Autos können in Deutschland seit diesem Montag (20.4.) in vielen Bundesländern wieder bei den Händlern gekauft werden – die Corona-Beschränkungen wurden gelockert. Dennoch werden sich Autokäufer wohl weiter zurückhalten. Das geht aus einer Studie des Nürnberger Marktforschungsinstituts Puls hervor.
Die Marktforscher haben dabei mehr als 1.000 Auto-Interessenten gefragt, wie sich die aktuelle Coronakrise auf die Anschaffung aber auch Nutzung von Fahrzeugen auswirkt. Das Ergebnis: Jeder Zweite verschiebt seinen geplanten Autokauf – jeder Dritte will diesen aber nachholen.
Momentan erhalten der Umfrage zufolge außerdem nur rund 16 Prozent der Autokäufer einen verbindlichen Liefertermin für ihr neues Fahrzeug. Die Autointeressenten zeigen jedoch Verständnis für die momentane Situation: 85 Prozent können „coronabedingte“ Lieferverzögerungen nachvollziehen. „Diese Solidarität sollte dem Handel Mut machen, auf Lieferverzögerungen aktiv hinzuweisen und Überbrückungsangebote zum Beispiel via Auto-Abo Fahrzeugen oder Kurzzeitmiete zu fairen Konditionen zu unterbreiten“, sagt Puls-Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner.
Lockdown: Handel hat ungeduldig auf Öffnung gewartet
Händler und Verbände fordern schon seit Anfang April, Lockerungen bei den Geschäftsschließungen. Das bekräftigten der VDA (Verband der Automobilindustrie), VDIK (Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller) und ZDK (Zentralverband Deutsches Krafahrzeuggewerbe) zusammen mit der IG Metall auch in einem gemeinsamen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Verbände verweisen darin auf die „immer bedrohlicher werdende Situation bei Herstellern, Zulieferern und im Handel“ mit den rund 1,3 Millionen Beschäftigten.
Die Händler haben den Verbänden zu Folge „mit einer kaum noch zu verkraftenden Menge vorfinanzierter Lagerfahrzeuge“ zu kämpfen. Auch, um das Risiko der Insolvenz zu minimieren, wurde eine baldige Öffnung der Autohäuser gefordert.
Coronakrise: Digitalisierung wird auch beim Autokauf immer wichtiger
Dass sich Kfz-Händler jedoch nicht mehr nur auf den stationären Handel verlassen sollten, geht ebenfalls aus der Puls-Studie hervor. Denn die Marktforscher fragten auch, wie sich die Autointeressenten momentan über mögliche Fahrzeugkäufe informieren und ob sie ihr Auto auch online kaufen würden. Die gute Nachricht für Händler zuerst: 57 Prozent der Kaufinteressierten legen nach wie vor Wert auf eine Probefahrt. „Nur Autohändler können Online-Auftritte und das ‚Riechen, Fühlen und Schmecken‘ von Autos im Autohaus sowie aktive Beratung und Erlebnisprobefahrt aus einer Hand bieten“, erklärt Weßner.
Andererseits können sich aber auch zwei von drei Autokäufern vorstellen, ihr Fahrzeug online zu kaufen. Durch die Ausgangsbeschränkungen werden momentan ohnehin Autoportale, Herstellerwebsites, Bewertungen anderer Kunden und soziale Netzwerke immer wichtiger für die Kaufentscheidung, schreiben die Meinungsforscher in ihrer Studie.
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Die Verkäufer sollten sich deshalb bewusst sein, dass die Kunden nun durch intensive Vorabsuche im Netz besser informiert sind als je zuvor, so die Experten weiter. Sie schätzen, dass die Digitalisierung der Verkaufsprozesse zum einem weiteren Selektionsprozess im Automobilhandel führen, bei dem die Schnellen die Langsamen schlagen.
Autokauf: VW fordert staatliche Förderprämie
Nicht nur Autohändler und Verbände sorgen sich um sinkenden Absatz im Fahrzeugmarkt, auch die Autobauer schlagen Alarm. VW fordert nun eine neue staatliche Förderprämie. „In dieser Situation sollte eine Prämie breit angelegt sein und auch moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor umfassen", sagte VW-Manager Ralf Brandstätter dem ‚Handelsblatt‘. Die bisherige Förderung von E-Autos soll Brandstätter zufolge fortgesetzt werden.
Volkswagen produziert seit Mitte April wieder Fahrzeuge. Konkurrent Daimler hat seine Werke am Montag (20.4.) ebenfalls wieder schrittweise in Betrieb genommen. Während einige Standorte vorerst mit einer Schicht beginnen, sollen in anderen gleich wieder in mehreren Schichten gearbeitet werden. Das berichtet die Deutsche Presseagentur.
Damit die Mitarbeiter untereinander nicht mehr Kontakt haben als nötig, werden unter anderem die Schichten nicht voll besetzt und die Schichtzeiten so geändert, dass sich die Beschäftigten weder am Werkstor noch in den Umkleideräumen begegnen.