
"Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs", sagte der Präsident des VDMA, Carl Martin Welcker, beim Maschinenbau-Gipfel in Berlin. - Bild: Sabine Ehlen
VDMA-Präsident Carl Martin Welcker bezeichete sich scherzhaft als „Gutwetter-Präsident“, denn schon lange sah die Wirtschaftslage der Branche nicht mehr so rosig aus wie derzeit. „Wir werden die Prognose von drei Prozent Wachstum mit Sicherheit bestätigen“, erklärte er vor den 480 Gipfelteilnehmern. Es müsse aber die Branche beschäftigen, warum das Wachstum im Ausland stärker ist als im Inland sagte Welcker, dessen Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer am Vorabend sein 125. Jubiläum gefeiert hatte.
Angesichts der schwierigen weltpolitischen Situation fragte Moderatorin Nina Ruge, ob die gute Lage in Gefahr sei. „Wir sind sehr gelassen über den Zustand in dem sich die Konjunktur befindet. Ich wundere mich, wie Prognostiker glückliche Zeiten für 2019 verkünden. Es kann sich alles sehr schnell ändern - wenn wir nicht aufpassen, werden wir sehr schnell Bremsspuren spüren“, so Welckers Antwort.
Man müsse die Frage stellen, ob wir in Deutschland und Europa die richtigen Rahmenbedingungen und ob auch kleine Unternehmen das Rüstzeug haben, um Antworten auf diese großen Herausforderungen zu finden.
Warnung des VDMA-Präsidenten
Carl Martin Welcker warnte vor allem, die Abkehr von Verbrennungsmotoren von oben zu verordnen. „Es kann für manche nicht schnell genug gehen, Verbrennungsmotoren ins Museum zu verbannen, ohne Rücksicht auf Verluste. Das führt zu Friktionen in anderen Sektoren, gerade im Maschinenbau“, war Welcker überzeugt. Der neuen Regierung gab der Verbands-Präsident mit auf den Weg: „Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. In der beginnenden Legislatur werden die Weichen gestellt: so oder so. Vieles, was in den letzten Jahren aufgeschoben wurde, lässt sich nun nicht weiter verschieben“, ist der VDMA-Präsident überzeugt.
Als wichtiges Problem sieht er zudem, dass noch nicht definiert worden sei, was Europa sein soll. „Was auch immer wir uns von der EU erhoffen, wir müssen zu einschneidenden Veränderungen bereit sein“, so Welcker.
Export-Vorgaben reduzieren
Für die Branche forderte der VDMA-Präsident eine Politik, die Chancen auf den Weltmärkten mit den richtigen Maßnahmen flankiert. Dazu gehöre vor allem, dass die neue Bundesregierung die Vorgaben für Exporte auf das Notwendigste reduziert, aber auch Exportfinanzierung mit Small-Ticket-Lösungen, die gerade für Mittelständler „ein enorm wichtiges Instrument“ sei. Visaregelungen für Mitarbeiter ausländischer Tochterunternehmen, die zur Fortbildung nach Deutschland kämen, sollten auf mehr als drei Monate erweitert werden.
Besonders wichtig ist dem VDMA das Thema Digitalsierung. Dazu gäbe es viel zu sagen, es seien Themen, die der Industrie „unter den Nägeln brennen“. Stattdessen bleibe vor allem die Feststellung: „Am Breitbandausbau wird sich entscheiden ob unsere Industrie und gerade die Mittelständler ihr Potential bei der Digitalisierung abzurufen vermögen“, erklärte Welcker. Das sei in der Politik immer noch ein Thema für Sonntagsreden.
Bilderstrecke: Das ist der Maschinenbau-Gipfel 2017

Kurz bevor die Tore des 9. Deutschen Maschinenbau-Gipfels aufgingen, herrschte im Saal des Maritim-Hotels in Berlin noch die Ruhe vor dem Sturm. - Bild: Sabine Ehlen

Das änderte sich schlagartig, sobald die Türen freigegeben wurden - die Spitzen des deutschen Maschinenbaus kamen zum 9. Gipfel zusammen. - Bild: Sabine Ehlen

Die Gastgeber des 9. Deutschen Maschinenbau-Gipfels: VDMA-Präsident Carl Martin Welcker (rechts) und der Chefredakteur der Fachzeitung Produktion, Claus Wilk. - Bild: Sabine Ehlen

Carl Martin Welcker: "Wir dürfen die Zukunft der Arbeit nicht kaputtreden", sagte der VDMA-Präsident in seiner Eröffnungsrede des 9. Deutschen Maschinenbau-Gipfels. - Sabine Ehlen

Vernetzung und Digitalisierung waren beim Maschinenbau-Gipfel nicht nur Phrasen sondern wurden mit der speziell für den Gipfel entwickelten App auch gleich umgesetzt. - Bild: Sabine Ehlen

Die Bedeutung des Maschinenbau-Gipfels und der hier vertretenen Branche wurde auch durch die Anzahl Vertreter der Presse vor Ort deutlich. - Bild: Sabine Ehlen

Live und in Farbe: So nah und konzentriert wie auf dem Maschinenbau-Gipfel rückt die Branche sonst nur selten zusammen. - Bild: Sabine Ehlen

"Europa muss endlich erwachsen werden", so der EU-Kommissar für Haushalt und Personal, Günther Oettinger auf dem Maschinenbau-Gipfel. - Bild: Sabine Ehlen

"Wir müssen für unsere Werte mehr kämpfen", schrieb Oettiner den Maschinenbauern ins Stammbuch. - Bild: Sabine Ehlen

Der EU-Kommissar für Haushalt und Personal, Günther Oettinger, stand nach seiner vielbeklatschten Rede Susanne Nördinger, der Chefin vom Dienst Print der Fachzeitung Produktion, Rede und Antwort. - Bild: Weinzierl

Dr. Michael Werz, Senior Fellow, National Security Department, Center for American Progress in Washington D.C., ging mit der aktuellen Trump-Administration hart ins Gericht. - Bild: Sabine Ehlen

"Es ist zu viel Gelassenheit im Markt", sagte Dr. Gertraud R. Traud, Chefvolkswirtin und Bereichsleiterin Research der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen auf dem Maschinenbau-Gipfel 2017. - Bild: Sabine Ehlen

Für Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender der Konzern-Geschäftsführung und CEO bei Mahle ist die Elektromobilität eine Herausforderung der Transformation Aber: „Das zu machen, was jeder macht, ist schwierig“, sagt er auf dem Maschinenbau-Gipfel 2017. Darum stellte sein Unternehmen auf der IAA die Stadt-Elektroauto-Demo Meet vor. – Bild: Sabine Ehlen

In der App des Maschinenbau-Gipfels 2017 wurde auch ein TED-Umfragetool integriert - so konnten die Teilnehmer ihre Meinungen zu diversen Fragen sofort und live bekanntgeben. - Bild: Sabine Ehlen

Prof. Dr. Michael Bargende, Vorsitzender des Vorstandes, FKFS, widmete sich den Kraftfahrzeugantrieben der Zukunft und unterschied dabei sehr klar zwischen Wunsch und Wirklichkeit. - Bild: Sabine Ehlen
Diskutieren Sie mit