Auf 8.500 Quadratmetern entstehen künftig die E-Antriebe nach einem neuartigen Produktionskonzept, der modularen Montage, erklärte der Autobauer in einer Pressemiteilung. Für den Aufbau der E-Motorenfertigung investierte das Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag. Derzeit sind rund 100 Mitarbeiter in dem neuen Fachbereich beschäftigt, bis Ende des Jahres sollen es mehr als 130 sein.
„Unsere ungarische Tochter erschließt mit der Elektromotorenfertigung ein völlig neues Kompetenzfeld. Dieses exklusive Know‑how macht Győr zu unserem zentralen Werk für E‑Antriebe und verkörpert unsere strategische Transformation hin zu einem nachhaltigen Mobilitätsanbieter“, sagte Peter Kössler, Audi-Vorstand für die Bereiche Produktion und Logistik, während des symbolischen Akts. Die ersten E‑Antriebe von Audi Hungaria kommen im Audi e-tron zum Einsatz. Er ist das erste rein elektrische Audi‑Modell und wird künftig im Brüsseler-Werk des Automobilherstellers gebaut.
Produktion im Ein-Schicht-Betrieb
Für die Produktion der E‑Antriebe installierte Audi Hungaria die Fertigungsanlagen und ‑inseln innerhalb eines Jahres. E‑Motorenentwicklung, Fertigungsplanung und Motorenanlaufzentrum in Győr mussten dafür eng zusammenarbeiten und die notwendigen Kompetenzen entwickelt.
Die aktuelle Produktionskapazität liegt bei rund 400 elektrischen Achsantrieben pro Tag und kann sukzessive erhöht werden. Die Produktion läuft in einem Ein‑Schicht‑Betrieb, schon bald wird auf drei Schichten pro Tag umgestellt.
Der Elektromotor aus Győr bietet laut Audi zahlreiche Neuheiten. Beim Stator – einer der Kernkomponenten des E‑Motors – ist das Ziel, soviel des dünnen Kupferlackdrahtes in das Rohteil einzubringen wie möglich. Denn: Je enger die Wicklung, desto effizienter die Leistungsentfaltung.
Ein neuartiges Wickel‑ und Einziehzentrum bei Audi Hungaria schafft es, die optimale Menge an Kupferlackdraht besonders kompakt zu wickeln und anschließend in das Rohteil einzubringen. Die Elektro‑Achse besteht aus weiteren großen Komponenten: zum Beispiel aus der Leistungselektronik, die in einem eigenen Gehäuse untergebracht ist, dem Getriebe sowie zwei Flanschwellen, die die Kraft zu den Rädern übertragen. Für den Audi e-tron produzieren die Mitarbeiter je zwei elektrische Achsantriebe, die sowohl Vorder‑ als auch Hinterachse antreiben.
Audi verzichtet aufs Fließband
Fertigungsanlagen, Roboter sowie Schraub‑ und Messstationen befinden sich auf festen Positionen, sind aber nicht durch ein lineares Band miteinander gekoppelt. Stattdessen produzieren die Mitarbeiter die Antriebe modular in Fertigungsinseln. Trotz einer vordefinierten Montagereihenfolge ermöglicht die modulare Anordnung verzweigte Wege und mehr Spielraum im Produktionsprozess. Den Teiletransport zu den Arbeitsstationen erledigen fahrerlose Transportfahrzeuge, gesteuert von einem intelligenten IT‑System.
Parallel zu den Fertigungsanlagen hat Audi Hungaria in der Motorenentwicklung drei E‑Motorenprüfstände zur Erprobung und für den Dauerlast‑Betrieb installiert. Die Mitarbeiter haben sich im Fertigungstechnologiezentrum für E‑Motoren zu Elektro‑Experten weitergebildet.
Audi Hungaria fertigte im vergangenen Jahr 1.965.165 Motoren. Damit ist das Unternehmen einer der weltweit größten Motorenproduzenten.
Im Werk in Győr wurden 2017 sechs verschiedene Otto‑ und drei verschiedene Dieselmotorvarianten mit einem Leistungsspektrum von 63 kW (86 PS) bis 470 kW (639 PS) produziert. Rund 6.000 Mitarbeiter fertigten pro Tag rund 9.000 Motoren für 32 Produktionsstandorte des Volkswagen‑Konzerns.