Streitgespräch Zukunft der Arbeit

Das Streitgespräch auf dem diesjährigen Maschinenbau-Gipfel drehte sich um die "Zukunft der Arbeit". - (Bild: Anna McMaster)

„Viele Länder in Europa schauen neidisch auf die Mitbestimmungskultur in Deutschland, weil es in der Regel nicht so ist, dass wir uns streiten“, sagt Wolfgang Lemb, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, IG Metall. Man habe die niedrigste Anzahl Streiktage pro Jahr und es gebe eine gute Kultur der Zusammenarbeit. Klar ist aber für alle Diskutanten, dass für die neuen Jobs, die entstehen, ein erheblicher Qualifizierungsaufwand nötig ist.

Lernen sei essentiell, bestätigt Dr. Anna-Katharina Wittenstein, Vorstandsmitglied bei der Wittenstein SE. „Bei uns ist die Herausforderung, dass wir Mitarbeiter daran gewöhnen müssen, ihre Erfolge vor dem Hintergrund der Digitalsierung zu hinterfragen“, sagt Wittenstein. Nicht ganz einfach, wenn ein Geschäftsmodell bereits schon gut funktioniert.

Digitalisierung nach dem Gießkannenprinzip soll es bei Wittenstein nicht geben. Man experimentiere vorsichtig, neue Ansätze nutzenorientiert in die Produktion einzubinden. Mitarbeiter müssten zunehmend Informationen auswerten nicht mehr nur mit Blick auf ihr eigenes Feld, sondern indem das große Ganze im Blick ist. 

Mitarbeiter brauchen Blick für das Große und Ganze

„Unsere Untersuchung ‚Trendmelder‘ zeigt, dass mit Blick auf die Personalentwicklung und Qualifizierung erst  17 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer sagen, dass es eine qualifizierte Planung gibt“, so Lemb. Ein offensichtliches, aber auch erklärbares Problem, meint der IG Metall-Vorstand, denn so einfach sei die Frage, in welche Richtung man qualifizieren will, in der Tat nicht zu beantworten.

Die IG Metall will jetzt sogenannte Transformationslandarten erstellen, die darüber Auskunft geben sollen, wie weit die Digitalisierungsprozesse in einzelnen Unternehmensbereichen fortgeschritten sind. Damit soll klarer werden, wie die Arbeit in Zukunft gestaltet werden sollte, wo man als Gewerkschaft künftig kooperieren kann, wo man aber vielleicht auch streiten muss.

Sorge vor einer menschenleeren Fabrik in der Zukunft hat in der Runde niemand. „Wir entnehmen dem, was wir in den letzten zwei Jahren gelernt haben: Der Mensch bleibt im Driver Seat, die Maschine wird nicht übernehmen“, sagt Dr. Nora Rühmann, COO des Startups SMS digital GmbH, das derzeit zum Beispiel ein lernendes Stahlwerk in Arkansas plant.

Schwer Mitarbeiter zu finden

Vor allem der Fachkräftemangel, der alle Unternehmen trifft, trägt zu Veränderungen bei. So verändert sich beispielsweise das Bewerber-Recruiting. „Generell ist es sehr schwer, qualifizierte Arbeitnehmer zu gewinnen. Wir müssen uns als Unternehmen hier kreativ aufstellen und gute Angebote machen“, so Wittenstein.

In der Produktion zum Beispiel wollten die Leute eher „schaffen“ und nicht komplizierte Bewerbungsprozesse durchlaufen, deshalb führe man hier direkte Gespräche und treffe dann eine Entscheidung. Im Bereich der Ingenieure zeige sich, dass flache Hierarchien und Weiterbildungsmöglichkeiten besonders wichtig sind.

 Zudem gebe es keine Bereitschaft mehr, jahrelang auf spannendere Aufgaben und Karriereschritte zu warten. Das Anschreiben spielt heute kaum noch eine Rolle, der Lebenslauf zählt und ob ein Mitarbeiter ins Team passt, sagt auch Rühmann. Sie hält zudem die Veränderung in der Führung, hin zu agile Management für entscheidend.

 

Autorin: Daniela Hoffmann

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