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Vincent Stüger ist Berater bei ROI mit Software-Fokus und Trainer bei Xpertiso für Software. - (Bild: ROI)

Produktion: Herr Stüger, wir erleben gerade, wie sich sehr viele Unternehmensbereiche durch die Digitalisierung, die Ausrichtung auf Industrie 4.0 und IoT verändern. Hat das auch Folgen für die Art und Weise, wie bisher Software entwickelt wurde?

Vincent Stüger: "Zunächst einmal wird Software insgesamt wichtiger, die Autoindustrie macht das gerade exemplarisch vor. Es geht verstärkt um neue Geschäftsmodelle und darum, wie sich Produkte durch Software ausdifferenzieren lassen: Tesla ist da voran geprescht, indem es Sensorik verbaut hat und nachträglich auf dieser Basis neue Funktionen und Features frei schaltet. Vor allem aber ändert sich die Bedeutung des Produktmanagements in der Softwareentwicklung, das viele Unternehmen noch recht stiefmütterlich behandeln."

Produktion: Was verändert sich für die Unternehmen?

Stüger: "Das Thema Sicherheit muss anders angegangen werden als früher. Wenn man im Internet of Things alle Systeme und Endgeräte intelligenter macht, dann gibt es andere Angriffsszenarien. Es muss im Sinne von Netzsicherheit nicht mehr nur an das Einzelgerät gedacht werden, sondern an den großen Zusammenhang. Als Beispiel: Was passiert, wenn über den Hack eines Smart Meters plötzlich Zugriff auf das Gesamtsystem entsteht und ein ganzer Ort vom Stromnetz abgeschaltet wird? Ausfallsicherheit und Netzsicherheit waren früher im Software Development vergleichsweise unwichtig. Die damit verbundenen Designprinzipien müssen heute mehr Entwickler verinnerlichen.

Zum Umdenken gehört auch, die IT, die für den Betrieb verantwortlich ist, und die Softwareentwicklung nicht mehr wie bisher üblich als zwei komplett getrennte Dinge zu sehen: Diese Bereiche müssen zusammenfließen. DevOps (die Kombination aus Development und Operations) lautet ein Ansatz, um gemeinsame Tools und Prozesse zu benutzen. Ein Product Lifecycle Management für Software wird immer wichtiger."

Produktion: Wie kann man sich für diese Herausforderungen qualifizieren?

Stüger: "Es ist wichtig, umfassend an die Qualifizierung heranzugehen. Im deutschsprachigen Raum haben wir das Glück, sehr professionelle Entwickler zu haben. Auch agile Methoden konnten sich bereits durchsetzen. Allerdings gibt es auch so eine Art ingenieurwissenschaftliche Schwäche bei der Betrachtung von Software im Gesamtkontext. Bei Xpertiso starten wir deshalb bewusst auch auf den höheren Ebenen.

Selbst für das C-Level-Management wird es immer wichtiger, strategisch in Richtung neuer Softwareprodukte denken zu können. Es geht darum zu verstehen, wie meine Kunden ticken, wie der Markt aussieht und was User-based Design bedeutet. Der Blick auf relevante Praxisbeispiele hilft den Teilnehmern oft dabei zu erkennen, dass sie mit dieser Herausforderung nicht allein dastehen. Wir erarbeiten dann am praktischen Beispiel individuell sinnvolle methodische Ansätze."

Welche Lücken sehen Sie in Unternehmen häufig bei Entwicklern und im Management?

Stüger: "Es fehlt vor allem an Menschen, die zwischen Markt, Anwenderbedürfnissen und Technik übersetzen können – da muss man schauen, dass man mehr Leute qualifiziert. Diese Mittler, die sich nahtlos in beiden Welten bewegen können, sind ein Schlüsselfaktor bei erfolgreichen Projekten. Eine Herausforderung stellen in die Jahre gekommenen Softwaresysteme dar. Die Frage lautet, wie sie sich mit den neuen Trends unter einen Hut bringen lassen. Klar ist: die Komplexität steigt und darauf müssen Antworten gegeben werden, zum Beispiel in Richtung Modularisierung.

In den Trainings für das Management spielt es eine große Rolle zu verstehen, dass die Softwareproduktion ganz anders aufgestellt ist als eine industrielle Produktion. Software ist ein „People Business“ – man schaltet eben nicht eine Produktionsstraße zusammen, sondern da sitzen 20 Individuen. Die Kernbotschaft lautet: Gutes Software-Development ist an Motivation gekoppelt."

Kurz-Vita Vincent Stüger

  • Studium der Technischen Mathematik an der TU Wien
  • 20 Jahre Erfahrung in Softwareunternehmen, zuletzt 13 Jahre CTO bei Automic Software 
  • Berater bei ROI mit Software-Fokus (z.B.  SW-Transformation, Outsourcing, Internationalisierung)
  • Seit 2016 Trainer bei Xpertiso für Software (Transformation, Digitalisierung, Organisation)

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