Das e.GO-Entwicklerteam um Prof. Schuh (Mitte)  stand vor der Herausforderung, ein bezahlbares Elektrofahrzeug zu entwickeln.

Das e.GO-Entwicklerteam um Prof. Schuh (Mitte) stand vor der Herausforderung, ein bezahlbares Elektrofahrzeug zu entwickeln. - (Bild: e.GO Mobile AG)

Für die dafür notwendigen Veränderungsprozesse setzt e.GO einerseits auf eine vollständige Automatisierung der Informationslogistik und andererseits (z.B. in der Montage) bewusst auf die Flexibilität teilautomatisierter Lösungen.

„Damit können wir Change Requests beherrschen und die erforderliche Agilität auch auf dem Shopfloor realisieren“, sagt der CEO. Dieser Trend, weg von einer verketteten und vollautomatisierten Montage hin zu flexiblen Organisationsformen, werde sich in den kommenden zehn Jahren noch weiter verstärken, glaubt der Experte für Elektromobilität.

Der Shopfloor der Zukunft wird sich daher weniger durch starre Einheitstakte und feste Fördersysteme, sondern vielmehr durch eine flexible Routenplanung auf Grundlage modularer Montagestationen und selbstfahrender Fahrzeugchassis auszeichnen.

Mensch besser als Automatisierungstechnik

Das größte Potential zur Erhöhung der Agilität geht jedoch von den Mitarbeitern selbst aus. Der Mensch verfügt, mehr als jede Form der Automatisierungstechnik, über die Fähigkeit, sich binnen kürzester Zeit auf Änderungen in seiner Umwelt einzustellen.

Als Vorreiterunternehmen bei der flächendeckenden Umsetzung von Industrie 4.0 stellt e.GO daher den Mitarbeiter in den Fokus. Unterstützt wird er durch die IT, „sodass jeder Mitarbeiter schneller bessere Entscheidungen in seinem Aufgabenbereich treffen kann.“

Die hierzu benötigte informationstechnische Infrastruktur wurde bei e.GO mit dem Internet of Production (IoP) geschaffen. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung jedes einzelnen Mitarbeiters erheblich zunehmen.

Ein Erfolgsprinzip von e.GO, welches bereits heute maßgeblich die Rolle der Mitarbeiter von morgen bestimmt, ist unsere „Kannste mal eben“-Mentalität. Zu Anfang noch durch den kleinen Kreis an Mitarbeitern erzwungen, setzt e.GO heute aktiv auf den Einsatz crossfunktionaler Teams.

Die übergreifende Zusammenarbeit in diesen Teams erfordert, dass Mitarbeiter sowohl flächendeckend untereinander als auch mit der IT-Systemlandschaft vernetzt sind. Die Nutzung des IoP ermöglicht dem Hersteller von Elektro-Fahrzeugen hierbei die Bereitstellung der richtigen Informationen zur richtigen Zeit, also in relativer Echtzeit, vom Werker bis hin zum Werksleiter.

Der Mitarbeiter in der Montage hat somit beispielsweise die Möglichkeit, Änderungsbedarfe direkt aus der Produktion in Form einer App über das IoP strukturiert an den verantwortlichen Konstrukteur und somit das datenführende PLM-System zu übermitteln.

Echtzeitnahe Steuerung des Materialflusses

Durch die Vernetzung aller Mitarbeiter und Systeme im Unternehmen werden bei e.GO bewusst traditionelle Strukturen aufgelöst. „Einzeloptimierte und proprietäre Systeminseln werden zugunsten gemeinsam genutzter Plattformen aufgelöst“, fasst Schuh zusammen.

Der Materialfluss wird sich, im Gegensatz zu den Montageabläufen, in Zukunft durch den vermehrten Einsatz vollautomatisierter und autonomer Technologien verändern. So wird die just-in-time Materialbelieferung flexibler Montagestationen verstärkt auf den Einsatz autonomer Transportsysteme angewiesen sein, welche ausgelöst durch den individuellen Bedarf der Mitarbeiter und nicht entlang starrer Einheitstakte gesteuert werden.

Die Anforderungen an die Logistik der Zukunft werden sich zudem maßgeblich durch die steigende Komplexität in Form der sinkenden Anzahl an Gleichteilen bestimmen. Die echtzeitnahe Steuerung des Materialflusses wird somit nur durch eine ganzheitliche Materialflusstransparenz möglich sein.

Voraussetzung hierfür ist das synergetische Zusammenspiel aller am Materialfluss beteiligten Systeme, sowohl über Abteilungs- als auch über Unternehmensgrenzen hinweg. Die laterale Vernetzung der beteiligten Applikationssoftwaresysteme wird durch die Smart Data Ebene im IoP, also durch aggregierte, veredelte Rohdaten in Form von Digitalen schatten ermöglicht.

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