Seit zehn Jahren nehmen die außenfinanzierten Investitionen über Leasing kontinuierlich zu. Es heißt somit immer öfter ‚rent‘ statt ‚buy‘ in den Unternehmen

Seit zehn Jahren nehmen die außenfinanzierten Investitionen über Leasing kontinuierlich zu. Es heißt somit immer öfter ‚rent‘ statt ‚buy‘ in den Unternehmen. - (Bild: Pixabay)

„Alles, was in meiner Halle steht, muss mir gehören“ – diese Mentalität war gestern. Immer mehr Unternehmen setzen auf flexible Finanzierungsmodelle jenseits des Kaufes. Dabei sind sie laut dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) Horst Fittler in bester Gesellschaft, denn mit einem Leasing-Anteil von 54,8 % an den außenfinanzierten Anlageinvestitionen erzielte die Leasing-Wirtschaft 2017 einen Rekord.

Denn Leasing sei laut Fitter längst mehr als reine Finanzierung: „Ergänzende Serviceangebote geben für viele Unternehmen den Ausschlag, sich für Leasing zu entscheiden. Zudem sorgt Leasing dafür, dass die Betriebsmittel stets auf dem neuesten Stand sind. Bei immer kürzer werdenden Technologiezyklen ist dies ein wichtiges Motiv“, begründet der Hauptgeschäftsführer den Erfolg des Leasing.

Laut Karin Sommer, Leasingfachwirtin/IHK bei der Oberbank Augsburg, muss dabei zwischen verschiedenen Leasing-Arten unterschieden werden: „Zum einen haben wir die FRS-Bilanzierungsformen mit offenen Restwerten (Operating Leasing). Hier tilgt der Kunde nur einen Teil der anfallenden Kosten und ein Dritter (oft auch der Lieferant) nimmt das Objekt am Ende zurück.

Bei klassischen Finanzierungsleasingverträgen verbleibt der Leasinggegenstand (im Unterschied zum Kredit oder Barkauf) während der gesamten Vertragsdauer im Eigentum der Leasinggesellschaft. Der Leasingnehmer muss sich jedoch, obwohl er nicht Eigentümer der geleasten Sache ist, um den ordentlichen und gebrauchsfähigen Zustand der Sache (nachweisbar durch Versicherungen) kümmern.“

Vorzeitige Kündigung von Leasingverträgen zahlt sich meist nicht aus

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn der Vertrag vorzeitig aufgelöst werden soll. Denn eine außerordentliche Kündigung von Leasingverträgen ist laut Sommer nur dann möglich, wenn ein Ereignis eintritt, das die Fortführung des Vertrages für den Leasingnehmer unzumutbar macht (gravierende Vertragsverletzungen, Verlust des Vertrauens in die Person des Vertragspartners oder schwerwiegende Änderungen der Verhältnisse).

„In der Praxis wird die Leasinggesellschaft natürlich versuchen, monetäre Verluste zu vermeiden“, ergänzt die Expertin und warnt: „Eine vorzeitige Kündigung von Leasingverträgen ist nur einvernehmlich möglich. Ein prinzipielles Kündigungsrecht besteht hier nicht. Die Leasinggesellschaft hat das Recht auf Erfüllung des Vertrages. Werden dabei nicht min. 40 % der Abschreibungsdauer als Leasinglaufzeit erreicht, läuft der Leasingnehmer Gefahr, dass ihm der steuerliche Effekt aberkannt wird. Daher sind kurzfristige Laufzeiten oft nicht im Leasingvertrag abzubilden oder nur als reiner Mietvertrag darstellbar.“

Leasingraten sind als Betriebsausgaben steuerlich sofort voll abzugsfähig. Bei einer Finanzierung durch Eigenkapital wirken dagegen nur die Abschreibungen steuermindernd. Bei Flurförderzeugen ist Leasing üblich.
Leasingraten sind als Betriebsausgaben steuerlich sofort voll abzugsfähig. Bei einer Finanzierung durch Eigenkapital wirken dagegen nur die Abschreibungen steuermindernd. Bei Flurförderzeugen ist Leasing üblich. - (Bild: Still)

Wie erfolgreiches Leasing in der Praxis aussehen kann, zeigt die Flurförderzeug-Branche. Linde Material Handling etwa deckt laut Dirk Kahlert, Senior Director Region North Germany, ein umfassendes Spektrum an Finanzierungs- und Nutzungskonzepten ab: „Wir haben Möglichkeiten im Programm, die von der Kurzfristmiete für den zeitlich sehr begrenzten Bedarf oder die Abdeckung saisonaler Spitzen über Leasing mit individueller Laufzeit­gestaltung und Mietkauf reichen. Selbst ein Rental-Paket, welches neben der Finanzierung den kompletten Wartungs- und Reparaturservice mit festen All-in-Raten umfasst, ist möglich.“

Das entsprechende Backup der Finanzierung leiste dabei die Linde Leasing GmbH. Ebenso wichtig wie die eigene Finanzierungsgesellschaft ist Kahlert aber auch das Beratungs-Know-how der Vertriebsmitarbeiter. Denn letztlich gehe es darum, dem Kunden das für seinen individuellen Einsatzfall passende Finanzierungsmodell anzubieten: „Die Wahl des günstigsten Finanzierungsmodells ist abhängig von einer ganzen Reihe unterschiedlichster Kriterien. Dazu gehören unter anderem die zu leistenden Betriebsstunden der Flurförderzeuge, die geplante Laufzeit, aber auch die aktuellen Zinssätze.“

Die Nachfrage nach Finanzierungslösungen steigt

Die Vorteile der Finanzierungslösungen erklären die in den vergangenen Jahren anhaltend hohe Nachfrage. Werden Fahrzeuge nicht gekauft, sondern gemietet oder geleast, schafft dies an erster Stelle Liquiditätsspielräume für den Kunden. Zudem werden die Kreditlinien des Unternehmens nicht berührt, und es besteht aufgrund der vertraglich fixierten monatlichen Miet-, Leasing- oder Rental-Raten eine sichere Kal­kulationsbasis. Nicht zuletzt machen sich Miet- als auch Leasing- und Rental-Raten steuerlich positiv be­merk­bar, denn sie können als Betriebsausgaben abgezogen werden.

Auch Still hat mit Basicdynamic eine spezielle Finanzierungsvariante in petto: „Dies ist ein flexibler Tarif, der sich an wechselnde Auslastungen anpasst. Im Kern ist Basicdynamic vergleichbar mit dem Abrechnungsmodell der Strom- oder Wasserwerke“, erklärt Carsten Schaar, Geschäftsführer der Still Financial Services GmbH. Für ihn sind es vor allem konjunkturelle Auslastungsschwankungen, die sich durch Leasing flexibler auffangen lassen, als dies möglich ist, wenn die Investitionsgüter gekauft werden.

Dabei sieht Schaar Leasing grundsätzlich branchenneutral, da verschiedene Laufzeiten realisierbar sind und die Vertragsgestaltung individuell ist, wenngleich auch die Bereiche Logistik, Spedition, Distribution und Kontraktlogistik bei Still als sehr leasingfreudig gelten: „Dies liegt wohl daran, dass Unternehmen dieser Branche Leasing schon von der Lkw-Finanzierung her kennen und oftmals mit ihren Kunden Verträge auf Zeit haben und somit per Leasing im Vergleich zum Kauf entsprechend ihr Flurförderzeug-Equipment an den jeweiligen Bedarf einfacher anpassen können.“

55 % der außenfinanzierten Investitionen werden über Leasing realisiert

Auch bei Gütern wie etwa Druckluft ist Leasing möglich. Laut Georg Willmes, Leiter Produkt-Markt-Management bei Boge Kompressoren, kann der Kunde beim Leasing immer auf dem neuesten Stand der Technik sein und dabei flexibel bleiben. Nach Ablauf des Leasingvertrags kann der Kunde seine Wunschanlage zu günstigen Konditionen übernehmen. „Kunden, die oft unerwarteten Druckluftbedarf oder Leistungsspitzen, haben, die sie überbrücken müssen, können mit unserem Mietangebot in jedem Fall die passende Maschine und Druckluft auf Abruf nutzen“, ergänzt Willmes.

Schließlich bietet Boge auch noch Contracting an. Die für den Kunden spezifisch ausgelegte Druckluftanlage wird laut Boge zur Verfügung gestellt und betrieben. „Die Laufzeiten solcher Verträge liegen in der Regel bei fünf bis zehn Jahren. Der Kunde kauft somit Druckluft und keine Druckluftanlage mehr.

Für die benötigte Druckluft wird eine bestimmte Verfügbarkeit und Qualität vorab festgelegt, die durch die gestellte Anlage für den Kunden zu jeder Zeit verfügbar ist“, weiß Willmes: „Der Kunde zahlt für die Abnahme der Druckluft in monatlichen Raten. Ein Beispiel aus der Praxis ist hier der Strom-Vertrag der eigenen Wohnung: Keiner würde sich ein komplettes Kraftwerk kaufen, um seinen eigenen Strombedarf zu decken.“

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