Piech Gründer

Piëch-Gründer Toni Piëch und Rea Stark sprechen darüber was sie antreibt und wie die Zukunft ihrer Marke aussehen soll. - (Bild: Götz Göppert für ramp #45)

Ist es nicht eine ziemlich blöde Idee, gerade jetzt mit einem neuen Sportwagen zu kommen?

Toni Piëch: Ganz im Gegenteil. Die Idee des Autos bietet sich gerade heute mit einer Vielzahl neuer Facetten an. Rea Stark: Denn jeder Trend hat einen Gegentrend. Wir gehen im Moment in eine Richtung, wo Fahrerlebnis durch Mobilität ersetzt wird. Je mehr diese Mobilität zunimmt, desto größer wird der Wunsch nach einem sportwagentypischen Fahrerlebnis. Das wird etwas ganz Besonderes sein, wahrer Luxus.

Jetzt ist "Piëch" ja ein großer Name in der Automobilindustrie. Inwiefern ermutigt Sie das?

Piëch: Der Name Piëch ist für mich mehr als nur Verpflichtung, schließlich haben vier Generationen einmalige Leistungen im Automobilbau vollbracht. Ich spüre die große Verantwortung und gehe trotzdem meinen eigenen Weg. Auch wenn sich mein Vater offiziell nicht zu meinem Projekt äußert, möchte ich, dass er stolz auf mich ist. Außerdem ist es mir wichtig, dass wir unabhängig von meiner Familie agieren – wir stehen komplett auf eigenen Füßen.

"Wir haben uns nach einem Sportwagen umgesehen, der unsere Wünsche erfüllt. Aber wir haben vergeblich danach gesucht. Also haben wir beschlossen, diesen Sportwagen selbst zu bauen."

Und es liegt ja nahe, mit dem Nachnamen eine Automarke zu gründen.

Piëch: Wir haben uns nach einem Sportwagen umgesehen, der unsere Wünsche erfüllt. Aber wir haben vergeblich danach gesucht. Also haben wir beschlossen, diesen Sportwagen selbst zu bauen.

Was muss denn ein Sportwagen haben, damit er Ihre Wünsche erfüllt?

Stark: Die meisten Autos bestehen heute aus einer Menge Hightech, sie haben schöne und beeindruckende Bildschirme installiert. Aber das Gefühl, dass du mit einem Sportwagen ein Liebhaberobjekt fährst, empfinden wir immer seltener. Unser Ziel ist es, das emotionale Fahrerlebnis mit modernster Technologie zu unterstützen. Die Technik soll dem Fahrer helfen, ihn aber nicht ablenken. Und es geht natürlich ums richtige Sportwagenfeeling: fahren, nicht gefahren werden!

Einen Sportwagen selbst bauen – wie macht man das?

Piëch: Ursprünglich hatten wir die Idee, ein bestehendes Fahrzeug zu modifizieren und zu veredeln. Die zweite Idee war, in Kooperation mit einem anderen Hersteller die technische Plattform zu beziehen und ihr einen neuen »Hut« aufzusetzen. Wir haben jedoch recht schnell gemerkt, dass es so etwas nicht gibt. Jetzt haben wir ironischerweise genau das selbst hergestellt, was wir damals gesucht haben: eine extrem flexible, offene und nachhaltige Fahrzeugarchitektur, auf der wir unsere Marke entwickeln. Und das kann in Zukunft mit verschiedensten Antriebstechnologien und Karosserieformen geschehen. Den Anfang macht unser neuer Sportwagen, der Mark Zero.

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Der Sportwagen GT Mark Zero von Piëch soll in den nächsten 3 Jahren auf den Markt kommen. - (Bild: Piëch Automotive)

Wie würden Sie den Piëch Mark Zero und Piëch Automotive charakterisieren?

Piëch: Ich fasse das mal unter dem Begriff "Neues Denken" zusammen. Das ist eine Mischung aus ein wenig Unvernunft, einem ausgeprägten Freiheitsgefühl und zugleich Integrität, Menschlichkeit und Zugänglichkeit. Unsere Marke und unser Sportwagen Mark Zero sind exklusiv und zugleich nahbar.

Stark: Ich glaube, in der Zukunft wird ein Sportwagen noch sehr viel puristischer sein. Und ein Luxusobjekt. Er steht für ein wenig Unvernunft, etwas, was man sich gönnt und leistet.

Wie übersetzen Sie das Wort "puristisch" ins Design?

Stark: Wir sprechen von ganz klassischen, europäischen Sportwagen-Formen aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Bei unserem Fahrzeug nutzen wir keine Linienführung durch scharfe Kanten. Wir haben beinahe komplett drauf verzichtet und gemeinsam mit László hart daran gearbeitet, die harmonischen, skulpturalen Proportionen eines zeitlosen Sportwagens umzusetzen.

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Wie stellen Sie die Nachhaltigkeit bei Piëch Automotive sicher?

Piëch: Obwohl batterieelektrische Fahrzeuge heute als beste Option für nachhaltige Mobilität gelten, könnte sich das schnell ändern. Für uns ist es daher wichtig, wendig, anpassungsfähig und hinsichtlich der technologischen Vision unvoreingenommen zu sein. Idealerweise entdeckt man irgendwann eine Technologie, die all unsere Mobilitätsbedürfnisse für immer erfüllt. Aber wahrscheinlich wird sich die Suche nach der geeigneten Lösung in die Länge ziehen. Wenn es so weit ist, sind wir dann aber – im Gegensatz zu großen Autoherstellern – dazu in der Lage, schnell auf Veränderungen zu reagieren.

Sie arbeiten ja in einem recht kleinen Team von etwa 20 Leuten in München und Zürich. Wie muss man sich das vorstellen?

Piëch: Wir haben ein anderes Modell als die klassische Automobilindustrie. Bei uns greifen die Projektteams ineinander und werden von wenigen Schlüssel-Mitarbeitern, die die Verantwortung tragen, geführt. Wir wissen genau, was passiert und sind in alle laufenden Prozesse direkt involviert. Während bei großen Herstellern die Vorstände in unregelmäßigen Abständen die Designabteilung besuchen, sitzen wir praktisch ständig dort. Unser Geschäftsmodell ist klein, leichtfüßig und im Luxussegment angesiedelt.

"Es geht nicht darum, uns selbst zu verwirklichen, sondern die Produktidee muss am Ende profitabel sein."

Sie haben ein starkes Team mit erfahrenen Spezialisten zusammengestellt. War das leicht, die zu bekommen, oder eher schwer?

Stark: Da war ehrlich gesagt kein großartiger Plan dahinter. Und wie so oft im Leben ergeben sich die besten Dinge einfach so. Wir haben keinen Headhunter losgeschickt, sondern die für uns geeigneten Menschen angesprochen. Einige Leute fanden unsere Ideen gut, andere weniger. Und die, die sie gut fanden, sind jetzt bei uns.

Herr Stark, Sie sind der Kreativ-Direktor. Woraus besteht die Rolle eines Kreativ-Direktors bei Piëch Automotive?

Stark: In der jetzigen Phase bin ich praktisch so eine Art Mädchen für alles. Der wirtschaftliche Aspekt steht bei unserem jungen Unternehmen klar im Vordergrund. Wir sind aber, glaube ich, sehr viel "designlastiger" als andere Unternehmen. Wir legen Wert auf jedes Detail, alles muss stimmig sein.

Ist das nicht manchmal ein ziemlich großer Konflikt, wenn man kreativ sein und gleichzeitig die Finanzen im Griff haben soll?

Piëch: In erster Linie sind wir beide Unternehmer. Deshalb sind wir unser Projekt trotz unserer Leidenschaft für Sportwagen von Anfang an entsprechend unternehmerisch angegangen. Es geht nicht darum, uns selbst zu verwirklichen, sondern die Produktidee muss am Ende profitabel sein. Wenn wir kein Geld verdienen, können wir keine Leute anstellen, keine Automobile herstellen und auch nichts verkaufen. Der Kraftstoff, oder besser gesagt: der Strom eines jeden Unternehmens sind die finanziellen Mittel. Und bei uns kommt eben noch ein kräftiger Schuss Leidenschaft mit dazu.

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