Roboter Recht 5
"Es ist keineswegs zu früh, sondern es ist höchste Zeit, sich dem Thema Roboterrecht anzunehmen", sagt Florian Röhrbein von der TU München. - (Bild: TU München)
Florian Röhrbein
Florian Röhrbein ist Program Director HBP Neurorobotics und Privatdozent. - (Bild: TU München)

Florian Röhrbein, TU München: „Zunächst sehe ich es positiv, dass auf europäischer Ebene versucht wird, eine einheitliche Regelung zu finden. Ich glaube auch, es ist keineswegs zu früh, sondern es ist höchste Zeit, sich dem Thema ‚Roboterrecht‘ anzunehmen. In dem Gesetzentwurf wird unter anderem die Einführung eines Roboterregisters vorgeschlagen. Das könnte zu einem hohen Bürokratieaufwand führen. Problematisch sehe ich diesen Punkt aber eher im Bereich der Industrieroboter.

Die Forschung betrifft das nicht, denn wir arbeiten meist noch zu weit weg von einem Produkt und somit einem Roboter, den wir registrieren müssten. Das trifft insbesondere auf das Human Brain Project –kurz HBP – zu, bei dem ich den Teilbereich Neurorobotics an der TUM verantworte. Wir betreiben hier zunächst mal Grundlagenforschung.
Gesetzgebungsprozesse benötigen meist einen langen Vorlauf. Es ist daher gut, sich jetzt schon darüber zu unterhalten.

In der Forschungs-Community diskutieren wir im Zusammenhang mehr über grundsätzliche Fragen. Es geht zum Beispiel darum, wie man den Begriff Autonomie definiert, sowohl bei technischen Systemen als auch bei Menschen. Oder welche Annahmen man vorab treffen muss, damit ein technisches System – wie zum Beispiel ein KI-gesteuerter Roboter – bestimmte Rechte erhält. Wobei die sogenannte ‚electronic person‘ aus dem Gesetzentwurf wohl stark aus Haftungsfragen im Bereich autonomes Fahren motiviert ist.“

„Alle KI-Systeme oder Roboter werden heute immer noch für sehr eng umschriebene Aufgaben eingesetzt. Ein solches System kann dann zum Beispiel den Weltmeister im Go-Spiel schlagen, aber es kann auch nichts anderes. Weder Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen, geschweige denn eine Tür aufmachen. Es wird auch daran geforscht, wie man das Lernen für KI auf andere Bereiche übertragen kann. Aber das steckt noch in den Kinderschuhen. Trotzdem muss man dafür Sorge tragen, dass KI-Systeme keinem Menschen einen Schaden zufügen. Aber das ist zum Beispiel schon schwierig, da solche Systeme längst in der Kriegsführung eingesetzt werden.

In unserem HBP-Teilprojekt forschen wir daran, Gehirnmodelle auf sogenannter neuromorpher Hardware zu realisieren. Das sehe ich unkritisch. Denn der Fokus liegt zunächst darauf, dass die Systeme sehr energieeffizient arbeiten. Sie machen Roboter nicht per se intelligenter. Im HBP wollen wir aber auch neuronale Lernverfahren voranbringen. Aktuell arbeiten wir aber erst daran, mit biologienahen Verfahren an die Leistung heranzukommen, die klassisch gesteuerte Roboter derzeit schon mit Standardverfahren vollbringen können. Und für alle Forscher im HBP gilt auch heute schon ein Verhaltenskodex.“

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