(ilk/ts). Nach Infineon, NSN, dem Solar-Business, Osram und dem Geschäft mit Sortieranlagen für Postzentren und Flughäfen veräußert Traditonsunternehmen Siemens mit der Sparte ‚Water Technologies‘ einen weiteren, zudem rentablen Unternehmensbereich. Von Wirtschaftsexperten wird dieser als eines der interessantesten globalen Wachstumsfelder angesehen.
Von einem Ausverkauf will man in der Konzernzentrale in München aber nichts wissen: Man habe angekündigt, das Kerngeschäft zu stärken. Hierzu gehörten sowohl Verstärkungen durch Akquisitionen als auch die Trennung von Geschäften, deren Ergebnisbeitrag über längere Zeit unter den eigenen Ansprüchen blieben, so die Aussage dazu aus der Siemens-Zentrale. „Unsere Kernkompetenzen liegen in der Elektrifizierung von industriellen Prozessen. Dies gilt auch für das Wassergeschäft, das in diesem Bereich weiterhin gute Wachstumschancen bietet“, fasst Alexander Machowetz, Head of Media Relations Siemens Industry Sector, die Standortbestimmung zusammen. Eine Fokussierung auf diese Kernkompetenzen sei ein wichtiger Baustein, um künftig profitabel zu wachsen und somit die Zukunft von Siemens und unseren Mitarbeitern abzusichern.
Große Hoffnungen ruhen auch auf dem neuen Siemens-Lenker Joe Kaeser. Nach Aussagen eines Konzern-Sprechers sei es Kaesers Intention, wieder Ruhe ins Unternehmen zu bringen. Viele Geschäfte liefen sehr gut und erfolgreich, diese gelte es zu stabilisieren und auszubauen, so der Konzern-Sprecher weiter. Die Dinge, die zuletzt nicht gut gelungen seien, müssten korrigiert und verbessert werden.
So dient auch der Verkauf der Wassersparte einzig und allein der Stärkung der Kernaktivitäten. Machowetz: „Zu denen gehören zwar die Steuerung und das Management von Wasser und Abwasser, nicht aber dessen chemische und mechanische Behandlung, wie sie Siemens Water Technologies anbietet.“
Das Angebot von Water Technologies schließt auch biologische Verfahren zur Aufbereitung von Wasser und Abwasser ein. Der überwiegende Teil dieses Geschäfts ist auf Standards in Nordamerika ausgerichtet, darüber hinaus ist auch der restliche Wasser-Weltmarkt stark fragmentiert und wird von lokalen Lösungen dominiert.
Die Aktivitäten der Business Unit wurden laut Siemens in den letzten 18 Monaten auf eine wirtschaftlich gesunde Basis gestellt und strategisch auf Kunden in Kommunen und verschiedenen Industriebranchen ausgerichtet. Ein Großteil des Portfolios entfällt auf das stark lokal geprägte Geschäft mit Kommunen in den USA und Kanada, ein kleinerer Anteil auf die Prozesswasseraufbereitung und Abwasserbehandlung von Industrieunternehmen.
Zudem betreibt Siemens Water Technologies ein eigenes Forschungszentrum in Singapur, wo unter anderem ein neuartiges, besonders energieeffizientes Verfahren zur elektrochemischen Entsalzung von Meerwasser entwickelt wurde. Das alles steht jetzt zum Verkauf. Gespräche mit möglichen Investoren sind in vollem Gange, wie Machowetz bestätigt: „Der Verkaufsprozess liegt im Plan.“ Zu Details könne man sich zu diesem Zeitpunkt nicht äußern.
Auch zu den potenziellen neuen Eigentümern würden keine näheren Angaben gemacht: „Wir halten uns alle Optionen offen“, lautet die einsilbige Antwort von Pressemann Machowetz.
Es ist jedoch davon auszugehen – wie man auch aus gut informierten Kreisen im Konzernumfeld hört – dass es ein Investor aus den Vereinigten Staaten werden dürfte, wo auch das Hauptgeschäft von Siemens Water Technologies mit etwa einer Milliarde Euro Jahresumsatz über die Bühne geht. Was der Verkauf für die 300 Arbeitsplätze in Deutschland und die 4 500 Arbeitsplätze weltweit bedeutet, weiß Machowetz allerdings: „Es ist grundsätzlich vorgesehen, dass die Arbeitsverhältnisse von Siemens Water Technologies im Zuge des Verkaufs auf den künftigen Käufer übergehen.“
Mit dem Verkauf von Water Technologies trennt sich Siemens aber nicht von allen Aktivitäten im Wasser-Geschäft, sondern konzentriert sich künftig auf das Geschäft mit elektrischen Automatisierungs- und Antriebslösungen für die Steuerung von kommunalen und industriellen Wasser-Anwendungen. „Auf diesem Feld können wir unsere Kernkompetenzen am besten und effizientesten einsetzen, um im Wassergeschäft nachhaltig zu wachsen. Auch die wachstumsstarken Wasser-Anwendungen für das Öl- und Gas-Geschäft im Energy Sektor werden unverändert fortgeführt“, erklärt Machowetz die back-to-roots-Strategie des Weltkonzerns. Bei Siemens sei man unverändert fest davon überzeugt, dass große Teile des Wasser-Geschäfts profitabel und zukunftsträchtig seien und dass man mit dem Kernportfolio der Automatisierungs- und Antriebstechnik weiterhin gute Wachstumschancen in dieser Branche sähe.