Sie gehörten einfach dazu. So wie der Frühschoppen nach dem sonntäglichen Kirchenbesuch, eine starke SPD zum Bundestag oder Zigarettenqualm zum Kneipenbesuch. Und so wie diese drei Beispiele entsprechen sie mittlerweile nicht mehr dem Zeitgeist, wirken wie aus der Zeit gefallen, sind nicht mehr en vogue.

Manch ein Besucher kam nur wegen ihnen mit der Kamera bewaffnet nach Genf. Automagazine bestritten ganze Fotostrecken mit ihnen. Die Rede ist von Messehostessen auf dem Genfer Autosalon. Klar, vereinzelt gibt es sie noch. Aber ernsthaft kann kein Autobauer mehr mit ihnen reüssieren.

Fiat Chrysler Automobiles hat im Vorfeld der Messe Verträge mit weiblichen Models aufgelöst. Wie Automotive News berichtet, befürchtete der Konzern in die #MeToo-Debatte verwickelt zu werden. Stattdessen präsentieren Männer wie Frauen in weniger freizügiger Kleidung die neuen Modelle des Autobauers.

Auch bei den asiatischen Herstellern sind die sogenannten „Booth Babes“ nicht mehr anzutreffen. Beispielsweise kokettieren Toyota, Nissan und Ssangyong nicht mehr mit knapp bekleideten weiblichen Models.

Außer Mode: Booth Babes auf dem Genfer Autosalon

Dieser Trend ist selbst bei Pirelli zu beobachten. Der Reifenhersteller, berühmt für seine Kalender mit äußerst freizügigen Models, hat seinen Messeauftritt überarbeitet. Waren die Hostessen 2016 noch recht knapp bekleidet, tragen sie 2018 schwarze Hosenanzüge. Tja, Spannung erzeugen die Automobilhersteller heuer auf andere Weise.

Volkswagen präsentiert Elektro-Flaggschiff

Genauso wenig angesagt wie die Booth Babes scheinen vor PS strotzende Boliden mit Verbrennungsmotor zu sein – wenngleich die einschlägigen Tuner und Veredler noch den ein oder anderen absurd stark motorisierten Flitzer auf ihren Ständen präsentieren.

Schließlich ist der Genfer Autosalon noch viel mehr als die IAA in Frankfurt traditionell ein Schaulaufen sündhaft teurer Sportwagen und luxuriös ausstaffierter Edelkarossen. Gerne fliegt der vermögende Scheich, gutbetuchte Oligarch oder steinreiche Investmentbanker zur Messe am Genfer See, um den Ferrari, Lamborghini oder Bentley direkt vor Ort zu kaufen.

Umso höher ist es einzuschätzen, dass die großen OEMs vor allem mit ihren neuen Elektromodellen beim Publikum punkten wollen. Sexy wird heute mit großen, grünen Lettern geschrieben, angesagt ist Elektro-Power.

Volkswagen zeigt in einer Weltpremiere auf dem Genfer Autosalon die Studie I.D. Vizzion – das neue Flaggschiff der elektrisch angetriebenen I.D. Familie. Dr. Herbert Diess, Vorstandsvor­sitzender der Marke Volkswagen, sagt: „Auf den ersten Blick macht der I.D. Vizzion deutlich, dass uns der Modulare Elektrifizierungs­baukasten MEB völlig neue Freiheiten bei der Gestaltung des Ex- und Interieurs gibt." 

Volkswagen will laut Unternehmensangaben mit dem I.D. Vizzion unterstreichen, welch Potenzial die neu entwickelte technische Basis der I.D. Familie – der Modulare Elektri­fizierungsbaukasten (MEB) – besitzt. Dr. Frank Welsch, Volkswagen Markenvorstand, Geschäftsbereich Technische Entwicklung: „Das technische Prinzip unserer I.D. Family ist überzeugend: Größe, Batterie und Antrieb sind skalierbar. Damit können wir viele Segmente besetzen und Kundenwünsche erfüllen – bis hin zur großen Reiselimousine."

Video: Volkwagens Elektro-Hoffnung

Zusammen stehe die I.D. Familie für den Aufbruch der Marke Volkswagen in das Zeitalter der elektrischen Mobilität. Diess: „Wir planen, bereits 2025 rund eine Million vollelektrische Fahrzeuge pro Jahr zu bauen. Der kompakte I.D. und das SUV I.D. Crozz werden dabei im Jahr 2020 den Anfang machen.“ Ihnen folgen 2022 die Großraumlimousine I.D. Buzz und der nun in Genf als Studie gezeigte I.D. Vizzion.

Vollelektrischer SUV: Der Audi e-tron-Prototyp

Auch die VW-Tochter hat einen Elektro-Flitzer nach Genf mitgebracht. Der Audi e-tron-Prototyp gibt einen Ausblick auf das erste vollelektrische Modell der Marke mit den vier Ringen. Die Serienversion des Audi e-tron-Prototypen soll an Schnelllade-Stationen mit bis zu 150 kW Ladeleistung Strom tanken können.

Damit soll das SUV in knapp 30 Minuten bereit für die nächste Langstrecken-Etappe sein. Bis er Ende des Jahres auf dem europäischen Markt startet, absolvieren hunderte Entwicklungsfahrzeuge weltweit Tests unter extremen Bedingungen.

Mercedes-Benz Cars startet seine Elektro-Offensive dort, wo sie laut dem Autobauer am dringendsten gebraucht wird: In der Stadt. Mit der sogenannten „Edition Nightsky“ gliedert Mercedes Smart EQ Fortwo und Forfour in seine EQ-Familie, dem hauseigenen Elektro-Ableger, ein.

Nachdem Smart in Nordamerika bereits zur voll elektrischen Marke gemacht wurde, folgen nun Europa und der Rest der Welt. Zusammen mit Smart EQ stellte das Unternehmen in Genf die  Smart EQ Control App sowie den 22-kW-Schnelllader vor.

Wettbewerber Nissan hat auf dem Autosalon seinen Formel E Rennwagen präsentiert, mit dem das Unternehmen zur Saison 2018/2019 in der vollelektrischen Motorsportserie starten wird. Die fünfte Saison der Formel E beginnt Ende 2018. Den Einstieg als erster japanischer Hersteller hatte Nissan bereits vergangenen Herbst auf der Tokyo Motor Show angekündigt.

Porsche und Jaguar stellen neue Modelle vor

Porsche zeigt mit dem Mission E Cross Turismo die Konzeptstudie eines elektrisch angetriebenen Cross Utility Vehicle (CUV). Das 4,95 Meter lange Konzeptfahrzeug mit Allradantrieb verfügt über eine 800-Volt-Architektur und ist damit für das Laden am Schnellladenetz vorbereitet. Außerdem lässt sich es sich via Induktion, am Lade-Dock oder am Porsche-Heimenergiespeicher aufladen.

Jaguar sorgt mit dem Elektro-SUV I-Pace für Aufsehen. Der Stromer ist mit zwei Elektromotoren bestückt, die zusammen 400 PS  leisten. Auf 100 km/h beschleunigt der Jaguar in 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 200 km/h angegeben. Mit dem 90 kWh Lithium-Ionen-Akku soll der I-Pace maximal 480 Kilometer weit kommen. Das Auto, das über 78.000 Euro kostet, kann bereits bestellt werden.

Ex-Opel Chef fährt elektrisch

Opel und Tesla nicht auf Genfer Autosalon

Opel selbst ist nicht auf dem Genfer Autosalon. Laut dem Hersteller will das Unternehmen einen stärkeren Fokus auf eigene Produkteinführungs-Veranstaltungen legen. Sprich: Wenn es nichts Neues zu zeigen gibt, fällt der Messeauftritt aus. Ex-Opel Chef Karl-Thomas Neumann hat dem Verbrennungsmotor allerdings schon ein paar Tage vor der Genfer Messe via Twitter abgeschworen und präsentierte die zwei neuen Autos von ihm und seiner Gattin auf seinem Twitter-Kanal: Ein Tesla Model S und ein BMW i3.

Tesla – der Elektroauto-Pionier, den alle anderen Hersteller jagen – war auch nicht am Genfer See zugegen. Übrigens, mit leicht bekleideten Hostessen versuchten die Kalifornier, nie ein Messepublikum zu umgarnen.

Multimedia-Story: So testet MAN seine Trucks im Glutofen der Sierra Nevada

MAN Truck

Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Das Thermometer kratzt an der 40 Grad Marke. Perfektes Wetter um in den Pool zu springen - oder um Trucks einen Härtetest zu unterziehen. Wir begleiteten die Truck-Tester von MAN bei ihren Fahrten durch die Sierra Nevada, Spaniens Glutofen. Auf engen Serpentinen ging es über glühend heißen Asphalt auf über 2.400 Meter Höhe. Dabei ist es echtes Teamwork gefragt. Einzelkämpfer kommen hier nicht weit.

Setzen Sie sich auf den Beifahrersitz des Trucks und fahren Sie in unserer Multimedia-Story durch Spaniens Glutofen und lernen Sie die Truck-Tester von MAN kennen. Hier klicken und in die Multimedia-Story eintauchen!

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