Grundsatz: „Verbrauche das Material mit dem größten Wert als Erstes.“
Effizienter werden mit dem FIFO-Prinzip
So viel zur Theorie. Doch wie lässt sich die FIFO-Methode praktisch umsetzen? Dazu ist eine zeitgemäße Materialbereitstellung notwendig, die sich konsequent an den Ideen der Lean Production ausrichtet. In anderen Worten: Man vermeidet Verschwendung und strebt nach kontinuierlicher Verbesserung (auf Basis von Kaizen). Werker können Teile so entnehmen, dass den Vorschriften des FIFO-Prinzips entsprochen und somit Verschwendung von vornherein vermieden wird. Während der Lagerung kann nämlich einiges passieren, etwa Alterung, Beschädigung oder Anrostung.
Ein weiterer Aspekt für den Einsatz von FIFO ist die Rückverfolgbarkeit bei auftretenden Problemen am Bauteil. Dadurch, dass Stationen in der Fertigung durch das FIFO-Verfahren gekoppelt sind, kann bei auftretenden Problemen die Ursache besser zurückverfolgt werden. Und zwar bis zu der Station, wo die Ursache des Fehlers auftritt, da FIFO-Systeme den Umlaufbestand nach oben hin begrenzen und eine definierte Reihenfolge in die Abarbeitung bringen. Dadurch unterstützt FIFO kontinuierliche Verbesserungsprozesse durch Problemlösung.
Um Schäden bei der Lagerung zu vermeiden, bieten sich beispielsweise speziell für FIFO entwickelte Transportförderwagen in Regalform an. Sie ermöglichen ein bequemes Durchschieben der Teile und können aufgrund ihrer Rollen direkt an den Arbeitsplatz gefahren werden. Von der Seite werden passende Transportbehälter in die Wagen hineingestellt. Aufgrund des Gefälles innerhalb des Regals rückt stets der nächste Behälter nach, wenn derjenige in der Position vor ihm herausgenommen wird. Auf diese Weise wird das FIFO-Prinzip bereits durch die Konstruktion vorgegeben.
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item Redaktion