Hausfassade eines Firmengebäudes aus Glas

Die Glasindustrie in Deutschland hat es derzeit nicht leicht. Eine Neuorientierung scheint unausweichlich und unverzichtbar für alle, die auch in Zukunft am Markt bestehen möchten - (Bild: Pixabay/ Tegula)

Unternehmen in Polen und China drücken die Preise mit billigen Importen. Dass diese beim deutschen Verbraucher gut ankommen, bestätigen die rückläufigen Umsatzzahlen der hiesigen Betriebe. Im Kampf gegen Dumpingpreise scheinen Nischenprodukte die einzige Lösung zu sein. Denn die zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland ist bislang nicht in der Lage derartig individuelle Glasartikel herzustellen, wie sie die deutschen Spezialisten zustande bringen.

Während in Polen mit Hilfe von EU-Mitteln viele moderne Fabriken zur Flachglas-Produktion entstanden, bedienen die Chinesen die Nachfrage nach Solarglas mit extremen Dumpingpreisen. Deutsche Hersteller können aufgrund der höheren Produktionskosten nicht mithalten. Der mittel- und westeuropäische Glasmarkt ist momentan voll von ausländischen Produkten. Die Qualität lässt oft zu wünschen übrig. Doch für Verbraucher scheint der Preis im Fokus zu stehen. Viele Bauherren und Händler greifen vermehrt zu günstigen Alternativen aus Polen oder Fernost. Die Folgen für die deutschen Qualitätshersteller sind verheerend. Die Gewinne schrumpfen, nicht zuletzt aufgrund der hohen Ausgaben für Energie- und Rohstoffe. Einige Betriebe reagieren auf die zunehmende Konkurrenz und reduzieren ihre Investitionen in den eigenen Betrieb. Statt modernere Maschinen anzuschaffen, wird vielerorts mit alten Gerätschaften gearbeitet und diese repariert man notfalls mehrfach, um die Betriebskosten auf ein Minimum zu reduzieren. Anders scheint ein Überleben am Markt derzeit unmöglich.

Diese Innovation trotzt dem Preiskampf

Schwarz-weiße Illustration eines Apple Firmengebäudes mit Glasfront
Die sedak GmbH & Co. KG mit Sitz in Gersthofen/Bayern versteht sich als Premiumhersteller für übergroße Isolier- und Sicherheitsgläser (Bild: Pixabay/ ajouretravel)

Es gibt jedoch Ausnahmen. Ein Beispiel ist der deutsche Glasveredler sedak mit Sitz im bayerischen Gersthofen. Das weltweit führende Unternehmen im Bereich Glasveredelung hat sich auf die Bearbeitung von Sicherheits- und Isolierglas spezialisiert. Um die Wirtschaftlichkeit zu maximieren, wurde der Fokus auf großformatige Produkte gelegt, welche lange Montagezeiten und aufwändige Konstruktionen vermeiden. Computergesteuerte Bearbeitungszentren und eine automatisierte Fertigung gewährleisten eine hohe Effizienz, welche am derzeit stark umkämpften Markt wichtiger denn je ist. In einer Sendung der Deutschen Welle war sedak im vergangenen Jahr bereits Thema. Das bayerische Unternehmen lieferte das Glas für einen Apple Store in New York. Das folgende Video verdeutlicht, warum eine Nische einen Betrieb zum Weltmarktführer avancieren lassen kann:

Kleinformatige Produkte präsentiert das Glaszentrum Magdeburg in Irxleben, Sachsen-Anhalt. Zur Kundschaft des Betriebs zählen Fensterbauer im Vorharz. Trotz der Tatsache, dass Geschäftsführender Gesellschafter Joachim Gohde sich über das 25-jährige Bestehen des Unternehmens freut, wird nach neuen Möglichkeiten zur Sortimentserweiterung Ausschau gehalten, um die betriebliche Zukunft zu sichern. Gläserne Küchenrückwände und verglaste Duschen ergänzen mittlerweile das Sortiment.

Die Angst vor den Billigimporten hat die Glasindustrie dennoch fest im Griff. Bedenken, die deutsche Glasindustrie könnte ebenso enden, wie die italienische Kunststoffbranche vor wenigen Jahren, prägen den Arbeitsalltag. In Italien brach der Markt für Kunststoffe aufgrund der markanten Konkurrenz aus dem Ausland zusammen, woraufhin die Glashersteller enormen Schaden erlitten.

Warum deutsche Glasfirmen haben das Nachsehen haben

Trotz der hohen Qualität, die deutsche Flachglasproduzenten und Glasveredler garantieren, können sie in Ausschreibungen mit den Dumpingpreisen der Polen oder Chinesen oft nicht mithalten. Das beste Beispiel für die hohe Nachfrage nach Billig-Produkten aus dem Ausland liefert die aktuelle Flüchtlingskrise. Denn in deutschen Flüchtlingsunterkünften werden zahlreiche Billig-Fenster aus Polen verbaut. Angesichts der Tatsache, dass Polen selbst keine Flüchtlinge aufnehmen will, scheint diese Auftragsvergabe widersprüchlich. Dies war auch Thema eines Briefes des Verbands "Fassade + Glas" an Bundeskanzlerin Merkel, worin laut Praxismagazin GFF offen beklagt wird, dass von der Flüchtlingskrise diejenigen Fensterhersteller profitieren, dessen Länder sich nicht an der Flüchtlingsaufnahme beteiligen.

Es bleibt abzuwarten, wie und ob sich die deutschen Glasbauer in den kommenden Jahren gegenüber den Konkurrenten aus dem Ausland behaupten können. Fest steht, dass die Nutzung von Nischen an Bedeutung gewinnt und wie in jedem Markt, dauerhaft nur die Stärksten überleben.

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