Tesla Model 3, Mountain Pearl

Etwas mehr als 2.000 Einheiten des Model 3 produzierte Tesla zuletzt. - (Bild: Tesla / Alexis Georgeson)

35.000 Dollar. So viel kostet ein Model 3 in den USA. Damit dringt Tesla in den Volumenmarkt vor – zumindest preislich. Ein Volumenmodell muss allerdings auch das Kriterium erfüllen, in Massen produziert zu werden. Das trifft beim Model 3 nicht zu. Zwar haben 500.000 Kunden den Einstiegs-Tesla vorbestellt, die tatsächlichen Produktionszahlen hinken der Nachfrage aber bei weitem hinterher.

In der letzten März-Woche fertigte Tesla laut Informationen von Bloomberg Intelligence 2.020 Model 3 in seinem kalifornischen Werk in Fremont. Verglichen mit anderen Volumenherstellern in Nordamerika, ist das gar nicht mal so viel. Beispielsweise fertigt Ford in seinem Werk in Louisville 1.100 Einheiten des Modells Escape (hierzulande bekannt als Kuga) – und zwar nicht wöchentlich, sondern täglich.

Der Markt merke, dass General Motors und Ford vielleicht doch kein Haufen von Idioten sind, sagt ein Analyst von Bloomberg Intelligence Analyst gegenüber dem US-Blatt Detroit News. Denn womöglich sei ja Autobauen doch schwerer als gedacht.

Das merkt wohl gerade auch Tesla. Die Zahlen belegen, dass der Elektroautohersteller nicht nur zu wenig Autos produziert, sondern das auch noch ziemlich ineffizient macht.

Zu viele Werker für zu wenig Autos

BMW X4 Produktion in Spartanburg
BMW fertigt verschiedene X-Modelle in seinem US-Werk. Im Gegensatz zur Model 3 Produktion läuft deren Produktion ohne Probleme. - (Bild: BMW)

Die japanischen Autobauer benötigen die wenigsten Werker pro Auto. Im Nissan Werk in Tennessee arbeiten 8.000 Werker. Sie produzieren jeden Tag rund 1.700 Autos. Das heißt, fünf Werker sind nötig um ein Auto am Tag zu bauen. Im Honda Werk im kanadischen Ontario fertigen 4.200 Arbeiter 1.200 Autos am Tag. Demnach bauen 3,5 Werker ein Auto.

Tesla hingegen beschäftigt im Werk Fremont gut 10.000 Arbeiter. Diese fertigten in der letzten März-Woche 289 Model 3. Also waren 35 Mann nötig, um ein Model 3 auf die Straßen zu schicken. Im Vergleich zu anderen Autobauern ist die Tesla-Quote miserabel. Dabei müssen die Tesla-Werker nicht einmal auf individuelle Kundenwünsche eingehen. Das Model 3 gibt es in drei Modellvarianten – das war‘s.  

Zum Vergleich: Im amerikanischen BMW-Werk Spartanburg liefen 2016 rund 411.000 Autos der SUV-X-Modellreihen vom Band. Vier von fünf Autos passten die BMW-Werker speziell an Kundenwünsche an. Und im Gegensatz zu Tesla läuft die BMW-Produktion in Spartanburg problemlos.

Video: Wie Tesla die ersten Model 3 ausliefert

Tesla spielt nicht nach den üblichen Regeln

Bis eine Automobilproduktion wie am Schnürchen läuft, vergehen Monate. Vor dem echten Produktionsstart müssen die Hersteller Produktionsprozesse, Anlagen und Maschinen testen und einfahren.

Darüber hinaus fertigen die OEMs die ersten Autos noch als Vorserie. Das soll die Qualität der späteren Serienmodelle sicherstellen. Erst danach beginnt die eigentliche Serienfertigung – eigentlich.

Tesla hat diesen Schritt laut Berichten von US-Medien übersprungen. Der Grund: Aufgrund der großen Nachfrage nach dem Model 3, sollten möglichst schnell möglichst viele Stromer von den Produktionsbändern rollen. Wegen der nach wie vor nur stotternd laufenden Produktion ist nun das Gegenteil der Fall. Das selbst gesteckte Ziel von 2.500 produzierten Model 3 pro Woche konnte der Elektroautohersteller nicht erreichen.

Schon im Vorquartal waren die Vorgaben von Tesla-Boss Elon Musk grandios verfehlt worden. Seitdem gab es etliche Berichte über andauernde Probleme. Doch auch bei Tesla gilt der längst ausgeleierte Satz 'Die Hoffnung stirbt zuletzt'. Das Unternehmen hält an seinem Ziel fest, bis Mitte 2018 5.000 Model 3 pro Woche zu produzieren. „Wir rechnen damit, dass die Produktionsrate rapide ansteigen wird“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

Tesla-Chef Elon Musk will sich jetzt persönlich um die Fortschritte bei der Produktion des Model 3 kümmern. Er wolle derzeit nicht alleine Produktionschef Doug Field die Aufsicht überlassen. „Jetzt heißt es aufteilen und erobern“, schrieb der 46-jährige Konzern-Chef bei Twitter. Dazu werde er auch wieder sein Schlaflager in der Tesla-Fabrik aufschlagen. „Das Auto-Geschäft ist die Hölle“, schrieb Musk.

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