"Für Daimler rechnet es sich, einen Motor zu entwickeln, um für die Herausforderungen künftiger Gesetzgebungen gerüstet zu sein", sagt er. Stichworte dabei seien die Verschärfung der CO2-Gesetzgebung, der wesentlich dynamischere weltweit harmonisierte Fahrzyklus (WLTP) und Real Drive Emissions (RDE), die bestehende Diskrepanzen im Schadstoffaussstoß zwischen Labormesswerten und realem Fahrverhalten minimieren sollen.
"Denn der Dieselmotor ist nach wie vor ein starker CO2-Reduzierer für die Flotte. Auch wenn wir eine Verringerung des Marktanteils in der EU sehen, wird sich der Diesel nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen." Darum sei es wichtig, diese Technik weiter zu entwickeln. "Nachdem der Vorgänger OM 651 von Daimler nun schon seit 2009 auf dem Markt ist, war es wichtig, dass man etwas Neues entwickelt. Der ‚Alte‘ ist zwar nach wie vor ein sehr guter Motor – mit einem Kurbelgehäuse aus Grauguss war er aber gerade für Einstiegsmotorisierungen im Frontquer-Bereich relativ schwer."
Bezüglich des Gewichts sei der neue Motor leichter geworden – zum Beispiel durch Aluminiumkurbelgehäuse und Verringerung des Zylinderabstandes von 94 mm auf 90 mm. "Wichtig dabei ist, dass man durch das geringere Stichmaß eine Modularität mit einem zukünftigen Reihen-Sechszylinder-Diesel aufbauen kann, – analog dazu wie BMW mit der New-Efficient-Dynamics-Family." Dies erlaubt eine Steigerung der Flexibilität – zum Beispiel durch die Verwendung von Gleichteilen.
Eine der großen Fragen gerade im Hinblick auf jüngste Entwicklungen auf dem US-Dieselmarkt für PKW sei, ob Daimler mit dem neuen Motor in der Lage sei, das allgemeine Dieselgeschäft weiter anzukurbeln. "Es wird sich herausstellen, wie sehr Daimler durch sein Engagement das allgemeine Vertrauen in die Dieseltechnik auf dem US-Markt wieder herstellen kann", sagt Eichinger.
Generell sei der OM 654 ein extrem effizienter Motor mit allen technischen Finessen, der in vielen Fahrzeugen weltweit sehr stark zum Einsatz kommen wird. Er werde mit Sicherheit in den europäischen Zulassungszahlen sehr weit vorne vertreten sein. "Schon alleine darum war es wichtig, hier weiter zu entwickeln." Für das Gerücht, US-Autobauer würden europäische und deutsche Dieselhersteller gezielt aufs Korn nehmen, um die Technik zu torpedieren, kennt Eichinger keine Beweise. "Der Gedanke mag sich aufdrängen, aber man darf nicht vergessen, dass in der Vergangenheit auch andere Hersteller wegen Produkthaftungsthemen in den Fokus geraten sind."