
Wegen des Zoll-Rundumschlags von Donald Trump schichtet Apple seine Lieferwege um. Allein in diesem Quartal kommen Hunderte Millionen an Mehrkosten zusammen. Für später wagt Apple keine Prognose. (Bild: Hanohiki - stock.adobe.com)
Wie reagiert Apple auf Trumps Zoll-Politik?
Die aktuelle Zollpolitik der Vereinigten Staaten unter Ex-Präsident Donald Trump entfaltet spürbare Wirkung – insbesondere bei Apple. Mit einer klaren Ansage verdeutlichte Konzernchef Tim Cook, was die Industrie längst befürchtet hatte: „Apple rechnet allein für das laufende Quartal mit zusätzlichen Kosten von 900 Millionen Dollar wegen der Importzölle.“ Damit erreicht die wirtschaftliche Konfrontation zwischen den USA und China einen neuen Höhepunkt – mit Apple als prominentem Beispiel für die Auswirkungen auf multinationale Unternehmen.
Der Technologieriese aus Cupertino reagiert mit einer massiven Neuordnung seiner Lieferwege. Das Unternehmen verlagert Produktionsprozesse aus China verstärkt nach Indien und Vietnam. Ziel ist es, Geräte für den US-Markt möglichst zollfrei zu importieren. Schon heute stammen rund 50 Prozent der in den USA verkauften iPhones aus Indien. In naher Zukunft soll die Mehrheit folgen, kündigte Cook an. Vietnam wird unterdessen zur neuen Drehscheibe für iPads, MacBooks und Apple Watches – ein Paradigmenwechsel in der globalen Apple-Fertigung.
Warum trifft Apple der Zollhammer besonders hart?
Die Maßnahmen kommen nicht aus dem Nichts. Trump hatte Anfang April neue Importzölle verhängt, die für Waren aus China insgesamt 145 Prozent betragen. Für Vietnam liegt der Satz bei 46 Prozent, für Indien immerhin noch bei 26 Prozent. Zwar wurden viele dieser Zusatzzölle für 90 Tage ausgesetzt, doch eine Mindestabgabe von zehn Prozent bleibt bestehen – und die Unsicherheit über die künftige Zollpolitik wiegt schwer. Elektronikprodukte wie Smartphones und Laptops sind derzeit von den zusätzlichen 125 Prozent ausgenommen. Doch Tim Cook bleibt vorsichtig: „Weil ich nicht sicher bin, was mit den Zöllen passiert“, wolle er keine Prognose wagen.
Diese Ungewissheit belastet nicht nur die finanzielle Planung, sondern stellt auch die operative Logistik vor enorme Herausforderungen. Apple, dessen Hauptfertigungsstätten traditionell in China angesiedelt sind, sieht sich gezwungen, etablierte Strukturen aufzubrechen – mit weitreichenden Konsequenzen für Partner, Zulieferer und Standorte.
Wie verändert sich Apples globale Lieferkette?
Der Blick auf die neuen Standorte offenbart eine klare Marschrichtung. Indien wird zum iPhone-Hub, Vietnam zur Hightech-Schmiede für alle anderen Produktlinien. Diese Umstellung ist nicht erst seit den Zöllen Thema, sondern wurde durch die Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns in China bereits angestoßen. Doch nun bekommt sie einen zusätzlichen Schub.
Die Fertigung in Indien erfährt einen beispiellosen Ausbau. Medienberichte sprechen von einer massiven Investitionsoffensive, mit der Apple die Produktion im Land hochfährt. Vietnam übernimmt parallel eine immer wichtigere Rolle bei der Belieferung des amerikanischen Markts. Ein Wandel, der nicht nur geopolitisch motiviert ist, sondern langfristig strategisch Sinn ergibt – auch unter dem Aspekt einer diversifizierten Risikosteuerung.
Welche wirtschaftlichen Folgen hat der Umbau?
Die kurzfristigen Mehrkosten von 900 Millionen Dollar sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Umstellung auf neue Produktionsstandorte bringt auch Investitionskosten, Logistikumbauten und neue regulatorische Anforderungen mit sich. Gleichzeitig bleibt unklar, ob sich die Veränderungen positiv auf die Gewinnmargen auswirken – oder die Preissensibilität am Markt erreicht wird.
Apple-Chef Cook macht klar: Preiserhöhungen seien aktuell kein Thema. „Der Konzern werde weiterhin Lieferkette und Lagerbestände optimieren, soweit wir das können.“ Doch Analysten spekulieren bereits, ob sich Verbraucher nicht doch vorsorglich mit Geräten eingedeckt haben – aus Angst vor steigenden Preisen. Cook hingegen widerspricht: Im letzten Quartal habe es keine Anzeichen für vorgezogene Käufe gegeben.
Wie entwickeln sich die Umsätze unter Druck?
Trotz aller Herausforderungen zeigt sich Apple bislang widerstandsfähig. Die iPhone-Umsätze stiegen von 45,96 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal auf 46,84 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet – ein Indikator dafür, dass die Nachfrage stabil bleibt. Insgesamt wuchs der Konzernumsatz um fünf Prozent auf 95,4 Milliarden Dollar. Auch der Gewinn stieg auf 24,78 Milliarden Dollar – nach 23,64 Milliarden im Vorjahr.
Einziger Wermutstropfen bleibt die Servicesparte: Die Einnahmen aus dem App- und Abo-Geschäft blieben leicht hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie reagierte prompt und fiel im nachbörslichen Handel um 3,8 Prozent. Eine Erinnerung daran, wie sensibel Investoren auf selbst kleinste Verfehlungen reagieren – gerade in einem volatilen Umfeld wie diesem.
Was passiert auf dem chinesischen Markt?
Ein besonders kritischer Blick gilt dem China-Geschäft. Dort gingen die Erlöse um rund zwei Prozent zurück – auf 16 Milliarden Dollar. Dennoch ist dies eine Verbesserung im Vergleich zum Vorquartal, das mit einem Minus von elf Prozent zu Buche schlug. Cook sieht den Grund unter anderem in wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen der chinesischen Regierung für Konsumenten. Doch der Handelskonflikt bleibt ein Damoklesschwert: Analysten schließen nicht aus, dass chinesische Konsumenten sich langfristig von Apple-Produkten abwenden – aus politischer oder wirtschaftlicher Motivation.
Was bedeutet der Apple-Fall für die Industrie?
Apples Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie verwundbar selbst die mächtigsten Technologiekonzerne gegenüber politischen Entscheidungen sind. Der Zollkonflikt mit China zwingt globale Player zum Umdenken – und zur Dezentralisierung ihrer Wertschöpfungsketten. Produktionsverlagerungen, Lieferantenwechsel und strategische Neuausrichtungen sind die Folge.
Die Frage, wie widerstandsfähig internationale Liefernetzwerke in Krisenzeiten wirklich sind, bekommt neue Brisanz. Apples Umstrukturierung könnte für viele andere Unternehmen zum Modell werden – oder zur Warnung.
Mit Material der dpa