Schrauben, Verbindungstechnik und Logistiklösungen liegen der Familie im Blut: "Als ich jung war, gaben meine Freunde als Berufswunsch Polizist oder Pilot an, ich wollte dagegen schon immer Schrauben verkaufen", erinnert sich Dr. Daniel Bossard, Geschäftsführer der Bossard Deutschland GmbH. Mittlerweile hat er mit viel mehr als nur Schrauben zu tun. Zur nachhaltigen Geschäftsstrategie gehört ein gesundes Wachstum, unter anderem in dem bedeutenden deutschen Markt. Ein wegweisender Schritt dazu erfolgte Anfang 2022: Seit März firmieren die KVT-Fastening GmbH, die Bruma Schraub- und Drehtechnik GmbH und die Bossard Deutschland GmbH unter dem Namen Bossard Deutschland GmbH.
Durch den Zusammenschluss wird das Produkt- und Leistungsportfolio gleich dreier Unternehmen mit Kompetenzen in Verbindungs- und Montagetechnik, Beratung und Logistiklösungen gebündelt. Nachdem die beiden Bossard-Geschäftsführer Florian Beer und Dr. Frank Hilgers bereits über die Hintergründe und konkrete Ziele der Fusion berichtet haben, unterstreichen Dr. Daniel Bossard und Florian Beer im nachfolgenden Interview die Bedeutung von Nachhaltigkeit als Fundament und Motor in der Unternehmensentwicklung.
Soziale Nachhaltigkeit für mehr Wohlstand
Dr. Bossard, die Fusion zu Bossard Deutschland spricht für die Philosophie eines Unternehmens, das sich nicht auf den kurzfristigen Erfolg fokussiert. Wie beschreiben Sie die Bossard-DNA?
Dr. Daniel Bossard: Uns ist es wichtig, einen kreativen, langfristig erfolgreichen, eigenen Weg zu gehen. Die Neugier, nachhaltige und innovative Kundenlösungen zu entwickeln, treibt uns ebenso an, wie die soziale Verantwortung unseren Mitarbeitenden gegenüber, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und nachhaltig zu sichern. Ganz klar: Bei uns stehen langfristige Gewinnoptimierung und nicht kurzfristige Gewinnmaximierung im Vordergrund.
Nachhaltigkeit ist erst einmal ein sehr umfassender, manchmal diffuser und nicht selten substanzloser (Marketing-)Begriff. Welche Bereiche umfasst das Thema konkret bei Ihnen?
Dr. Daniel Bossard: Nachhaltigkeit bei Bossard betrifft zwei Dimensionen: erstens den sozialen Teil. Hier geht es um die nachhaltige, positive Entwicklung unserer Leute, um die Talentförderung und die Führungsentwicklung, damit wir als Organisation unser volles Potential ausschöpfen. Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihr Bestes geben können, lassen unsere Organisation effizienter arbeiten und langfristig bestehen. Damit wiederum leisten wir unseren Teil zum nachhaltigen Wohlstand von Familien - über das Einkommen - und der Gesellschaft insgesamt. Entscheidend für unsere soziale Nachhaltigkeit sind globale Richtlinien, wie wir miteinander umgehen. Formell gehört auch ein neu angepasster "Code of Conduct" dazu.
Die Richtlinien wurden als fünf sogenannte „Guiding Principles“ erarbeitet.
Dr. Daniel Bossard: We collaborate. We experiment. We empower. We talk Real. We deliver value: Die fünf "Guiding Prinicples" stellen den Kern der kulturellen Transformation dar. Wenn wir uns alle global an diese Prinzipien halten und sie auch leben, kommen wir als Gruppe einen großen Schritt weiter. Zusammengefasst in einem gemeinsamen "Together we create" sichern wir die bestmögliche Zusammenarbeit über Regionen, Hierarchien und Funktionen hinweg – und wir erreichen unser 200-jähriges Jubiläum 2031 mit beschleunigtem, profitablem Wachstum.
Florian Beer: In Deutschland haben wir seit Herbst 2020 in allen drei Firmen das "Together we create" mit seinen "Guiding Principles" fest in die jeweiligen Strategien und in das Bewusstsein unserer zusammen knapp 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verankert, was zweifellos auch einer der Gründe ist, warum wir die Fusion im Zeitplan und erfolgreich bewerkstelligt haben.
Das nachhaltige Geschäftsmodell der Bossard Deutschland GmbH verbindet im ganzheitlichen Ansatz Wachstum und Innovation mit Loyalität und Wahrung von Bewährtem. Mit der Fusion erhalten unsere Kunden das Leistungsportfolio und die jeweils spezifische Qualität von drei anerkannten Unternehmen in der Verbindungs- und Montagetechnik aus einer Hand. Das heißt konkret, dass unsere Kunden nicht nur aus einem zuverlässig lieferfähigen Produktportfolio mit weit mehr als 140.000 Artikel von über 150 Qualitätsbrands auswählen können, sondern dass wir sie darüber hinaus mit unseren zahlreichen Engineering Services bei allen Fragen und Herausforderungen zur Befestigungs- und Verbindungstechnik unterstützen.
Wechsel zu erneuerbaren Energien
Was umfasst die zweite Dimension von Nachhaltigkeit bei Bossard?
Dr. Daniel Bossard: Hier geht es um das nachhaltige Wirtschaften im ökologischen Sinn. Aktuell sind wir daran, unseren ökologischen Fußabdruck vor allem in Zusammenhang mit unserem Energieverbrauch zu erfassen, um dann noch in diesem Jahr kurz-, mittel- und langfristige Prioritäten zu setzen. Eine der zentralen Fragen wird sein, wie wir Emissionen reduzieren können, zum Beispiel über den Wechsel zu erneuerbaren Energien.
Herr Beer, aktuell werden vor allem im Lager Illerrieden viele Umweltschutzmaßnahmen umgesetzt. Was genau?
Florian Beer: Unsere jüngsten Maßnahmen betreffen die Kartonagen, in denen täglich über 2,5 Millionen Verbindungelemente an rund 7.000 Kunden bundesweit verschickt werden. Das ist eine Tonnage von rund 12,5 Tonnen pro Tag in weit mehr als 500 Paketen. Wir haben den Anteil von Recyclingmaterial je nach Größe des Kartons auf 86 bei den kleinen beziehungsweise 88 Prozent bei den großen Varianten sowie bei den mittleren Kartonagen sogar auf 100 Prozent erhöht. Zudem besteht ein großer Teil der Folienverpackungen aus recycelten "Gelben Müllsäcken". Dass unsere elektrobetriebenen Gabelstapler im Lager ihren Strom von der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Firmengebäudes beziehen, ist auch eine unserer vielen nachhaltigen Maßnahmen.
Strategie 200 hat alle Abteilungen im Blick
Sustainability ist ein zentraler Aspekt Ihrer „Strategie 200“. Was heißt das fürs Tagesgeschäft?
Dr. Daniel Bossard: Mit unserer "Strategie 200" - der Name rührt übrigens vom Alter des Unternehmens her - forcieren wir auf der Basis unseres bewährten Geschäfts ein rentables, organisches und nachhaltiges Wachstum in unseren Schlüsselmärkten wie Automotive mit E-Mobilität, Maschinenbau, Medizintechnik, Transport und dem weiten Feld der Robotik. Dabei benötigen wir keine "Nachhaltigkeitsstrategie", sondern eine nachhaltige Strategie. Was heißt: Nachhaltigkeit muss Teil aller strategischen Fragestellungen werden wie zum Beispiel
- im Verkauf: Welche Kunden und Märkte wollen wir bedienen? Was sind nachhaltige Kundensegmente?
- in der Innovation: Wie können wir neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, welche die Nachhaltigkeit unserer Kunden fördert. Zum Beispiel Schrauben aus "grünem Stahl", die unter minimaler Verwendung von CO2-Verbrauch erzeugt werden oder Logistikdienstleistungen für minimierte Transportwege.
- im Einkauf: Mit welchen Lieferanten arbeiten wir mit Blick auf ökologische Nachhaltigkeitskriterien wie CO2-Verbrauch in der Produktion oder Transportaufwand zusammen?
- in der Finanzbuchhaltung: Welche Kriterien legen wir mit der Einführung von "Return on Ecology" an, beispielsweise in Bezug auf das Bewerten von Investitionsprojekten wie Lager, Solarpanelinstallationen auf Dächern, etc.?
Kundenvorteil: alles aus einer Hand!
Inwieweit ist die Fusion zu Bossard Deutschland der Motor und Garant für nachhaltige Kundenbeziehung?
Florian Beer: Mit dem Zusammenschluss von KVT-Fastening, Bossard und Bruma vereinen wir drei Leistungspakete: Produkte, Engineering- und Logistikdienstleistungen. Sie ermöglichen es, die Kunden "aus einer Hand" noch umfassender zu betreuen. Das schafft interne wie externe Synergien und Vertrauen, die unsere Kunden uns entgegenbringen.
Dr. Daniel Bossard: Ganz im Rahmen der Bossard "Strategie 200" helfen wir außerdem unseren Kunden dabei, über nachhaltige Produkte und Dienstleistungen ihre Produktivität zu steigern. Damit tragen wir zum nachhaltigen, wirtschaftlichen und sozialen Erfolg unserer Kunden bei. Unser Ziel: Unsere Partner wettbewerbsfähiger und fit für die Zukunft zu machen.
Was verbinden Sie mit dem Meilenstein, der durch die Gründung der Bossard Deutschland GmbH geschaffen wurde?
Dr. Daniel Bossard: Eine Steigerung der bei Fusionen häufig zitierten Gleichung 1+1=3. In unserem Fall gilt 1+1+1 = 5. Mindestens!
Florian Beer: Kraftakt, Teamarbeit und Erfolg.