Wie sich Industrie 4.0 auf die Beschäftigten auswirkt, wird derzeit in den Geschäftsführungen und

Wie sich Industrie 4.0 auf die Beschäftigten auswirkt, wird derzeit in den Geschäftsführungen und bei Betriebsräten diskutiert. (Bild: fotohansel, Fotolia)

Professor Andreas Syska hat eine Diskussion über die Einbindung der Mitarbeiter in Industrie 4.0 entfacht. In Produktion sagte der Professor für Produktionsmanagement, dass Industrie 4.0, wie es sich gegenwärtig darstellt, nicht erfolgreich sein werde, weil sie am Menschen vorbeientwickelt werde. Produktion hat IT-Fachleute dazu befragt, wie Industrie 4.0 die Arbeit verändert, und recherchiert, was die Gewerkschaften in diesem Bereich machen:

1. Der DGB will sich derweil von der Entwicklung zu Industrie 4.0 nicht überrollen lassen. Seine Mitbestimmungsorganisation Hans-Böckler-Stiftung hat sechs Un­ternehmen aus den Branchen Maschinenbau, Elektrotechnik, Dienstleistungen und Logistik dazu befragt, wie sich die Entwicklung auf die Arbeitsorganisation auswirkt.

Betriebe haben noch keine genauen Vorstellungen, was Industrie 4.0 für die Beschäftigten bedeutet

Demnach beginnen die Firmen erst damit, sich mit Industrie 4.0 auseinanderzusetzen. Genaue Vorstellungen, was es für den Betrieb und die Beschäftigten heißen könnte, gibt es noch nicht. Der Befragung zufolge gibt es für Industrie 4.0 kein für alle gültiges Konzept, sondern nur betriebliche, individuelle Lösungen. Die Stiftung kommt dennoch zu Schlussfolgerungen:

In Firmen, in denen Industrie 4.0 umgesetzt wird, hat der Betriebsrat seinen Handlungsbedarf erkannt, informiert sich über das Thema und begleitet die Ansätze. Er will bei der Einführung auch regulierend eingreifen. In einer Rahmenvereinbarung zu Industrie 4.0 könnten erste Ansätze geregelt werden, spezielle Themen dagegen in Einzelvereinbarungen. Industrie 4.0 sollte in Pilotbereichen unter Begleitung der Betriebsräte umgesetzt werden.

Firmen mit ersten Industrie 4.0-Ansätzen: Wenn bereits Teilkomponenten des Produktionssystems durch Betriebsvereinbarungen geregelt sind, will der Betriebsrat auch Komponenten von Industrie 4.0 in einzelnen Betriebsvereinbarungen regeln. Er will die Ansätze begleiten und entscheiden, wo er handelt.

Firmen ohne Industrie 4.0: Der Betriebsrat will sich an der Einführung von Industrie 4.0 beteiligen, wenn diese beginnt.

2. Mark Muschelknautz, Head of Global Marketing von Abas:
Was macht man mit den Menschen?
“Im Mittelstand herrscht große Verunsicherung, was Industrie 4.0 für die Firmen bedeutet. Auch wir als Hersteller sind dabei, uns aufzustellen, wie wir damit umgehen. Wir alle haben uns keine Gedanken gemacht, was das für die Menschen bedeutet. Wie wirkt es sich auf die Arbeitsvorbereitung in den Betrieben aus? Was macht man mit den Menschen, wenn sie nicht mehr benötigt werden?”

3. Guido Heinz, Channel Manager Europe, Epicor Software Deutschland:
Andere Art von Mitarbeitern benötigt
“Ich sehe Industrie 4.0 positiv. Ich glaube, dass Firmen künftig noch mehr Software-orientierter denken müssen. Ich glaube, es wird nach wie vor auf die Mitarbeiter ankommen. Es wird nicht dazu kommen, dass man Tausende Mitarbeiter entlässt, die heute am Band stehen. Denn die Technik 4.0 muss auch bedient werden. Es wird eine andere Art von Mitarbeitern geben.”

4. Thorsten Reuper, Chief Technology Officer, Asseco Solutions AG:
Gehirn für sinnvollere Aufgaben nutzen
“Die Unternehmen werden durch Industrie 4.0 effizienter. Zum Beispiel in der Konstruktion: Je schneller die Konstrukteure Informationen bekommen, umso besser. Man kann die Monteure schneller einteilen, die Konstruktion ist schneller verbunden mit den Lieferanten. Dadurch wird der Mensch nicht ersetzt. Der Mensch wird es leichter haben: Er kann sein Gehirn für sinnvollere Aufgaben nutzen.”

5. Klaus Aschauer, Vorstand der Cosmo Consult AG:
Mitarbeiter stellen Datenqualität sicher
“Im Bereich Predictive Maintenance verändert sich das Aufgabenfeld der Mitarbeiter sehr stark. Letztendlich hängt Predictive an der Datenqualität. Je besser die Datenqualität ist, desto genauer ist die Prognoseberechnung. Dadurch ändert sich das Jobprofil der Mitarbeiter, die sich stärker darauf konzentrieren, die Datengenauigkeit herzustellen, so dass man langfristig mit den Daten arbeiten kann.”

Gunnar Knüpffer

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