Renate Pilz mit dem Preis deutscher Maschinenbau

Renate Pilz freut sich über den Preis deutscher Maschinenbau. - (Bild: Anna McMaster)

Auch dieses Jahr wurde der Maschinenbau-Preis von der Fachzeitung Produktion an eine von einer Fachjury ausgewählte Unternehmerpersönlichkeit vergeben. Der Preis will nicht einzelne Leistungen, sondern ein Lebenswerk ehren.

Die Geschichte von Renate Pilz ist keine typische Unternehmergeschichte, sie ist eher eine Geschichte von Mut und Selbstermächtigung. 1975, die zwei Kinder waren noch klein, kam ihr Mann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Peter Pilz hatte früh das vom Vater im Jahr 1948 gegründete Unternehmen geleitet und in die Richtung Elektronik und Mechatronik geführt, für die Pilz heute als Weltmarktführer von Sicherheitsschaltgeräten steht. Seine Leidenschaft für Zukunftstechnologie, mit der er auch seine Frau Renate Pilz begeisterte, trug maßgeblich dazu bei, dass sie entgegen vielfachem Rat nach seinem Tod das 200 Mitarbeiter zählende Unternehmen nicht verkaufte. Stattdessen engagierte die damalige Hausfrau ein externes Management.

Video: Die emotionale Reaktion von Renate Pilz

Unternehmertum nicht Teil der Lebensplanung

„Unternehmerin zu sein, war nicht Teil ihrer Lebensplanung. Und wie sie es schaffte, in den nächsten Jahren in die Firma hineinzuwachsen und dabei die Familie nicht aus den Augen zu verlieren, ist für mich ein Wunder“, sagte Laudator Claus Wilk, Chefredakteur der Produktion. Renate Pilz nahm trotz ihrer schweren Situation die Aufgabe an, die Vision ihres Mannes fortzuführen.

1987 kam das weltweit erste Sicherheitsschaltgerät PNOZ auf den Markt, das in immer mehr Maschinen und Anlagen, aber auch Rolltreppen, Seilbahnen und Skiliften für Sicherheit sorgte: Die Automatisierungstechnik des Unternehmens aus Ostfildern bringt die Anlagen im Notfall kontrolliert zum Stillstand.

Claus Wilk
Hielt die Laudatio: Produktion-Chefredakteur Claus Wilk. - (Bild: Anna McMaster)

1994, als die Kinder schon erwachsen waren, übernahm Pilz, die sich über die Jahre tief in das Geschäft hinein gefuchst hatte, auch die Geschäftsführung. Sie trieb die internationale Expansion voran.

Heute hat das Unternehmen weltweit 42 Tochtergesellschaften. Mit rund 2.400 Mitarbeitern wurde im letzten Jahr ein Umsatz von 338 Millionen Euro erwirtschaftet, der Exportanteil liegt bei 70 Prozent.

Geist eines respektvollen Miteinanders

Humanistisch-christliche Werte waren ihr immer besonders wichtig, in diesem Geist eines respektvollen Miteinanders hat sie die Unternehmenskultur geprägt. Zugleich blieb die Innovation für sie über die Jahre eine der wichtigsten Säulen – ganze 20 Prozent des Umsatzes fließen in Forschung und Entwicklung.

So stand der Name Pilz immer wieder für Technologie, die ihrer Zeit voraus war. Zuletzt griff Renate Pilz die digitale Transformation deutlich früher als andere Unternehmer auf.

Dazu gehörte die Entwicklung einer Technologie, die Lichtgatter nutzt, um die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter ohne Schutzzaun zu ermöglichen, ebenso wie Automatisierungslösungen für Industrie 4.0. „Sie haben ein extrem wandelbares Unternehmen geschaffen, der letzte Clou der Bau eines eigenen Roboters. Manche sagen, Industrie 4.0 habe es bei Ihnen schon gegeben, bevor der Begriff überhaupt geprägt wurde“, sagte Laudator Claus Wilk.

Daneben fand Pilz auch Raum für karitatives Engagement, so gründete sie in Indien ein Waisenhaus für Mädchen. Ende 2017 übergab die Unternehmerin die Leitung dann an ihre Kinder Susanne Kunschert und Thomas Pilz, die bereits seit vielen Jahren an ihrer Seite gearbeitet haben.

Renate Pilz auf dem Maschinenbau-Gipfel
Emotionaler Moment: Renate Pilz wird auf die Bühne gerufen, um den Preis deutscher Maschinenbau entgegen zu nehmen. - (Bild: Anna McMaster)

"Kann diesen Preis von Herzen annehmen"

Auch in diesem Jahr hatte es mit der Geheimhaltung bis zur letzten Sekunde geklappt, und so kam eine sehr gerührte, sichtlich überwältigte Renate Pilz auf die Bühne. „Ich kann diesen Preis von Herzen annehmen, auch im Namen meines Mannes. Denn ohne ihn hätte ich nie die Faszination der Technik kennengelernt und  das angenehme Riechen, wenn man durch die Hallen geht“, sagte die Preisträgerin.

Mut statt Angst zu haben und sich darauf zu verlassen, dass die Seele die richtige Antwort weiß und den Weg kennt – so fasst Renate Pilz ihr Lebens- und Erfolgsmotto zusammen. Den anwesenden Unternehmern wünschte sie noch: „Gehen Sie gute Wege, und nehmen sie die Menschen mit auf dem Weg“.

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