Flussdelta

Derzeit ist Nachhaltigkeit nur bei jedem fünften Unternehmen ein zentrales Element der Produktdesign-Strategie. Soll das Ziel von Netto-Null-Emissionen erreicht werden, muss das Thema Nachhaltigkeit in den Produktentwicklungsprozessen verankert werden. (Bild: Capgemini)

Schätzungsweise 80 Prozent der mit Produkten verbundenen Umweltauswirkungen resultieren aus Entscheidungen, die in der Designphase getroffen werden1. Damit ein echter systemischer Wandel eintritt, muss die Nachhaltigkeit bei Entscheidungen über das Produktdesign im Mittelpunkt stehen.

1: European Commission, EU Science Hub, retrieved from https://ec.europa.eu/jrc/en/ research-topic/sustainable-product-policy

Schritt halten mit den sich wandelnden Bedürfnissen der Verbraucher

Nachhaltiges Design kann definiert werden als "Maximierung des ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nutzens über den Lebenszyklus eines Systems bei gleichzeitiger Minimierung der damit verbundenen sozialen und ökologischen Kosten"2. Diese Definition spiegelt den 'Triple-Bottom-Line'-Ansatz wider, bei dem die Leistung eines Systems nicht nur am Gewinn gemessen wird, den es generiert, sondern auch an den positiven Auswirkungen auf die Menschen und den Planeten. Wirksames nachhaltiges Design ist vorausschauend: Es befasst sich mit künftigen Geschäftsrisiken, fördert innovative Lösungen und hält mit den sich wandelnden Bedürfnissen der Verbraucher Schritt. Es bedeutet, wachsam zu sein und nach Möglichkeiten zu suchen, sich auf dem Markt abzuheben und die Grundlage für langfristigen Erfolg zu schaffen.

2: Synapse, “How to incorporate sustainability into your product development process,” 2021.

Grafik Tripple Bottom Ansatz
Der Triple-Bottom-Ansatz erweitert das Unternehmensziel der Gewinnmaximierung um ökologische und soziale Ziele. (Bild: Capgemini)

Nachhaltiges Produktdesign ist eine unternehmerische Notwendigkeit

Angesichts der Dringlichkeit radikaler Klimaschutzmaßnahmen müssen Unternehmen dem Produktdesign große Aufmerksamkeit schenken. Nachhaltiges Produktdesign ist ein wichtiger Hebel, der Unternehmen dabei helfen kann, den Übergang zu einer Netto-Nullbilanz zu erreichen3. Produktemissionen 4 können einen großen Teil der Gesamtemissionen von Unternehmen ausmachen, und Strategien für nachhaltiges Design sind der Schlüssel zu ihrer Verringerung. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Rohstoffverknappung, die durch umweltpolitische und geopolitische Faktoren bedingt ist, müssen Unternehmen außerdem ihre Abhängigkeit von einzelnen Materialien verringern und die Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferkette verbessern. Nachhaltige Designstrategien sind der Schlüssel zum Erreichen dieser Ziele, da sie den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ermöglichen, die das Wachstum vom Verbrauch endlicher Ressourcen abkoppelt. Strategien wie die De-Materialisierung und die Gestaltung von Produkten im Hinblick auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Modularität, Recyclingfähigkeit und Wiederverwertbarkeit sorgen dafür, dass der Materialverbrauch reduziert wird und Produkte und Materialien länger genutzt werden können. Darüber hinaus wird die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen und 90 Prozent des Verlusts an biologischer Vielfalt der Gewinnung und Verarbeitung von Primärrohstoffen zugeschrieben5. Durch die Verringerung der Abhängigkeit von Primärrohstoffen haben Unternehmen die Möglichkeit, Fortschritte bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu beschleunigen und gleichzeitig ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Versorgungsschocks zu verbessern. Das Recycling von Aluminium beispielsweise spart 97 Prozent der Treibhausgasemissionen, die bei der Primärproduktion entstehen6.

3: European Commission, EU Science Hub, retrieved from https://ec.europa.eu/jrc/en/ research-topic/sustainable-product-policy

4: “Product emissions” refers to emissions generated during a product’s lifecycle – i.e., across the stages of material acquisition and pre-processing, production, distribution and storage, use, and end-of-life treatment.

5: European Commission, “Questions and answers: Sustainable products initiative,” March 2022.

6: Aditya Birla Group, “A boost to recycling,” April 2022.

Ein Umdenken in Richtung Systemdenken und Kreislaufwirtschaft ist nötig

Zusätzlich zu diesen Erfordernissen sehen sich die Unternehmen einem zunehmenden regulatorischen Druck ausgesetzt, nachhaltigere Produkte zu entwickeln. So zielt beispielsweise die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte darauf ab, nachhaltige Produkte zur Norm auf dem EU-Markt zu machen7. Unternehmen, die sich auf eine nachhaltige Produktgestaltung konzentrieren, profitieren nicht nur von einer verbesserten Einhaltung der Vorschriften, geringeren Emissionen und weniger Bedenken hinsichtlich der Ressourcenknappheit, sondern können auch Vorteile wie ein höheres Umsatzwachstum und bessere Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern erzielen.

"Nachhaltigkeit steht heute vielfach noch nicht im Mittelpunkt der Produktentwicklungsprozesse. Trotz des dringenden Handlungsbedarfs ist Nachhaltigkeit bei vielen Unternehmen immer noch keine Schlüsselkomponente der Produktgestaltung. Im Widerspruch zur immensen Bedeutung haben Produktdesigner nur ein begrenztes Wissen über die ökologischen und sozialen Auswirkungen der von ihnen gestalteten Produkte, und nur wenige Unternehmen führen regelmäßige Bewertungen der ökologischen und sozialen Auswirkungen als Teil des Produktdesignprozesses durch. Nachhaltiges Produktdesign erfordert ein Umdenken in Richtung Systemdenken und Kreislaufwirtschaft,“ sagt Lukas Birn, Sustainability Lead bei Capgemini.

7: European Commission, “Questions and answers: Sustainable products initiative,” March 2022.

Wie können Unternehmen nachhaltiges Produktdesign unterstützen?

Capgemini hat folgende Maßnahmen identifiziert, die Organisationen ergreifen müssen, um nachhaltige Produkte zu entwerfen und zu produzieren:

  • Machen Sie Nachhaltigkeit zu einer zentralen Designpriorität und betonen Sie die Notwendigkeit eines Systemwechsels

    Unternehmen müssen klare Nachhaltigkeitsziele für Produktentwicklungsteams definieren, klare Verantwortlichkeiten für die nachhaltige Produktentwicklung festlegen und Richtlinien und Werkzeuge entwickeln, die Produktentwicklungsteams bei der Bewertung von Kompromissen und Alternativen helfen. Die Einführung eines datengestützten, wissenschaftsbasierten Ansatzes ist entscheidend. Unternehmen müssen die ökologischen und sozialen Auswirkungen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg messen, um die Bereiche mit den größten Auswirkungen zu ermitteln. Darüber hinaus müssen die Unternehmen in die Weiterbildung der Produktentwicklungsteams investieren, um einen Mentalitätswandel hin zu Systemdenken und Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

  • Aufbau von Prozessen und Partnerschaften über die gesamte Produktwertschöpfungskette hinweg

    Die Zusammenarbeit der verschiedenen Interessengruppen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um gemeinsam Designentscheidungen auf der Grundlage von Auswirkungen und Machbarkeit zu treffen, ist entscheidend für das Erreichen von Nachhaltigkeit. Unternehmen müssen funktionsübergreifende Teams schaffen, um nachhaltiges Produktdesign zu beschleunigen. Von entscheidender Bedeutung sind auch Investitionen in Partnerschaften zum Aufbau neuer Kompetenzen und in Dienstleistungen, um eine umfassende Umstellung Geschäftsmodelle in Richtung Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

  • Kostenmanagement durch eine Neubewertung bestehender Konzepte und eine langfristige Strategie

    Unternehmen sollten die Einführung eines True-Cost-Accounting-Ansatzes (TCA) in Betracht ziehen, der die Produktkosten ganzheitlich bewertet - einschließlich der ökologischen und sozialen Kosten. Darüber hinaus müssen Unternehmen bei der Bewertung von Investitionen in nachhaltiges Produktdesign eine langfristige Perspektive einnehmen, die Vorteile wie Kosteneinsparungen, geringere Risiken, höhere Einnahmen und eine verbesserte Kundenzufriedenheit berücksichtigt. Unternehmen sollten auch die Verbraucher über die ökologischen und sozialen Kosten von Produkten aufklären und sie zu einer nachhaltigeren Produktwahl anleiten.

  • Technologie zur Unterstützung des nachhaltigen Produktdesigns nutzen

    Technologie kann Unternehmen dabei helfen, große Schritte auf dem Weg zu diesen Veränderungen zu machen. Fortschritte in der Technologie eröffnen zahlreiche Möglichkeiten für nachhaltiges Produktdesign. Dies wird durch zwei wichtige technologische Trends vorangetrieben: erstens die Verschmelzung von physischer und digitaler Welt durch Technologien wie IoT, KI/ML und digitale Zwillinge, und zweitens die Fortschritte im Bereich der Bio-Innovation. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Produktdesignteams eng mit Daten- und Digitalexperten zusammenarbeiten. Unternehmen müssen bei der Auswahl von Technologien die späteren Emissionen berücksichtigen.

Mehr über nachhaltiges Produktdesign

Für weitere Information über nachhaltiges Produktdesign gibt es den kompletten Bericht des Capgemini Research Institutes kostenlos zum Download.

Sie möchten gerne weiterlesen?

Dieser Beitrag wird präsentiert von: