Die Metallbearbeitungsbranche trifft sich nach der pandemiebedingten Pause wieder zur AMB in Stuttgart und viele Besucherinnen und Besucher freuen sich bereits auf den persönlichen Austausch und darauf, neue Technologien live erleben zu können. Aber auch die ausstellenden Unternehmen sehen die Messe als Highlight des Jahres, denn die politische und wirtschaftliche Situation erfordert Veranstaltungen, die Mut machen.
PRODUKTION hat Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer befragt, wie sie mit der aktuell angespannten Situation umgehen und wie Sie Ihren Kundinnen und Kunden Mut machen wollen.
Details zu den Technologien und Produkten, die auf der AMB in Stuttgart gezeigt werden, lesen Sie bei unserem Schwestermedium FERTIGUNG im Artikel "AMB: Warum die Zerspanungsbranche die Automatisierung braucht".
Behringer: Energiemanagementsystem soll in Gaskrise unterstützen
Christian Behringer, geschäftsführender Gesellschafter: "Die Verkettung der verschiedenen Krisen stellt Behringer täglich vor neue Herausforderungen. Den konjunkturellen Einbruch, bedingt durch die Corona-Pandemie, konnten wir dank der Corona-Hilfen und Kurzarbeit abfedern. Viel schwieriger stellt sich jedoch die Fehlteilsituation dar. Mit einer Taskforce aus Einkauf, Disposition und Technik bemühen wir uns, die Produktion trotz Materialengpass stabil zu halten. Die hohe Steigerung der Energiepreise jedoch gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens signifikant. Bereits vor der Krise hatte Deutschland konkurrenzlos hohe Strom- und Gaspreise. Behringer hat den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen durch die Einführung eines Energiemanagementsystems als strategisches Ziel gesetzt. Diesen Maßstab legen wir auch bei der Entwicklung unserer Sägemaschinen an. Auf der AMB präsentieren wir beispielsweise unsere Hochleistungs-Kreissäge HCS 150 E, die mittels Dünnschnitttechnologie bei jedem Schnitt wertvolle Ressourcen spart."
Geballter Input zum Thema Werkzeugmaschinen
Lesen Sie unseren praktischen Überblick "Das sind die zentralen Trends der Werkzeugmaschinen-Branche". Darin erfahren Sie, welche technischen Zukunftsthemen für die Zerspanung besonders relevant sind. Einen aktuellen Einblick in die wirtschaftliche Lage der WZM-Branche erhalten Sie hier: "Das erwartet die Werkzeugmaschinenbranche 2024".
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Heller: Bereits angeeignete Flexibilität hilft auch weiterhin
Reinhold Groß, CEO: "Am schmerzhaftesten sind aktuell die Auswirkungen der durch die Corona-Lockdowns ausgelösten Lieferkettenstörungen. Diese wirken zwar nur kurzzeitig auf die Unternehmen ein, aber sehr stark und sehr breitbandig. Hohe Auftragseingänge und gleichzeitig niedrige Umsätze belasten Ergebnis und Bilanz gleichzeitig. Die Teuerungsraten werden überwiegend bleiben und werden die Ergebnissituation nachhaltig beeinflussen. Ein positiver Aspekt der Krisen ist, dass wir uns viel Flexibilität angeeignet haben und weiter aneignen werden. Sehr wichtig ist jedoch auch, dass man bei aller kurzzyklischer, schneller Reaktion auf geänderte Rahmenbedingungen eine klare Strategie weiterverfolgt. Die wesentlichen Aufgabenstellungen werden, unabhängig von den Rahmenbedingungen, weiterhin im Bereich der Automatisierung und der Digitalisierung liegen. Wir freuen uns auf viele gute persönliche Gespräche auf der AMB! Wir zeigen unter anderem ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum HF 5500 mit Drehfunktion, die vierachsige H 4000 mit Roboterautomation und weitere Produkte zur Digitalisierung und Automatisierung der Produktion."
Waldrich Coburg: Verwebung von Energie- und Klimakrise bietet Chancen
Falk Herkner, Geschäftsführer Vertrieb und Technologie: "Die Welt befindet sich momentan in einem sehr dynamischen Prozess. Märkte, Lieferketten, und unsere Umwelt verändert sich rapide. Dies bietet Chancen, ist aber auch Verpflichtung für alle Akteure im gesellschaftlichen Leben. Unsere traditionell sehr hohe Fertigungstiefe kommt uns momentan an vielen Stellen zugute. Dennoch wirken sich die Verwerfungen in den Lieferketten in Form von längeren Lieferzeiten und erhöhten Kosten aus. Energiekrise und Klimawandel, die stark miteinander verwoben sind, bieten die Chance, dass sich neue Märkte eröffnen und Industrien in der Flaute neuen Aufwind bekommen. Diese Chancen müssen wir nutzen. Wir haben in den vergangenen Jahren unser Produktmanagement gestärkt. Die Verzahnung zwischen Vertrieb, Anwendungstechnik und Produktmanagement ist essenziell, um schnell die Marktanforderungen in kundenorientierte Lösungen umzuwandeln. Ein Ergebnis ist unsere hochdynamische, schwere Brückengantry, die Taurus 30 Gemini. Mit diesem flexiblen und hochproduktiven Produkt sind wir der Meinung, genau den Nerv der Zeit zu treffen."
Chiron: Neue Märkte lösen neue Investitionen aus
Bernd Hilgarth, CSO: "Die derzeitigen Krisen wirken sich stark auf unsere Kosten und Lieferfähigkeit aus, hier steuern wir mit entsprechenden Maßnahmen entgegen. Corona haben wir geschäftlich, bis auf die harten Lockdowns in China, gut hinter uns gelassen. Die weiteren Krisen führen zur Verunsicherung bei Kunden, wodurch sich die Investitionsentscheidungen verzögern. Es ergeben sich aber auch Chancen: Unternehmen erschließen neue Märkte, was neue Investitionen auslöst. Der verstärkte Kostendruck durch Energie und Rohstoffe zwingt zu Investitionen, um Kosten zu optimieren. Organisatorisch haben wir uns bereits 2020 neu aufgestellt und seitdem unser Produktportfolio sowie unsere Marktzugänge durch Unternehmenszukäufe gestärkt. Wir werden auf der AMB drei Maschinenhighlights unter Span präsentieren: die Micro5 zur hochproduktiven und präzisen Mikrobearbeitung, das Bearbeitungszentrum MT 715 zum produktiven Fräsen ab Stange und das Bearbeitungszentrum DZ 22 W Five Axis für komplexe Bearbeitungen."
Knoll Maschinenbau: Automatisierung schreitet weiter voran
Matthias Knoll, Geschäftsführer: "Unser Geschäft mit Förder- und Filteranlagen sowie Pumpen für die Metallbearbeitung ist ganz klar rückläufig. Hier spüren wir – wie große Teile der Werkzeugmaschinenindustrie – unter anderem das in Deutschland kommende Aus für Verbrennermotoren. Ganze Produktionszweige der Automobilindustrie werden hierzulande ab- und in Asien aufgebaut. Dafür investieren wir verstärkt in ein neues Geschäftsfeld: die Automatisierung, vor allem bei Produktionslogistik und Montage. Außerdem haben wir in den letzten Jahren viel Energie in die Entwicklung innovativer Produkte gesteckt, mit denen wir neue Märkte und Kunden gewinnen. Auf der AMB zeigen wir zum Beispiel unser neues Steuerungskonzept SmartConnect, das für eine unkomplizierte, intuitive Bedienung unserer Anlagen sorgt. Auf großes Interesse – auch außerhalb der Automobilindustrie – stößt unsere nachrüstbare Hochdruckaggregate-Familie LubiCool, die in vielen Fällen zu effizienterer Zerspanung beiträgt."
Mapal: Lösungskompetenz und Produktneuheiten stehen im Mittelpunkt
Dr. Jochen Kress, geschäftsführender Gesellschafter: "Die aktuellen weltwirtschaftlichen und politischen Entwicklungen und die damit verbundenen Herausforderungen machen eine solide Planung der unternehmerischen Tätigkeiten so gut wie unmöglich. Wir fahren daher auf Sicht und arbeiten intensiv an unserer auf vier Fokusbranchen ausgerichteten Entwicklungs- und Vertriebsstrategie. In unserem Hauptmarkt Automotive stärken wir mit innovativen Prozesslösungen unsere Position in der Elektromobilität und Teilsegmenten abseits des Powertrains. In der Fluidtechnik und der Luftfahrt haben wir gut Fuß gefasst. Und im Werkzeug- und Formenbau ist unsere Marktstrategie inzwischen weltweit ausgerollt. Segmentübergreifend spielt dazu die Zerspanung von Titan und Aluminium eine wichtige Rolle. Unsere Lösungskompetenz für die vier Fokusbranchen inklusive innovativer Produktneuheiten sowie Raum für den intensiven Austausch mit Kunden und Partnern stehen im Mittelpunkt unseres Messeauftritts auf der AMB."
Sie wollen wissen, was die Werkzeug-Branche beschäftigt?
Dann haben wir was für Sie: Hier geht's zum Artikel über die acht Themen, die die Branche dominieren.
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Grob-Werke: Messe-Pause war Zeit für technologische Weiterentwicklung
Christian Müller, Vorstandsmitglied und CSO: "Auch weiterhin wird die Welt durch unterschiedlichste äußere Umstände, sei es Corona, gestörte Lieferketten, Inflation und so weiter auf Trab gehalten. Auch an unserer Branche gehen diese Faktoren nicht spurlos vorbei. Wir blicken jedoch weiterhin optimistisch in die Zukunft und freuen uns daher umso mehr, auf der diesjährigen AMB als Aussteller dabei zu sein. So haben wir die Messe-Abstinenz genutzt und unsere Technologien stetig weiterentwickelt. Unsere Teilnahme fokussiert sich darauf, den Besuchern bestmöglich unsere gesamte Produktpalette aufzuzeigen. So ist für nahezu jede Branche etwas Passendes dabei. Vom Bereich der Bearbeitungszentren, Automation über Elektromobilität bis hin zu Service und Digitalisierung. Obwohl bei der AMB der Schwerpunkt auf der Zerspanung liegt, möchten wir die Gelegenheit nutzen, um erstmals auf einer externen Messe unsere neue Liquid-Metal-Printing-Anlage GMP300 aus dem Bereich der additiven Fertigung vorzustellen."
Open Mind Technologies: Krisen bringen Verbesserungspotenziale ans Licht
Volker Nesenhöner, CEO: "Trotz aller negativen Einflüsse war 2021 ein erfolgreiches Jahr. Auch 2022 zeichnet sich ein Wachstum ab. Es gibt weltweit Nachfragen nach unseren innovativen CAD/CAM-Lösungen. Gerade in Krisenzeiten denken Unternehmen über Verbesserungspotenziale nach. Mit HyperMill arbeiten sie effizienter, prozessoptimierter und bleiben wettbewerbsfähig. Seit Jahren treiben wir die Digitalisierung voran. Unsere Mitarbeiter konnten schon vor der Pandemie weltweit mobil von zu Hause arbeiten. In der Entwicklung konzentrierten wir uns sehr auf Prozesse wie die Durchgängigkeit vom Einlesen der CAD-Daten bis zur Fertigung auf der Maschine. Weil Transparenz immer wichtiger wird, haben wir letztes Jahr in den MES-Entwickler Hummingbird-Systems investiert, mit dem gemeinsam wir auf der AMB CAD/CAM-Lösungen in einer vernetzten Fertigung zeigen. Wir erwarten viele Messebesucher, die endlich wieder neueste Entwicklungen live erleben möchten."
Hainbuch: Moderne Spannmittel helfen Kosten zu sparen
Sylvia Rall, geschäftsführende Gesellschafterin: "Die einzige Konstante ist inzwischen die permanente Veränderung der Rahmenbedingungen. Krisenmanagement ist das neue Normal. Freilich wünscht man sich da manchmal etwas sorglosere Zeiten. ‚Die Zukunft war früher auch viel besser‘, wusste schon Karl Valentin. Nein, im Ernst, eine Portion Optimismus gehört für einen Geschäftsführer immer dazu. Unternehmen mit Kostendruck – und das sind eigentlich fast alle – müssen immer die Einsparmöglichkeiten im Auge haben. Mit dem richtigen Spannmittel und der Automatisierung lässt sich da richtig viel rausholen. Wir beherrschen beides. Auf der AMB werden wir sowohl den automatisierten Spannmittelwechsel auf der Drehmaschine als auch die Automatisierung von kompletten Fertigungszellen zeigen. Das ist ein absolutes Highlight! Darüber hinaus haben wir einen neuen Spanndorn im Programm. Dem haben unsere Kunden den Spitznamen ‚Goliath‘ gegeben, weil sein Haltemoment der Hammer ist."
Podcast: Trumpf CEO Werkzeugmaschinen Stephan Mayer über die Blechbearbeitung, Kundenlösungen und China
Röders: Automation hilft Personalengpässe abzumildern
Jürgen Röders, Geschäftsführer: "Insbesondere die Störung der Lieferketten wirkt sich immer stärker aus und begrenzt die Maschinenproduktion beziehungsweise führt zu teilweise erheblichen Lieferverzögerungen. Röders versucht durch eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten, Lösungen zu finden und die Auswirkungen zu begrenzen. Großes Thema ist außerdem der Personalmangel, besonders im Kundenkreis. Eine durchdachte Automation in Verbindung mit verlässlich präzisen Maschinen dient da nicht nur der Kostensenkung, sondern kann ganz erheblich dazu beitragen, Personalengpässe abzumildern. Röders wird für Hochpräzision, perfekte Oberflächen ohne Polieren und platzsparende Automation auf der AMB neue Lösungen vorstellen."
MAG IAS: Elektrischer Antriebsstrang bietet neue Möglichkeiten
Dr. Sebastian Schöning, CEO FFG Europa und Amerika: "Als Systemlieferant für Werkzeugmaschinen stand die MAG IAS besonders durch die Transformationsprozesse zum elektrischen Antriebsstrang vor komplexen Anforderungen. Zusätzlich mussten die Herausforderungen der Zuliefer-, Corona-, Ukraine-Krise und des Russland-Boykotts durch aktive Gegenmaßnahmen gemeistert werden. Mittlerweile konnten mehrere Großaufträge für den elektrischen Antriebsstrang gewonnen und somit ein stabiler Auftragseingang erreicht werden. Dies ist für uns ein Beleg für die richtige Ausrichtung des Unternehmens auf zukunftsorientierte Applikation und Technologien. Wir freuen uns, auf der AMB diese aktuellen Technologien und Systemlösungen sowie unsere neueste Maschinengeneration vorzustellen."
Kelch: Industrie 4.0 für bestehende Maschinenparks reduziert Investitionskosten
Frank Wildbrett, Geschäftsführer: "Glücklicherweise ist es uns gelungen, trotz aller Herausforderungen die Lieferfähigkeit zu erhalten, sodass unsere Kunden sich weiterhin auf hohe Liefertreue verlassen können. Dazu haben wir unter anderem neue Lieferanten- und Bezugsquellen in der Türkei und Portugal erschlossen, die uns innerhalb von nur zwei Tagen beliefern. Da wir eine sehr energieeffiziente Produktion betreiben, sind wir auch von der Energiekrise nicht unmittelbar betroffen. Unsere auf der AMB präsentierten Innovationen zielen darauf ab, den nächsten Schritt nach Industrie 4.0 einzuleiten: Eine effiziente Automatisierung, die sich modular in kleinen Schritten einführen lässt. Damit können unserer Kunden etwa einen Ausgleich in Bereichen mit großem Fachkräftemangel schaffen. Das modulare Konzept lässt sich im bestehenden Maschinenpark und sogar mit älteren Geräten realisieren, sodass keine hohen Neuinvestitionen nötig sind."
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