Leiterplatte

Einen Teil des Portfolios von Incap Estonia machen bleifreie Leiterplattenbaugruppen (PCB - printed circuit board) aus. Eine dritte SMT-Anlage (Surface Mount Technology) in der Fertigung von Incap Estonia, die die Kapazität um 50 Prozent erweitert, wird im Januar 2023 eröffnet. (Bild: Arno Mikkor)

Der 'Digital Economy and Society Index' für die digitale Wettbewerbsfähigkeit der EU-Mitgliedstaaten zählt Estland zu den führenden Anbietern von Lösungen für die digitale Transformation. Deutschen Unternehmen bietet sich damit die Chance, Fachkräftemangel durch Outsourcing zu lösen – auch mit dem wirtschaftlichen Vorteil, dass die estnischen Durchschnittslöhne im Vergleich zu Deutschland geringer sind.

"Die räumliche Nähe zwischen Deutschland und Estland macht die Zusammenarbeit einfach", sagt Leana Kammertöns, Export Advisor bei der Wirtschaftsförderung Enterprise Estonia. Die kurzen Lieferwege und -zeiten tragen zur Effizienz bei, und die EU-weit identischen Gesetze sorgen für Rechtssicherheit. Insgesamt gesehen, ist Deutschland der viertgrößte Handelspartner Estlands.

"Estland ist exportorientiert", erklärt Leana Kammertöns. "So erzielen der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Elektronikindustrie als eine der führenden estnischen Industrien eine Exportquote von über 80 Prozent."

Estnisches Unternehmen spezialisiert auf anspruchsvolle EMS-Auftragsfertigung

Incap Estonia ist eines der Unternehmen, das mit seinen EMS-Services (Electronic Manufacturing Services) Outsourcing als Methode verkörpert. "Wir sind spezialisiert auf elektronische Auftragsfertigung und die Herstellung von Prototypen und Vorserien", sagt Margus Jakobson. "Unsere Kunden profitieren durch Synergien, indem sie zu uns Teile ihrer Produktion auslagern, und sich selbst auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren." Incap Estonia, ein Tochterunternehmen der Incap Corporation, ist ein so genanntes Mid-Cap-Unternehmen mit 2500 Beschäftigten, bedient etwa die Automobilindustrie, Medizintechnik, Verkehr und Infrastruktur mit Steuerungs- und Automatisierungslösungen.

Incap Estonia produziert auf modernsten Maschinen bleifreie Leiterplattenbaugruppen (PCB - printed circuit board) und bietet die Integration von Box-Build-Lösungen im Anlagenbau. Box Build vereinfacht, Elektronik in ein Gehäuse zu integrieren; das umfasst Technologien, Design- und Entwicklungsprozesse und auch die Serienproduktion. Maßgeschneiderte Prototypenprojekte, Design-Validierung oder auch Kabel- und Kabelbaumkonfektionierung für die Automobilindustrie runden das Portfolio ab. Eine dritte SMT-Anlage (Surface Mount Technology) in der Fertigung von Incap Estonia, die die Kapazität um 50 Prozent erweitert, wird im Januar 2023 eröffnet.

Incap hat seine Produktion in hohem Maße automatisiert und digitalisiert. Mit automatischen optischen Inspektionsmethoden (AOI) ist zum Beispiel die Qualitätskontrolle während aller Schritte in der Leiterplattenproduktion möglich. Das Unternehmen ist nach mehreren ISO-Standards zertifiziert, etwa ISO 13485, die für die Erfordernisse eines umfassenden Qualitätsmanagementsystems für Design und Herstellung von Medizinprodukten steht.

Porträt Leana Kammertöns
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Estland gehört zu den Ländern mit dem höchsten Ausbildungsniveau und ist führend hinsichtlich Mathematik, Naturwissenschaften und IKT – alles Fachgebiete, die hier zählen.

Leana Kammertöns
(Bild: Enterprise Estonia)

Solarmobilität ist nur ein Beispiel für Kollaboration zwischen Wirtschaft und Wissenschaft

"Ein Beispiel, das unsere Leistungsbreite veranschaulicht, ist aus der Solarmobilität", erklärt Margus Jakobson. Sie erfordert ingenieurwisssenschaftliches Know-how aus verschiedenen Disziplinen – etwa der Materialwissenschaft, Antriebstechnologie, dem Batteriemanagement und generell dem Maschinenbau. "Solarmobilität verbindet Wissen aus Forschung und Praxis und ist ein Feld, auf dem sich Wirtschaft und Wissenschaft treffen."

Incap unterstützt das erste im Baltikum konstruierte Solarauto: Das Solaride-Projekt wurde 2020 von estnischen Studenten der Universität Tartu initiiert. Heute ist es ein interdisziplinäres Bildungs- und Kooperationsprojekt mit über 300 Studenten, Gymnasiasten, Mentoren, Ausbildern und Partnern. Das Solaride-Auto hatte seine Premiere 2021 bei der Solar Challenge in Marokko und erreicht momentan eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 100 km/h, befördert 4 Personen und hat eine Reichweite von über 750 km.

"Für Solaride hat Incap verschiedene Elektronikplatinen produziert, darunter die ECU Electronic Control Unit, das Batteriemanagementsystem und die Sensorplatinen", sagt Margus Jakobson. "Das Projekt fördert die Art von Flexibilität, die heute in der Auftragsfertigung erforderlich ist, etwa interdisziplinäres Wissen oder Teamarbeit."

Solaride hat zum Ziel, die Ingenieurausbildung und nachhaltige Technologie zu fördern und jungen Talenten wertvolle praktische Erfahrungen und Fähigkeiten zu vermitteln. „Estland gehört zu den Ländern mit dem höchsten Ausbildungsniveau und ist führend hinsichtlich Mathematik, Naturwissenschaften und IKT – alles Fachgebiete, die hier zählen", sagt Leana Kammertöns. "Incap fördert Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Industrie durch sein Engagement im Verband der estnischen Elektronikindustrie, indem das Unternehmen Mitglieder mit talentierten Nachwuchskräften zusammenbringt."

Margus Jakobson
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Für Solaride hat Incap verschiedene Elektronikplatinen produziert, darunter die ECU Electronic Control Unit, das Batteriemanagementsystem und die Sensorplatinen.

Margus Jakobson
(Bild: Arno Mikkor)

Estnische Elektronik-Industrie ist offen für Business mit deutschen Kunden

Ob als Entwicklungs- und Kooperationspartner oder als Auftragshersteller: Die estnische Elektronik-Industrie ist offen für Business mit Deutschland. "Estland hat das Know-how und die Lage, um schnell den mitteleuropäischen Markt zu beliefern", sagt Leana Kammertöns. Incap ist strukturell so aufgestellt, dass es mittelständische wie multinationale Kunden mit Outsourcing-Lösungen bedient. Das Werk von Incap im Westen Estlands ist eines von mehreren internationalen Betriebsstätten und Büros; es liegt in einem EMS-Cluster und beschäftigt 120 Mitarbeiter auf einer Fläche von 7300 Quadratmetern.

"Die Nachfrage nach Elektronik wächst. Der steigende Bedarf an nachhaltigen Energielösungen, medizinischen Geräten, aufkommenden 5G- und IoT-Ökosystemen und die Verbreitung von Elektrofahrzeugen tragen zum Nachfragewachstum bei", sagt Margus Jakobson.

Die Trade with Estonia zeigt weitere Fallstudien zur Zusammenarbeit mit der estnischen Maschinenbau- und Elektronikindustrie. Für die direkte Ansprache stehen Incap Estonia, Leana Kammertöns oder die Büros der estnischen Wirtschaftsförderung in Nürnberg und Berlin zur Verfügung.

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