Abbildug Skoda Werkleiter Ivan Slimak in Werkshalle. Er im schwarzen Anzug, der Hintergrund ist unscharf.

Herr der Getriebe: Ivan Slimak leitet das Skoda-Werk im tschechischen Vrchlabí. - (Bild: Skoda)

Wer ins Riesengebirge reist, kommt an der Legende von Riese Rübenzahl nicht vorbei. Sie wissen schon, der Berggeist, der den guten Menschen hilft und den Bösen gerne mal einen deftigen Streich spielt. Auch heute noch beruft sich manch einer auf ihn, wenn etwas besonders schwieriges im Leben scheinbar leicht geklappt hat – besonders in Vrchlabí, im tschechischen Teil des Riesengebirges. Gerne wird erzählt: Rübezahl habe den Leuten bei Skoda geholfen, den hiesigen Standort in so kurzer Zeit vom einfachen Montage- zum High-Tech-Getriebewerk umzumodeln. Schließlich ging das in 18 statt der üblichen 24 Monate über die Bühne.

Dr. Ivan Slimák, Werkleiter am Standort, hingegen scheint nichts übrig zu haben für Märchen und Legenden aus vergangenen Jahrhunderten. Der gebürtige Slowake widmet sich in seiner Freizeit lieber Büchern von Tesla-Boss Elon Musk oder Amazon-Chef Jeff Bezos. Zwei Tech-Visionäre, die bekannt dafür sind, über den Tellerrand zu blicken. Auch Slimák selbst – groß, schlank, Nickelbrille, Typ asketischer Physik-Professor – besitzt diese Fähigkeit.

Er ist der Vordenker der Skoda-Fabrik, in dem die Direktschaltgetriebe (DSG) für die Tschechen-Marke, aber auch für Audi, Seat und VW vom Band laufen. Es ist das Werk, das 2015 den Preis ‚Fabrik des Jahres‘ für hervorragende Standortentwicklung gewonnen hat. Vom Montagewerk, das keine neuen Projekte des VW-Konzerns mehr ergatterte, wandelte es sich zum High-Tech-Standort, wo Industrie 4.0 nicht bloß eine hohle Phrase ist. Gerade einmal ein Jahr ist das nun her. Doch seitdem hat sich schon wieder einiges getan in Hohenelbe, so der deutsche Name Vrchlabís. "Das fängt in der Automatisierung in der Logistik an", sagt Slimák, bei dem immer Stolz mitschwingt, ohne arrogant zu wirken, wenn er von dem Geleisteten spricht.

Ein automatischer, lasergesteuerter Wagen surrt dank Elektroantrieb nahezu lautlos durch die Halle. Spuren im Boden, wie sie frühere Modelle nutzten, braucht es nicht.

Taucht ein plötzliches Hindernis auf, wie ein unachtsamer Werker oder ein allzu neugieriger Redakteur, stoppt das Gefährt selbstständig beziehungsweise umfährt es. Das autonome Fahren ist somit zumindest im Skoda-Werk Vrchlabí schon Realität – Elon Musk hätte sicher seine Freude daran.

Der Transporter bestückt 42 Maschinen in der mechanischen Bearbeitung mit Teilen. Im Drei-Schicht-System sind das 180 Behälter täglich.

Zwar handelt es sich dabei noch um ein Pilotprojekt, dennoch erklärt Slimák mit ruhiger, aber bestimmter Stimme: "Dieser Wagen ist uns eine große Hilfe. Und ist zudem bislang einzigartig im Volkswagen-Konzern." Das Skoda-Werk ar­beitete für das vollautomatische Trans­portsystem, das nun die Arbeit von bislang sechs Werkern erledigt, mit Linde und EK Automation zusammen.

Innovation ist nicht nur Digitalisierung

Darüber hinaus steht bei Slimák und seinem Team Innovation im Bereich der eingesetzten Materialien im Fokus. "Man denkt meistens oberflächlich, Innovation ist nur Digitalisierung und Software", so der Werkleiter, der bereits als QS Leiter für Volkswagen in China zwei Werke mitaufgebaut hat. Keramik, Kohlefaser und künstliche Diamanten ersetzen konventionelle Werkstoffe. Beispielsweise kommen die künstlichen Diamanten beim Schleifen der Verzahnung zum Einsatz.

Eingesparte Kosten? 20 Cent pro DSG. Bei einem Volumen von fast 500 000 Getrieben ergibt sich hier pro Jahr also eine Ersparnis von fast 100 000 Euro. Durch den Einsatz neuartiger Materialien in den Maschinen lassen sich künftig wohl fast eine halbe Million Euro  pro Jahr sparen. Slimák sagt mit leuchtenden Augen und einem Lächeln auf den Lippen: „Dort liegt noch großes Potenzial, weil wir noch viele Werkzeuge haben, die wir so weiter optimieren können.“ Klar, denn insgesamt nutzt Skoda in Vrchlabí 4 000 verschiedene Werkzeuge.

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