
Ein Prototyp der automatisierten Shuttle-Fahrzeuge aus dem Projekt NeMo.bil steht hier auf dem Campus am Roten Tor der Technischen Hochschule Augsburg. (Bild: Jessica Hövelborn/THA)
Im bundesweiten Forschungsprojekt NeMo.bil wird ein innovatives, schwarmfähiges Mobilitätssystem konzipiert, das als Leuchtturm für ganz Deutschland eine neue Form des nachhaltigen und bedarfsgerechten Personen- und Güterverkehrs im ländlichen Raum ermöglichen soll. Dazu werden innovative Elektrofahrzeuge entwickelt, die untereinander vernetzt sind und Mobilitätsdienstleistungen nach Bedarf erbringen. Die Fahrzeuge sind klein, kompakt, sehr leicht und autonom. Gekoppelt sollen die selbstfahrenden Leichtbaufahrzeuge Konvoifahrten insbesondere auf der ersten und letzten Meile im Individualverkehr ermöglichen. Dabei werden Segmente des Individualverkehrs mit Segmenten des öffentlichen Personennahverkehrs verknüpft.
NeMo.bil wurde von der Initiative Neue Mobilität Paderborn (NeMo) initiiert. Das Projektkonsortium besteht aus 20 Partnern aus Industrie und Wissenschaft. Darunter sind auch Forscherinnen und Forscher der Technischen Hochschule Augsburg (THA) vom Technologietransferzentrum (TTZ) Data Science und Autonome Systeme in Landsberg am Lech. Ihr Part in NeMo.bil ist die Fahrautomatisierung.
Wie funktioniert das schwarmfähige Mobilitätssystem?
Dabei geht es um die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens von Leichtbaufahrzeugen, insbesondere um das An- und Abkoppeln sowie das Fahren im Konvoi. Mit der jetzt bewilligten Förderung soll nun die Sicherheit und Zuverlässigkeit der autonomen Fahrfunktionen unter realen Bedingungen optimiert werden. Die bisherigen Erprobungsfahrten fanden in enger Kooperation zwischen der THA, dem ADAC e.V. und der INYO Mobility GmbH im ADAC-Testzentrum Mobilität in Penzing statt.
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Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Projekt NeMo.bil mit einem Volumen von 30 Millionen Euro seit Juli 2023 bis Juni 2026. Die Technische Hochschule Augsburg ist bisher mit rund 1,2 Millionen Euro am Projekt NeMo.bil beteiligt und erhält nun vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine Aufstockung der Fördermittel um weitere rund 1,2 Millionen Euro.
„Wir freuen uns sehr über die zusätzlichen Mittel, denn damit können wir autonome Testfahrten mit Sicherheitsfahrern durchführen. Dies geschieht im Rahmen einer Erprobungsgenehmigung des Kraftfahrtbundesamtes auf öffentlichen Straßen und damit sozusagen im Reallabor. Dabei testen wir, inwieweit Edge-Cases, also Szenarien, die unter ungewöhnlichen, oft extremen Bedingungen im öffentlichen Verkehr auftreten, beherrscht werden können. Auf diese Weise sammeln wir wertvolle Daten für die autonomen Leichtbaufahrzeuge NeMo.bil, um sie immer sicherer und zuverlässiger zu machen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Carsten Markgraf, wissenschaftlicher Leiter im Bereich Autonome Systeme am TTZ in Landsberg am Lech.

Welche Vorteile bietet NEMOtil für die Logistik?
Im Gegensatz zu konventionellen Lösungen verfolgt das Forschungsprojekt NeMo.bil einen systemischen Ansatz für neue Mobilität: Kleinere automatisierte Fahrzeuge (Cab), die die erste und letzte Meile bedienen, schließen sich auf längeren Strecken zu einem Konvoi zusammen, der von einem größeren automatisierten Fahrzeug (Pro) gezogen wird. Die Cabs werden maximal 450 Kilogramm plus Batterie wiegen und Platz für bis zu vier Personen bieten.
Die Pros dienen als mobile Ladesäule und ermöglichen im Konvoi höhere Reichweiten und Geschwindigkeiten. Durch die Kombination der beiden Fahrzeuge erreicht das Gesamtsystem eine bisher unerreichte Energieeffizienz. „Die Konvoi-Fahrten ermöglichen es zudem, längere Strecken zurückzulegen, ohne schwere Batteriesysteme in die leichten Shuttles einbauen zu müssen“, so Markgraf.
Daten sammeln durch Testfahrten mit Kameras und Sensoren
Im öffentlichen Straßenverkehr werden die Forscherinnen und Forscher der THA voraussichtlich im Sommer zunächst auf den Straßen in und um Augsburg die technischen Anforderungen an die Prototypen der automatisierten Shuttle-Fahrzeuge testen. So werden beispielsweise bei Testfahrten mit Kameras und Sensoren Daten gesammelt und ausgewertet.
Untersucht wird, wie die Fahrzeuge auf die jeweiligen Gefahrensituationen im Straßenverkehr reagieren, etwa auf das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Radfahrer oder andere Autos oder auf die Beschaffenheit der Straße wie Kurven, Bordsteinkanten oder Schlaglöcher sowie auf Verkehrszeichen. In einem zweiten Schritt werden Bereiche in Paderborn und Landsberg am Lech ergänzt.
Welche Zukunftsperspektiven bietet die Technologie?
„Die Shuttle-Fahrten sollen eine innovative und vor allem sichere und zuverlässige Mobilitätslösung insbesondere für die Herausforderungen der ersten und der letzten Meile im individuellen öffentlichen Nahverkehr ermöglichen“, so Markgraf. Denn diese bestehen darin, dass oftmals der Weg bis zur Haltestelle zu weit oder die Fahrzeiten nicht passend sind, sodass die Strecke anstelle mit dem öffentlichen Nahverkehr mit dem privaten Pkw zurückgelegt wird. Für Menschen ohne Führerschein und für mobilitätseingeschränkte Personen soll NeMo.bil ebenfalls ein komfortables Mobilitätsangebot bieten: Sie könnten jederzeit für ihre Wege die für sie passgenaueste Fahrt von Tür zu Tür wählen.
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Quelle: Technische Hochschule Augsburg