Der erste Eindruck zählt: Mit Ordnung und Sauberkeit konnte der Sieger der ‚Fabrik des Jahres‘ 2018 – die Schubert Group – einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Der erste Eindruck zählt: Mit Ordnung und Sauberkeit konnte der Sieger der ‚Fabrik des Jahres‘ 2018 – die Schubert Group – einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
- (Bild: Gerhard Schubert Verpackungsmaschinen)

„Dieses Jahr kristallisierte sich das große Ganze heraus“, zieht Daniel Stengel, Manager bei A.T. Kearney, das Fazit aus dem diesjährigen Wettbewerb ‚Fabrik des Jahres‘. Denn im Vergleich zu den Vorjahren, wo sich die Unternehmen beispielsweise auf Lean Production, Digitalisierung oder ihre Mitarbeiter konzentrierten, blickt man heute auf die komplette Wertschöpfungskette. Vor allem darauf, wie diese sich durch die neuen Wege der Digitalisierung effizient steuern lässt.

Der Hype, dass man mit ihr alles machen möchte, ist laut Stengel vorbei. Vielmehr steht der individuelle und zielgerichtete Nutzen beim Einsatz von digitalen und innovativen Technologien im Vordergrund. Lohnt es sich, wird investiert. Dafür müssen jedoch zuerst die bestehenden Prozesse hinterfragt werden.

Genau das haben die Unternehmen gemacht, mit dem Ergebnis: „Die Produktion wird wieder als Erfolgsfaktor des Gesamtunternehmens angesehen, ist wieder Keim von Innovationen. Die neuen Möglichkeiten, die sich für die Produktion ergeben, werden dabei mit Augenmaß und zum Teil mit einer erstaunlichen Tiefe eingesetzt“, stellt Stengel fest.

So haben viele – allen voran die mittelständischen Unternehmen – ihr Produktionsnetzwerk optimiert und profitieren zum Beispiel von der Effizienzsteigerung, die sich durch ein globales Netzwerk mit klaren Kompetenzprofilen ergibt, oder dem globalen Ausgleich von Kapazitätsschwankungen. Auch die Supply Chain wurde auf den Prüfstand gestellt: Bei der Lieferantenauswahl rückt die Total-Cost-Betrachtung in den Vordergrund. Kurze Wege zu zuverlässigen Lieferanten, auch in Hochlohnstandorten, werden als strategischer Vorteil gesehen.

1966 gründete Gerhard Schubert die Gerhard Schubert GmbH, die heute Weltmarktführer auf dem Gebiet der digitalen Top-Loading-Verpackungsmaschinen ist. Von Anfang an verfolgte Schubert eine klare Vision, wie die Maschinen gebaut werden sollen – sowohl aus technologischer Sicht als auch mit verschärftem Blick auf die Prozesse.

Innovation steht an erster Stelle

„Die Technologie und die Prozesse permanent zu hinterfragen, um immer wieder einen schnelleren und besseren Weg zu finden, ist bei uns in der Firmen-DNA hinterlegt“, begründet Jens Stoll, Leiter Technische Organisation, den Erfolg des Familienunternehmens. Innovation steht im Crailsheimer Werk dabei an erster Stelle, um aus einem modularen Baukastensystem flexible Maschinen-Lösungen für Verpackungsaufgaben in der Nahrungsmittel-/Süßwarenindustrie sowie der Pharma- und Kosmetikindustrie zu realisieren.

Natürlich nutzt man hierfür auch innovative Fertigungsverfahren wie zum Beispiel den 3D-Druck für flexible Roboterwerkzeuge zum Greifen beziehungsweise Saugen der zu verpackenden Produkte. Vieles stammt aus eigener Entwicklung, darunter auch das Managementsystem GRIPS. ‚Gemeinsam in Richtung Innovation, Prozesse und Standards‘ steht nicht nur für das Gemeinschaftsdenken der 850 Mitarbeiter am Standort Crailsheim, für Stoll liegt darin auch der Unterschied zum Wettbewerb: „Durch diesen gesamtheitlichen Ansatz heben wir uns hervor.“

Mit dem neuen Gebäude für die Laborinstrumente-Herstellung setzt Sartorius auf hochqualitative Produktionsbedingungen und modernes, effizientes Arbeiten. Die besondere Stahlkonstruktion schützt das Gebäude gegen Vibrationen.
Mit dem neuen Gebäude für die Laborinstrumente-Herstellung setzt Sartorius auf hochqualitative Produktionsbedingungen und modernes, effizientes Arbeiten. Die besondere Stahlkonstruktion schützt das Gebäude gegen Vibrationen. - (Bild: Sartorius)

Mit einem eigens entwickelten PPS-System ist die Digitalisierung beziehungsweise Vernetzung im Unternehmen bereits sehr weit fortgeschritten. Die Entwicklung von eigenen Robotern, Bildverarbeitungssystemen und einer eigenen Steuerung in Kombination mit einer hohen Wertschöpfungstiefe ermöglichen es dem Unternehmen, sich kontinuierlich eigenständig weiterzuentwickeln. „Und weil wir oft eigene Wege gehen, wollten wir einen Benchmark haben“ begründet CFO Jörg Brenner die Teilnahme an der ‚Fabrik des Jahres‘.

Kleine Trophäen für große Leistung: Den Goldkopf darf der diesjährige Sieger Schubert für immer behalten.
Kleine Trophäen für große Leistung: Den Goldkopf darf der diesjährige Sieger Schubert für immer behalten. - (Bild: Anna Mc Master)

Roboter schon vor Jahren selbst gebaut

„Schubert ist ein Innovationsführer, der schon vor Jahren seine Roboter selbst gebaut hat, weil die am Markt verfügbaren noch nicht geeignet waren, um zum Beispiel Pralinen zu verpacken“, sagt Hansjörg Volz von A.T. Kearney. Bei seinem Besuch bei Schubert beeindruckte ihn nicht nur das ordent­liche Erscheinungsbild des Werks, auch der Fertigungsfluss von der Vorfertigung bis zur Endmontage ist sehr sauber.

Kurz: „Die Werksstruktur stimmt.“ Die schlan­ke und hochautomatisierte Vormontage der sehr gut durchdachten Standard-Module ist als Fließlinie mit einer Taktung von drei Stunden der Schrittmacher der gesamten Wertschöpfung. Mit der stringenten Steuerung vom Verkaufspunkt bis hin zur Auslieferung mit einem eigenen ERP-System für eine gute Produktionsplanung konnte Schubert ebenso punkten wie mit der vorbildlichen Integration der Lieferanten.

„Die extreme Flexibilität bei der kundenspezifischen Endmontage von High-End-Produkten durch Integration von neuen Produktionstechnologien in die Serie, die enorme Innovationskraft, die sich mit jedem Auftrag zeigt, und die Fähigkeit, indirekte Strukturen so nah wie möglich an die Fertigung zu bringen, machen Schubert zu einem würdigen Sieger“, fasst Volz die Stärken der Fabrik des Jahres zusammen.

Offenheit, Nachhaltigkeit und Freude

Offenheit, Nachhaltigkeit und Freude sind die Unternehmenswerte von Sartorius, dem Preisträger des GEO-Awards. Im Göttinger Werk der Sartorius Lab Instruments GmbH widmen sich rund 650 Mitarbeiter der Entwicklung, Herstellung, dem Vertrieb und Service von mechatronischen Produkten und Dienstleistungen für Labormesstechnik und Kalibrierlaboratorien. Weil mit den Produkten strenge Regulierungen erfüllt werden müssen, sind Wandlungsfähigkeit und Agilität ein Muss.

„Die Offenheit gegenüber Veränderungen zeichnet unser Werk aus“, sagt Matthias Wessel, Head of Operations, Division LPS (Lab Products & Services), und würdigt damit vor allem den Willen der Mitarbeiter, die Weiterentwicklung des Unternehmens proaktiv mitzugestalten. Im Zuge der kontinuierlichen Verbesserung wurden allein im vergangenen Jahr 540 Verbesserungsvorschläge umgesetzt.

Weitere Gewinner der einzelnen Kategorien

  • Hervorragende Serienfertigung: MAN Trucks, Werk Niepolomice Polen, konnte unter anderem durch ein hervorragendes Abschneiden in der Dimension Wirtschaftlichkeit, insbesondere durch eine gesteigerte Auslastung, und eine starke Verbesserungsdynamik überzeugen. Auch die effiziente Fließmontage mit hoher Varianz an Fahrzeugen und stark abweichenden Arbeitsinhalten pro Station punktete bei der Jury.

  • Hervorragende Kleinserienfertigung: Das kontinuierliche Streben im Werk Schönaich der Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG nach Verbesserung der Prozesse zeigt ein Spitzenniveau der Lean Methoden. Ein ganzheitlicher und systematischer Ansatz zur Leistungssteigerung durch Digitalisierung und Automatisierung sowie ein kontinuierliches Investment in F&E und neue Technologien sichern nicht nur die zukünftige Wettbewerbsstärke, sondern waren auch Grund für den Kategoriesieg.

  • Hervorragendes Produktionsnetzwerk: Standardisierte Prozesse, Anlagen und Werkzeuge ermöglichen beim Produktionsverbund Singapore und Malaysia von ASM eine echtes, flexibles, globales Produktionsnetzwerk gleichberechtigter Partner. Die flexible und engagierte Belegschaft des globalen Teams – München, Singapore und Malaysia – legt konsequent den Fokus auf Lieferantenentwicklung und -integration und konnte dadurch beim Benchmark punkten.

  • Standortsicherung durch Digitalisierung: Zur Absicherung des Hochlohnstandortes Schweiz setzt ABB Semiconductors, Werk Lenzburg, auf eine umfassende Digitalisierungsstrategie über die gesamte Wertschöpfungskette. Die Digitalisierung und Automatisierung der Produktion stehen dabei im Fokus der operativen Verbesserungsaktivitäten. Mit dem Ergebnis, ein bereits erfolgreich umgesetztes Pilotprojekt zur vollständig automatisierten Modulmontage, verdiente sich ABB den Kategoriesieg.

  • Hervorragende Standortentwicklung: Ejot GmbH & Co.KG bekennt sich klar zum Standort des Werks Tambach und zeigt dies durch stetiges Wachstum, kontinuierliche Investitionen und Wertschätzung der Mitarbeiter. Den Spagat zwischen konsequentem Fokus auf effiziente Prozesse und maximaler Flexibilität für den Kunden meistert der Kategoriesieger durch Eigenentwicklung von innovativen Produktionsanlagen und Insourcing von Prozessschritten. Ausgezeichnet ist hierbei auch der Einsatz digitaler Werkzeuge zur Kundenbindung und Beschleunigung des Auftragsabwicklungsprozesses.

„Die Mitarbeiter sind Teil des Erfolges. Daneben konzentrieren wir uns stark auf unsere Kernkompetenzen“, verrät Wessel die Erfolgsstrategie. Im Fokus stehen hochpräzise Fertigungstechnologien, eine prozessorientierte Automationstechnik und eine hochautomatisierte Elektronikproduktion, die durch ein Continuous-Improvement-Netzwerk unterstützt werden. Dieses Fertigungsnetzwerk ist ein Verbund mehrerer Werke des Konzerns, in dem die Mitarbeiter sich austauschen können, um von den Best Practices der anderen zu profitieren. Wessel: „Jeder Standort hat seine Stärken, und die gilt es, zu teilen.“

„Wir machen das nicht zum Selbstzweck“

In der starken und bereichsübergreifenden Mitarbeitereinbindung sowie in der Digitalisierung von Prozessen und der Entwicklung von Tools zum länderübergreifenden Austausch von Best Practices, die letzten Endes zu einem breiten Know-how entlang der Wertschöpfungskette führen, sieht A.T. Kear­ney die Stärken von Sartorius. Auch die durchgängige digitale Auftragsabwicklung und Nachvollziehbarkeit der Produkte, eingegangenen Komponenten und Materialien mit einer klaren Datenhierarchie und Prozessanbindung waren unter anderem ausschlaggebend für den Kategoriesieg. Aus der herausragenden Wertgenerierung und der guten Verbesserungsdynamik, gepaart mit hohen Investitionen in Standort, Produkte und Mitarbeiter, entstehen nach Ansicht der Jury innovative Qualitätsprodukte und Services, die auf der breiten Forschungs- und Entwicklungskompetenz bis hin zur Anwendung basieren.

Die Hoffnung, den GEO-Award damit zu gewinnen, war natürlich da, denn: „Wir machen das nicht zum Selbstzweck“, erklärt Wessel. „Wir sehen uns als sehr kundenorientiertes Unternehmen. Bei allen technologischen Herausforderungen, denen wir uns täglich stellen, sind wir stets darauf bedacht, die Serviceleistungen für den Kunden zu verbessern. Und dabei konzentrieren wir uns stark auf die abgelieferte Qualität der Produkte und Serviceleistungen, die Liefertreue, Lead- beziehungsweise Cycletime und natürlich die Kostenoptimierung, um den Kunden wettbewerbsfähige Produkte anbieten zu können.“

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