Die reibungslose Paketverteilung in der Region Rheinhessen-Mannheim ist dank DPD stets gewährleistet. Für die beanspruchten Anlagen von DPD war jedoch ein Retrofit notwendig (was ein Retrofit ist und was alles zu einem Retrofit dazu gehört, können Sie hier nachlesen). Umgesetzt hat dies SEW-Eurodrive, der Experte für innovative Automatisierungstechnik ‒ und das trotz einer echten Herausforderung in Sachen Zeitfenster.
Durchschnittlich 30.000 Pakete kommen täglich an den 19 Toren des Wormser DPD-Depot an. Die unterschiedlich großen Warensendungen werden von den vielen DPD-Transportfahrzeugen gebracht. Aus allen Himmelsrichtungen erreichen und verlassen die Pakete das stark frequentierte Depot im Herzen der Region Rheinhessen. Saisonal bedingt zählt der Standort sogar einen Durchlauf von 38.000 Paketen. In Spitzenzeiten, wie vor Weihnachten, wickelt DPD bis zu 48.000 Warensendungen ab. Von Worms gehen die Pakete über den nächtlichen Fernverkehr zu ihren adressierten Destinationen. „Unser Ziel ist es, dass hier bis 21 Uhr wieder Ruhe einkehrt. Dann sollte sämtliche Ware verteilt und verladen sein“, sagt Michael Meitzler, Umschlagsleiter bei DPD Worms.
Ein Ziel, das nur erreicht werden kann, wenn die großen Verteilanlagen störungsfrei laufen. Mithilfe der zuverlässigen Antriebstechnik von SEW-Eurodrive gelingt diese tägliche Herausforderung automatisiert.
Retrofit mit Pusher-Antrieben und neuen Schaltschränken
Beim starken Durchlauf mit klar definierten Prozessen dürfen die Maschinen des Verteilzentrums nicht stillstehen. Ist ein Retrofit notwendig, muss dies so schnell und unkompliziert wie möglich erfolgen. Dafür setzten die Logistik-Profis von DPD auf die Expertise von SEW-Eurodrive.
In Rekordzeit von nur 24 Stunden gelang es dem den Automatisierungsexperten aus dem nordbadischen Bruchsal, die Anlagen wieder leistungsstark in Betrieb zu setzen. Grund des Retrofits: Die Antriebe der Pusher (Abweiser), die die Pakete vom Stahlförderband in die richtige Richtung zur Ausgangswechselbrücke lenken, mussten wegen Verschleißerscheinungen erneuert werden.
Diese Technik steckt im Wormser DPD-Depot
Basierend auf dem Mehrachs-Servoverstärkersystem Movidrive hat SEW-Eurodrive im Wormser DPD-Depot neue Pusher-Antriebe und sechs Schaltschränke installiert. Jeweils ein Controller Movi-C-und Versorgungsmodul MDP mit fünf Einachsmodulen des Typs MDA ist in vier Schaltschränke implementiert. Zwei Schaltschränke sind entsprechend mit einem Controller Movi-C und vier Achsmodulen ausgestattet. Jedes Achsmodul (Frequenzumrichter) steuert den Synchronmotor eines Pushers. Die Achsen arbeiten im Betriebsmodus „Lageregelung“. In kürzester Zeit steuert hierbei das Signal eines externen Drehgebers, der binär am Achsmodul angeschlossen ist, den entsprechenden Motor. Der Controller Movi-C übernimmt die Datenhaltung ‒ bei einem notwendigen Gerätetausch überspielt das System von SEW-Eurodrive alle Parameter automatisch. Im Schaltschrank ist außerdem ein Sicherheitsschaltgerät der Firma Pilz verbaut, das auf die STO-Kontakte der Achsmodule wirkt. Der Eingangskreis ist derzeit nicht aktiviert, weil an der Anlage ein übergeordnetes Not-Aus-System installiert ist. Dies setzt bei der Betätigung alle Schaltschränke an der Linie stromlos. Sollten Bediener das Sicherheitskonzept ändern, ließen sich mit den verbauten Sicherheitsrelais einzelne Schaltschränke sektionell in einen sicheren Zustand bringen.
SEW-Eurodrive demontierte die alten und montierte die neuen Antriebe ‒ inklusive der gesamten Leitungsverlegung sowie der Konfiguration der Antriebsfunktionen, Datensicherung, Tests, Inbetriebnahme und Einweisung des Bedienpersonals in die neue Produktfamilie.
Pusher lenken zum richtigen Ziel
„Wir sind darauf angewiesen, dass die Pusher funktionieren“, betont Michael Feneis. „Deshalb war SEW-Eurodrive unsere erste Wahl.“ Bereits mit der Inbetriebnahme des Paketsortierzentrums im Jahr 1994 setzten die Verantwortlichen auf die Antriebs- und Steuerungstechnik der Automatisierungsspezialisten.
Im Rahmen eines Retrofitprojekts erneuerte SEW-Eurodrive entlang der Sorterlinie B demnach die komplette Antriebs- und Steuerungstechnik: 28 Pusher, die in Material und Mechanik verblieben sind, erhielten neue Antriebe. Neben den Synchronmotoren baute SEW-Eurodrive sechs Schaltschränke mit jeweils einem Controller, einem Versorgungsmodul und bis zu fünf Achsmodulen ein. Jedes Einzel-Achsmodul steuert den Synchronmotor eines Pushers und sorgt dafür, dass die Pakete zur richtigen Zeit und an der richtigen Stelle einen mechanischen Bewegungsimpuls bekommen. So lenkt sie die Technik auf die korrekte Förderstrecke zur Wechselbrücke und somit zum richtigen Ziel.
Schneller Umbau der Paketförderanlage
Gemeinsam mit ihrem Kunden setzte SEW-Eurodrive das Retrofitprojekt für ein Wochenende an. Freitags nach Schichtende in dem Paketsortierzentrum rückte dann Gabriel Currle, Service Elektronik SEW-Eurodrive und Projektleiter des Wormser Vorhabens, mit seinem Team zu den ersten vorbereitenden Arbeiten an der Sorter-Linie B an. Zwei Elektroinstallateure sowie zwei Monteure des Mechaniker-Teams nutzten den Samstag für die Demontage der bisherigen Schaltschränke sowie die Montage der neuen Schaltschränke. Zudem demontierten sie die alten Antriebe, montierten die neuen Antriebe und verlegten alle Leitungen.
Zwei Serviceingenieure des Elektronikservice konfigurierten die Antriebsfunktionen, sicherten alle Daten, nahmen Tests vor und setzten die Anlage wieder in Betrieb. Am Abend war dann bereits alles erledigt – der Sonntag blieb frei. „Ich hätte nie gedacht, dass das alles an einem Tag geht“, zeigte sich Michael Feneis beeindruckt. Der Technikleiter lobte den reibungslosen Ablauf des Umbaus sowie den Service der Automatisierungsexperten von SEW-Eurodrive ausdrücklich.
Paketsortierzentrum Worms mit fast 100 Wechselbrücken
1994 öffnete die Anlage des DPD-Depots 167 in Worms ihre Tore. Sie ist als zentrales Depot mit dynamischem Waagensystem (DWS) und Innenverladung konzipiert. Zum Liefergebiet dieses Paketsortierzentrums gehören die Orte Mannheim, Mainz, Heidelberg, Bad Kreuznach, Monsheim, Gau-Odernheim und Bürstadt. Hauptaktionszeiten sind jeweils morgens (Eingangsbetrieb) und abends (Ausgangsbetrieb). Saisonale Schwankungen im Postaufkommen erfordern eine individuelle Planung und Schichtorganisation. Zu Spitzenzeiten sind rund 70 Mitarbeiter im Einsatz. Die Verteilung erfolgt über 58 Rutschen an 94 Wechselbrücken.
Pusher der Sorterline A
Obwohl die Pusher der Sorterline A zum Teil mit über 25 Jahre alter Technik ausgestattet sind, erfüllen sie immer noch die Anforderungen der Logistikprofis von DPD. „Die tun noch das, was sie sollen“, bestätigt der Technikleiter und betont, dass dies für die Zuverlässigkeit und Qualität der SEW-Produkte spricht. Auch sonst läuft im Wormser DPD-Depot alles nach Plan: Zwei zentrale Scan-Stationen erfassen die Paketdaten an den Eingangstoren der Entladestation ‒ dazu zählen die Abmaße, das Volumen und Gewicht der Warensendung. Samt Zieladresse sind alle Paketdaten ab diesem Prozessschritt im Rechensystem erfasst.
Von der Scan-Station aus werden die Pakete zu den beiden Stahlbandsortern A und B transportiert. Anschließend durchlaufen sie die Lese-Station, an der die Zieladresse am Label detektiert wird. Mittels Drehgeber steuert das System ab hier nun genau denjenigen Pusher an, der das Paket zur korrekten Wechselbrücke bugsieren soll – vollflächig und punktgenau, damit das Paket den plötzlichen und sehr schnellen Richtungswechsel reibungslos vollzieht.
„Die Herausforderung besteht darin, dass bei der Vielfalt der unterschiedlichen Pakete der Pusher exakt den richtigen Punkt trifft. Sowohl Beschädigungen als auch Stau sind unbedingt zu vermeiden“, gibt Umschlagsleiter Michael Meitzler zu bedenken. Lichtschranken würden einen Stau erkennen und das Band stoppen.
Automatisierungssystem für Upgrade bereit
Die Paketverteilung funktioniert ohne Bildverarbeitung und weitere Sensorik einwandfrei. Sie ließe sich aber bei Bedarf jederzeit aufrüsten: Sollte zum Beispiel an den Abweisstationen eine Kraft- und Lageregelung des Pusherausschlags erfolgen, um die Pakete individueller zu bewegen, wäre das mit Movi-C-Komponenten schon heute möglich: „Darauf sind wir vorbereitet. Das jetzt installierte Automatisierungssystem könnte eine Regelung mit neuer Sensorik sofort umsetzen“, bekräftigt Gabriel Currle.
Michael Feneis bescheinigt der Sortieranlage ebenfalls einen zukunftssicheren Betrieb: „Bei einem eventuellen Ausfall eines Moduls können wir es einfach per Plug-and-Play austauschen, ohne neue Parametrierung. Denn der Controller Movi-C übernimmt die komplette Datenhaltung des Achsverbundes in der Anlage. Hinsichtlich der Wartung müssen wir lediglich ab und zu die Filter am Klimagerät des Schaltschranks wechseln. Ansonsten bleibt für uns nur ein minimaler Wartungsaufwand.” Das Zusammenspiel und der reibungslose Ablauf stimmt die Projektverantwortlichen wie den Technikleiter, Umschlagsleiter und Dienstleister von SEW-Eurodrive sehr positiv.
Um 21 Uhr kehrt Ruhe im Wormser Paketsortierzentrum ein – bis zum Eingangsbetrieb am nächsten Morgen. Dann werden wieder die Pakete durch die Tore geschleust, die von einem anderen DPD-Depot über Nacht per Fernverkehr auf die Straße geschickt wurden und nun per Zustellfahrzeug zum Endkunden gelangen.
Automatisierung im Baukastensystem
Mit den vier Bausteinen Movisuite (Engineering-Software), Controller Movi-C (Steuerung), Movidrive modular und Movidrive system (Frequenzumrichter) sowie Antriebstechnik-Komponenten erhalten Anwender von SEW-Eurodrive einen vollständigen und konsistenten Automatisierungsbaukasten. Hinsichtlich Leistungsbereich, Funktionalität und Bustopologie anpassen. Zu den Vorteilen von Movi-C zählt die vertikale Durchgängigkeit von der Steuerung bis zum Getriebemotor ‒ horizontal durch alle Elektronikprodukte. Durchgängigkeit bedeutet auch, dass die unterschiedlichsten Motortypen wie Asynchronmotoren, Synchronmotoren, Servomotoren und LSPM (Line Start Permanent Magnet)-Motor mit nur einem Umrichter gesteuert werden. Dank des Automatisierungsbaukastens Movi-C von SEW lassen sich Einachs- oder Mehrachsapplikation auf Basis von Standards realisieren.
Stichwort für Leseranfragen: „Service Retrofit“
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