Selten stand bei Wahlen in den USA so viel auf dem Spiel. Weltweit hoffen Beobachter, dass die Demokraten bei den Midterm Elections die republikanische Mehrheit im Kongress zu Fall bringen und Präsident Donald Trump in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit engere Grenzen setzen.

Doch selbst wenn dies gelingt, können die Demokraten den Schaden nicht mehr abwenden, den Trump der Weltwirtschaft durch die Einführung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium, den Handelskrieg mit China, die Missachtung der WTO und die Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran zugefügt hat. Anfang Oktober setzte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das globale Wirtschaftswachstum in diesem und im kommenden Jahr um 0,2 Punkte auf 3,7 Prozent herab.

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Panzer Leopard 2A6
(Bild: filmbildfabrik - stock.adobe.com)

Politiker wie Putin, Trump & Co lassen mit ihren Drohgebärden das Bedürfnis der Staaten nach Selbstschutz weltweit ansteigen. Auch der Rüstungsindustrie in Deutschland beschert das volle Auftragsbücher. Diese zehn Unternehmen zählen zu den größten deutschen Waffenschmieden. Klicken Sie sich durch!

Trumps Handelspolitik schmälert Wohlstand

Dadurch gehen der Welt 2018 ganze 160 Milliarden Dollar an Wohlstand verloren. „Etwa die Hälfte dieser Wachstumseinbußen hat die Regierung Trump durch ihre Handelspolitik zu verantworten“, schätzt Dr. Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Noch spüren deutsche Unternehmen jedoch nicht, dass die Weltwirtschaft an Fahrt verliert. Im August exportierten sie 2,2 Prozent mehr Waren als ein Jahr zuvor, meldet das Statistische Bundesamt. Von Januar bis August legten die Ausfuhren um 4,2 Prozent auf 879 Milliarden Euro zu. Die Lieferungen nach China stiegen sogar um 8,9 Prozent auf fünf Milliarden Euro, die Exporte in die USA um 2,4 Prozent auf 1,77 Milliarden Euro.

„Dank der zuletzt guten Weltkonjunktur sind die Auftragsbücher deutscher Unternehmen derzeit noch voll“, erklärt DIHK-Ökonom Treier. „Für viele internationale Kunden gibt es zu deutschen Anbietern keine Alternative. Diese sind oft hochspezialisierte Marktführer, die kaum Konkurrenten haben“, ergänzt Dr. Michael Schwartz, Senior Economist bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Noch im August verbuchten deutsche Maschinenbauer daher sieben Prozent mehr Bestellungen als ein Jahr zuvor, meldet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Dr. Gunther Kegel, Geschäftsführer des Mannheimer Spezialisten für elektronische Bausteine und Sensoren für die Prozess- und Fabrikautomatisierung, Pepperl + Fuchs, bestätigt dies. „Da fast alle unsere Kunden ihre Produktion derzeit automatisieren, erleben wir eine unglaubliche Nachfrage nach unseren Produkten“, erklärt Kegel, der mit 6.000 Mitarbeitern 700 Millionen Euro im Jahr umsetzt.

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Probleme in Russland, im Iran und der Türkei

Auswirkungen der US-Handelspolitik spürt der Mittelständler bislang auch deshalb nicht, weil er nicht in China produziert und somit kaum Waren zwischen der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten austauscht. „Allerdings macht uns die Politik das Geschäft mit Russland und Iran schwer“, räumt Kegel ein. „Die Embargos gegen diese Länder haben über Jahre gewachsene Beziehungen zu unseren dortigen Partnern beschädigt.“ Im Iran setzte Pepperl + Fuchs zeitweise bis zu zehn Millionen Euro um.

Insgesamt sanken die deutschen Ausfuhren in den Iran in den vier Monaten nach der Kündigung des Atomabkommens durch die USA im Mai so stark, dass sich für die ersten acht Monate 2018 ein Exportrückgang von 4,2 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ergibt. Dieser Verlust trifft vor allem deutsche Maschinenbauer. Sie waren lange der wichtigste Lieferant der iranischen Industrie.

Schaden hat die Branche auch in der Türkei genommen. Im ersten Halbjahr sanken die Maschinenexporte an den Bosporus dem VDMA zufolge um 6,6 Prozent. Besonders rapide brach das Geschäft ein, nachdem Trump im August die Zölle auf türkische Stahl- und Aluprodukte verdoppelte und sich der Absturz der bereits geschwächten Lira beschleunigte.

Noch heftiger trifft der Handelskrieg des Oval Office Niederlassungen und Töchter deutscher Unternehmen in den zwei wichtigsten Auslandsmärkten deutscher Maschinenbauer - China und den USA. Wie eine Umfrage des DIHK ergab, sind vier von zehn deutschen Unternehmen in China von US-Strafzöllen betroffen.

Donald Trump
Hält sich für den größten "Dealmaker" aller Zeiten: Donald Trump. - (Bild: Pixabay)

Viele deutsche Unternehmen wollen ihre Produktion verlagern

In den Vereinigten Staaten leidet fast jede zweite Tochter einer deutschen Firma unter den Gegenmaßnahmen der Volksrepublik. Vier von zehn deutschen Unternehmen in China wollen daher ihre Produktion verlagern. In den USA erwägt dies jede vierte deutsche Firma – darunter Autobauer BMW.

Die Bayern produzieren in den USA fast so viele Fahrzeuge für den Export nach China wie sie in den Staaten verkaufen. BMW befürchtet, dass die gestiegenen Einfuhrzölle der Volksrepublik 2019 Mehrkosten in Höhe von einer halben Milliarde Euro verursachen. Teile der Produktion in die Werke des Konzerns in Shenyang zu verlagern, liegt da nahe – selbst wenn es auch dies nicht zum Nulltarif gibt. „Durch die Handelspolitik der USA werden Wertschöpfungsketten weltweit teurer“, fasst Treier vom DIHK zusammen.

Das gilt nicht nur für Konzerne. „Da für viele Regierungen in Asien feststeht, dass China den Handelskrieg gewinnt, stellen sie sich darauf ein, künftig mit der Volksrepublik statt den USA Handel zu treiben“, erläutert Pepperl+Fuchs-Chef Kegel. „Zugleich bauen chinesische Unternehmen Produktionsstätten in Indonesien, Myanmar oder Afrika auf.“ Um bei dieser Verschiebung der Handelsströme nicht in einem Altwasser hängenzubleiben, folgt Pepperl + Fuchs seinen chinesischen Kunden an deren neue Standorte und baut in Staaten wie Myanmar Vertriebs- und Servicegesellschaften auf.

„Langfristig müssen wir nicht nur unser Vertriebsnetz ausbauen“, ist Kegel überzeugt. „Auch wenn der Tonfall in der Handelsdiplomatie nach Trump wieder zivilisierter wird, müssen wir uns daran gewöhnen, dass es den freien Welthandel in den Ausmaßen der vergangenen Jahre nicht mehr gibt“, befürchtet er.

Stattdessen würden sich Europa, Nordamerika und Asien zu eigenen Handelsräumen entwickeln. „Um in jeder Region als lokales Unternehmen wahrgenommen zu werden, müssen wir dort ausreichend Wertschöpfung und geistiges Eigentum schaffen. Das können wir uns nur leisten, wenn wir unseren Umsatz um 40 Prozent auf mindestens eine Milliarde Euro im Jahr steigern“, rechnet Kegel vor.

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Das Recht des Stärkeren zählt

Mit diesen Zuwächsen könnte Pepperl+Fuchs auch in Deutschland Jobs und Wohlstand schaffen, würde die Regierung Trump das Welthandelssystem der WTO nicht gezielt beschädigen. Doch sie weigert sich Richter für die vakanten Positionen in den Berufungsinstanzen der WTO-Schiedsgerichte zu benennen.

„Außerdem wollen die USA die WTO durch bilaterale Handelsbeziehungen ersetzen, da sie in diesen immer der dominante Partner sein werden“, befürchtet Treier vom DIHK. So werde die Stärke des Rechts durch das Recht des Stärkeren ersetzt.

Schon jetzt verunsichert diese Politik Unternehmen in aller Welt. Sie wissen nicht mehr, wo und in welchem Umfang sich Investitionen künftig auszahlen. Der Index der globalen wirtschaftspolitischen Unsicherheit liegt daher mit 248 Zählern 24 Prozent über dem Niveau zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Finanzkrise 2008. Ihr künftiges Geschäft schätzen die vom ifo-Institut für den Index des Weltwirtschaftsklimas befragten Unternehmer so schlecht ein wie zuletzt 2011.

„Durch diese Unsicherheit schadet das Weiße Haus der Weltwirtschaft mehr als mit den Zöllen, die der Präsident verhängt“, resümiert Dr. Galina Kolev Außenwirtschafts- und Handelsexpertin am Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Da die deutsche Industrie auf Investitionsgüter spezialisiert sei, leide sie unter dieser Entwicklung besonders. Mit weiter steigenden Aufträgen kann sie daher 2019 kaum rechnen.

Wie der BME-Einkaufsmanagerindex zeigt, wissen das auch die Unternehmen. Der Indikator sackte im September auf 53,7 Punkte ab – den tiefsten Stand seit 25 Monaten. Dem ifo-Geschäftsklimaindex zufolge ist die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe derzeit so schlecht wie zuletzt im März 2017. Daran wird der Ausgang der Parlamentswahlen in den USA wohl nur wenig ändern.

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