Erfolgreiche Start-ups machen es vor. Sie generieren mit kleiner Mannschaft Ideen und oftmals auch disruptive Technologien wie am Fließband. Große Unternehmen hingegen können es sich leisten, einen ganzen Stab an Mitarbeitern in der Forschung und Entwicklung tüfteln zu lassen. So investieren Pharmakonzerne laut Statista zwischen 30 und 15 Prozent ihres Umsatzes in F&E.
Aber auch die IT-Riesen wie Nokia, Intel, Facebook, Alphabet und SAP investieren kräftig in neue Produkte (bis zu 20 Prozent des Umsatzes). Und auch Maschinenbauer lassen sich ihre innovativen Produkte so einiges kosten (Denso: 8,8 Prozent des Umsatzes; Robert Bosch: 7,6 Prozent des Umsatzes). Mittelständlern, die oft als Hidden Champion in ihrer Nische Marktführer sind, stehen jedoch geringere finanzielle Mittel zur Verfügung. Dennoch sind die KMU sehr erfolgreich, wenn sie den Innovationsprozess richtig angehen.
Warum braucht es Innovation in mittleren Unternehmen?
Das technologische Rad dreht sich - auch im Zuge der Digitalisierung - immer schneller. Schaut man sich nun ein Produkt wie ein Industriekabel, ist das zunächst ein recht konservatives Produkt, bei dem sich in den vergangenen 100 Jahren von außen betrachtet wenig getan hat.
"Bei unseren Kunden ändert sich aber sehr viel", erklärt Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation bei Lapp, einem klassischen Mittelständischen Unternehmen. Das generiere immer wieder Bedarf für neue Produkte. Stawowy beobachtet, dass sich die Einsatzbedingungen bei den Kunden immer schneller ändern und deshalb muss auch ein Familienunternehmen wie Lapp immer schneller innovieren.
Professor Wilhelm Bauer vom Fraunhofer IAO in Stuttgart kann bestätigen, dass die mittelständischen Unternehmen - wie die meisten Firmen in Deutschland und Europa - auf hohem Niveau innovativ sind. Dennoch gibt er zu bedenken, dass hierzulande die Dynamik im Vergleich zu den hochstrebenden Ländern geringer ist. Und das, obwohl die Geschwindigkeit, mit der neue Technologien entstehen, rasant zunimmt.
Um da noch mithalten zu können, empfiehlt Bauer gerade dem Mittelstand und mit Blick auf Themen wie Digitalisierung und 'Künstliche Intelligenz', Partnerschaften einzugehen. "Man sollte sich öffnen, neue Impulse holen zum Beispiel von Hochschulen oder Wertschöpfungspartnern", erklärt der Professor. Die Ideen müssten schließlich nicht immer aus dem eigenen Unternehmen kommen.
Wie funktioniert Innovation im Mittelstand?
Am besten kommt man auf neue Ideen, wenn man sich aus seiner Komfortzone herauswagt und hinein in einen neuen Kontext begibt, berichtet Stawowy von Lapp. Das kann genauso bei einem Kundengespräch passieren wie im Austausch mit einem anderen Unternehmen.
Der Erfahrung von Bauer nach kann es ebenso hilfreich sein, an einem Workshop teilzunehmen oder das Gespräch mit kreativen Menschen zu suchen, etwa in einem Coworking-Space. Ob daraus direkt eine Produktidee entsteht, ist dabei zweitrangig. Aber gerade in der frühen Phase des Innovationsprozesses sei es essentiell, die Türen aufzumachen und Inspiration von außen zu holen.
Als Hochschullehrer tauscht sich Bauer außerdem ständig mit jungen Leuten aus. Das hält seiner Meinung nach nicht nur jung. Man bleibe dadurch auch gezwungen, immer wieder radikal anders zu denken. Und genau das ist die Grundlage für Innovation. Dem Mittelstand rät Bauer daher, diese Ressource im eigenen Unternehmen nicht brach liegen zu lassen. Die Welt werde immer digitaler und wer sei da ein besserer Berater als unsere Auszubildenden und Young Talents in den Unternehmen? "Die kann man fragen, die kann man mitarbeiten und mitinnovieren lassen", rät Bauer.
Wie kann man Innovation im Betrieb fördern?
Um Innovationen zu kreieren, braucht es vor allem im Mittelstand die richtigen Rahmenbedingungen. Simon Blake von Launchlabs in Berlin, unterstützt Unternehmen, den notwendigen Freiraum zu schaffen. Denn das ist aus seiner Sicht entscheidend. "Wir entwickeln zum Beispiel Räume für gemeinschaftliches Problemelösen, denn nichts anderes ist Kreativität", erklärt der Gründer. In einem solchen Kreativraum findet man seiner Erfahrung nach beispielsweise einfacher eine überraschene Lösung für zunächst schwierig erscheinende Probleme.
Mitarbeiter brauchen aber auch von den Prozessen und Strukturen her Freiräume, um innovativ zu sein. Ist ein Mitarbeiter komplett in einer Produktionslinie eingebunden, dann könne er Blakes Erfahrung ein auftretendes Problem gar nicht äußern oder sogar einen Verbesserungsvorschlag einreichen. Dann würde der Mitarbeiter meist weiter Dienst nach Vorschrift machen, obwohl seine Idee dem Unternehmen Geld sparen könnte. Die Hürden für solche Äußerungen zu senken, ebne daher oft den Weg für Innovation.
Gleichzeitig bildet Blake Unternehmen in agilen Arbeitsweisen wie Lean Start-up, Designthinking oder Scrum aus. Bei Lapp wurden zum Beispiel Elemente von Lean Start-up in den Innovationsprozess integriert. "Man kann durchaus sagen, dass bei uns jetzt wieder Start-up-Feeling herrscht", berichtet Guido Ege, der bei dem Familienunternehmen die Bereiche Produktmanagement und Entwicklung leitet.
Konkret bedeutet das, im Innovationsprozess bei Lapp werden schnelle Prototypenzyklen gefahren und von Anfang an Feedback von Kunden eingeholt. Entwicklungsprojekte werden so in kurzen, iterativen Schritten agil vorangetrieben. Und es lohnt sich: "Wir haben in unserem Predictive Maintenance Projekt, wo wir das sprechende Kabel entwickeln, Lösungen gefunden, die ohne diese Methodik nicht möglich gewesen wären", freut sich Ege.
Was bedeutet Open Innovation?
Open Innovation bedeutet, dass man als Unternehmen bereits in der frühen Entwicklungsphase im Innovationsprozess - der sogenannten 'Ideation Phase' - mit Partnern zusammenarbeitet. Ziel ist es, sich zu öffnen und neue Impulse beziehungsweise Inspiration von außen zu holen. Dadurch erweitert sich der Kreis, aus dem Innovation generiert werden kann.
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